Scham
Angetriggert vom vorherigen Post, knüpft sich eine Linie zu einem Erlebnis aus den frühen 90-ern...:
(Triggerwarnung: Personen, die durch sexuellen Missbrauch traumatisiert sind, lesen hier bitte NICHT weiter und wenn, dann nur unter großer Vorsicht!)
Ich war 14 und mit einer Freundin in einem Stadtpark unterwegs. Wir erzählten, alberten und lachten. Am Rande des Parks, sprach uns ein Mann aus einem hellblauen Trabbi an. Er hatte eine Straßenkarte in der Hand und suchte eine bestimmte Straße. Ich begann ihm zu erklären, wie er fahren musste...
Da stiess mich meine Freundin in die Seite. Ich schnallte jedoch gar nichts, da mir die Straßenkarte jegliche Sicht verdeckte. Kurz darauf kassierte ich einen zweiten Rippenstoß, der echt kräftig war. Ich drehte mich zu ihr und wollte sie gerade fragen, was dass soll, als ich begriff, warum. Inzwischen war er fertig und fragte uns sogar noch nach einem Taschentuch! Völlig konsterniert und wie eingefroren starrte ich auf seine nackte Leibesmitte und seine total zugekleisterte Hand.
Meine Freundin tat das einzig Richtige: Sie packte mich fest an und zog mich weg von diesem Ort...
Wir waren sehr aufgeregt und durcheinander. Es dauerte lange, bis wir uns wieder beruhigt hatten. Erst dann fiel uns auf, dass wir uns das KfZ-Kennzeichen des Mannes hätten merken müssen...! Dass wir Anzeige erstatten müssten!
Wir haben es gelassen. Aus Scham. Aus Angst.
Wenn ich später an dieses Ereignis dachte oder auch jetzt noch, bedauere ich sehr, dass wir den Mann nicht doch angezeigt haben. Dass wir einfach nicht den Mut dazu fanden. Dass wir geschwiegen haben...
Wer weiß, wie oft er dieses Manöver dadurch noch abziehen konnte? Wer weiß, wievielen Kindern, Frauen und Jugendlichen er auf diese oder andere Art und Weise noch geschadet hat?
Heute weiß ich, dass auch er Hilfe gebraucht hätte. Ja - sicher in Form einer Verurteilung! Je nach Straftatenregister: Geldstrafe, Sozialstunden oder eben auch Freiheitsentzug. Was er aber sicher noch mehr und viel nötiger gebraucht hätte, wäre Hilfe gewesen. Professionelle Hilfe, um mit seinen sexuellen Trieben aufhören zu können.
Mittlerweile weiß ich, dass es in Deutschland kaum Hilfen für Pädophile gibt. Sicher, man kann viel fordern! Und das obendrein noch ziemlich rabiat!!!
Aber wer bin ich, dass ich darüber urteile!?
Oft wurden Menschen mit diesen Neigungen selbst sexuell missbraucht...
Es ist nicht mein Verdienst, dass die Folgen meines eigenen erlebten Missbrauchs sich nicht gegen Andere richten. Also wäre es auch nicht meine Schuld, wenn ich entsprechende Neigungen entwickelt hätte, die sich gegen Andere richten können. Aber ich müsste dann Hilfe annehmen, um zu verhindern, dass ich meine Neigungen auslebe und damit Anderen schade. Allerdings setzt das entsprechende Therapieangebote voraus. Und: Natürlich auch die Fähigkeit oder eben den Zwang, diese anzunehmen.
Also braucht es Therapieangebote für Menschen, die solche Neigungen an sich bemerken. Und erst recht braucht es Therapieangebote in der JVA, wo Missbrauchte einsitzen, die schon zu Tätern geworden sind. Als Prävention. Damit es nicht erneut geschieht. Aber davon sind wir noch meilenweit entfernt!
(Triggerwarnung: Personen, die durch sexuellen Missbrauch traumatisiert sind, lesen hier bitte NICHT weiter und wenn, dann nur unter großer Vorsicht!)
Ich war 14 und mit einer Freundin in einem Stadtpark unterwegs. Wir erzählten, alberten und lachten. Am Rande des Parks, sprach uns ein Mann aus einem hellblauen Trabbi an. Er hatte eine Straßenkarte in der Hand und suchte eine bestimmte Straße. Ich begann ihm zu erklären, wie er fahren musste...
Da stiess mich meine Freundin in die Seite. Ich schnallte jedoch gar nichts, da mir die Straßenkarte jegliche Sicht verdeckte. Kurz darauf kassierte ich einen zweiten Rippenstoß, der echt kräftig war. Ich drehte mich zu ihr und wollte sie gerade fragen, was dass soll, als ich begriff, warum. Inzwischen war er fertig und fragte uns sogar noch nach einem Taschentuch! Völlig konsterniert und wie eingefroren starrte ich auf seine nackte Leibesmitte und seine total zugekleisterte Hand.
Meine Freundin tat das einzig Richtige: Sie packte mich fest an und zog mich weg von diesem Ort...
Wir waren sehr aufgeregt und durcheinander. Es dauerte lange, bis wir uns wieder beruhigt hatten. Erst dann fiel uns auf, dass wir uns das KfZ-Kennzeichen des Mannes hätten merken müssen...! Dass wir Anzeige erstatten müssten!
Wir haben es gelassen. Aus Scham. Aus Angst.
Wenn ich später an dieses Ereignis dachte oder auch jetzt noch, bedauere ich sehr, dass wir den Mann nicht doch angezeigt haben. Dass wir einfach nicht den Mut dazu fanden. Dass wir geschwiegen haben...
Wer weiß, wie oft er dieses Manöver dadurch noch abziehen konnte? Wer weiß, wievielen Kindern, Frauen und Jugendlichen er auf diese oder andere Art und Weise noch geschadet hat?
Heute weiß ich, dass auch er Hilfe gebraucht hätte. Ja - sicher in Form einer Verurteilung! Je nach Straftatenregister: Geldstrafe, Sozialstunden oder eben auch Freiheitsentzug. Was er aber sicher noch mehr und viel nötiger gebraucht hätte, wäre Hilfe gewesen. Professionelle Hilfe, um mit seinen sexuellen Trieben aufhören zu können.
Mittlerweile weiß ich, dass es in Deutschland kaum Hilfen für Pädophile gibt. Sicher, man kann viel fordern! Und das obendrein noch ziemlich rabiat!!!
Aber wer bin ich, dass ich darüber urteile!?
Oft wurden Menschen mit diesen Neigungen selbst sexuell missbraucht...
Es ist nicht mein Verdienst, dass die Folgen meines eigenen erlebten Missbrauchs sich nicht gegen Andere richten. Also wäre es auch nicht meine Schuld, wenn ich entsprechende Neigungen entwickelt hätte, die sich gegen Andere richten können. Aber ich müsste dann Hilfe annehmen, um zu verhindern, dass ich meine Neigungen auslebe und damit Anderen schade. Allerdings setzt das entsprechende Therapieangebote voraus. Und: Natürlich auch die Fähigkeit oder eben den Zwang, diese anzunehmen.
Also braucht es Therapieangebote für Menschen, die solche Neigungen an sich bemerken. Und erst recht braucht es Therapieangebote in der JVA, wo Missbrauchte einsitzen, die schon zu Tätern geworden sind. Als Prävention. Damit es nicht erneut geschieht. Aber davon sind wir noch meilenweit entfernt!