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Es werden Posts vom März, 2019 angezeigt.

Woll-Fitz

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Es ist ein bißchen wie mit verfitzter Wolle: Einen mittelgroßen Fitz musste sicherlich jeder schon einmal entwirren - die verwickelten Schlaufen und Enden schauen überall heraus. Recht schnell ist zu erkennen, dass es überhaupt nichts bringt, an einer Stelle nur fest genug zu ziehen - dann wird sich schon alles aufdrieseln. Das klappt nur manchmal bei ganz kleinen Fitzen, wenn man zufällig gleich den richtigen Faden erwischt. Nicht so bei einem größeren Fitz. An einer Stelle ewig zupfen und ziehen bringt genau das Gegenteil - das Knäuel wird noch fester zusammen gezogen und der nächste Versuch beim Entwirren noch schwieriger. Es bleibt also nur, immer wieder zu schauen, wie und wo man als Nächstes ein klein wenig für Entwirrung sorgen kann, ganz behutsam nur. Dann immer wieder an allen Stellen schauen, wo es weiter geht, wieder ein wenig zupfen, bis sich nach und nach erste Fadenanteile lösen und zu ordnen beginnen. So - dann immer wieder und geduldig immer weiter... Bei der Th

Warum erst jetzt?!? Ein Erklärungsversuch...

Ein absoluter Klassiker, wie er im Buche steht! Ganz weit oben in den Top-Ten-Listen der Fragen, welche Betroffene ganz besonders "mögen"... Erst neulich begegnete mir diese Frage  wieder in einem Chat, welcher diskutierte, ob Verjährungsfristen für sexuellen Missbrauch abgeschafft werden sollten oder nicht. Warum erst jetzt?, fragte mich gestern auch meine liebe Freundin K.A., jedoch in einem ganz anderen Kontext. Warum ich meine kleine Mannschaft jetzt erst so wahr nehmen kann? Ob sie früher schon spürbar waren oder ob sie einfach irgendwann für mich vom Himmel fielen ?!? Weder / noch - hier ein Erklärungsversuch, welcher vielleicht beide Fragen anschaulich erläutern kann: Es war "Beides" in meinem Bewusstsein immer da: Der Missbrauch (& alle anderen Traumata) und auch mein "System" zeigte sich rückblickend betrachtet recht früh. Den Missbrauch selbst habe ich mal mit einer Ladung Beerenobst verglichen, welche eingefroren wurde. Man sieht no

Verstecken oder...

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..." Moritz in der Litfaßsäule" (Autorin: Christa Kożik) Manchmal geht es uns, wie dem neunjährigen Moritz Zack: Wir sind zu langsam für diese Welt und selbige beschwert sich bei uns darüber. Selbst an Tagen, wo wir uns etwas Zeit für alle nehmen können, ist der Tag ruckzuck vorbei, obwohl noch nicht einmal jede(r) ausreichend lange dran  war. Das geht schon morgens los: Wir müssen aufstehen, die Kleinsten wollen aber noch kuscheln im Bett. Sind wir aus dem Bett heraus, mag jemand ein Bilderbuch anschauen, während es den Nächsten an die Malstifte zieht... So geht das im Tageslauf unterwegs weiter: Jemand mag gerne lesen oder in der Sonne träumen, jemand anderes die Ameisen auf dem Weg beobachten... Spüren, Entdecken, Fühlen, Erobern, Entspannen, Ausprobieren - alles soll in den Tag passen! Letztenendes kommen wir zu spät wieder daheim an und haben es (mal wieder) versäumt, eine Waschmaschine rechtzeitig anzustellen, etwas aufzuräumen oder was auch immer. *hrmpf* DA

In Gedanken an...

♡ Meine  liebe Oma  zu ihrem 90. Geburtstag R.S. verh. H. geb. O. ♡

Eismeerfeld

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...eisig und rauh weht der Wind über die endlose Ebene. Am Horizont verschwimmen Himmel und Eisfeld in einer unscharfen blau-grauen Linie. Überhaupt ist es nicht möglich irgendeinen Fixpunkt in diesem Nirgendwo auszumachen. Weder mit dem Auge, noch mit den Füßen, mit denen ich langsam durch dieses Eismeernirgendwo tappe. Alles fühlt sich ausweglos gleich und einsam an. Ja, einsam vorallem und kalt - eisekalt... Doch die Phase des Zitterns, Bebens und Frierens ist längst vorbei. Ich fühle mich seltsam erstarrt an, obwohl ich noch in der Lage bin, langsam weiter zu gehen. Doch: Wie lange noch? Wird es reichen? Nirgendwo ist ein mögliches Ziel auszumachen. Einen Ort, zu dem ich gehen könnte... ---------- ...dieses gedankliche Bild hatte ich in der Therapiestunde vor meinen Augen, als wir über mich im Teenageralter sprachen. Die Ausgangsfrage lautete, ob "sie" sich nicht etwas mehr der traurigen Kleinen annehmen könnte. Ihre Antwort war ganz klar und deutlich. Sie k

Selbstzahler

Ab heute ist es nun soweit: Ich muss meine psychotherapeutische Behandlung selbst bezahlen. Die Kasse zahlt nur noch einmal 25 min. pro Monat, soweit ich weiß. EDIT: Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass meine Therapeutin so lieb ist, mich für weniger als 50% des regulären Satzes weiter zu behandeln. Großer Dank! 💐 Ich empfinde dies als große Ungerechtigkeit. Fühle mich gewissermaßen vom deutschen Gesundheitssystem fallen gelassen. Verglichen mit anderen Ländern, ist dass Jammern auf hohem Niveau. Angesichts dessen, dass Deutschland zu den reichsten Ländern der Erde zählt, sollte es möglich sein, Betroffenen chronischer Erkrankungen (auch wenn sie psychischer Natur sind!) eine durchgehend gesicherte Therapie und Behandlung zu ermöglichen. Denn - mein pures Glück ist: Ich kann es überhaupt selbst bezahlen! Über die Alternative möchte ich jetzt gar nicht nachdenken... Meine Krankenkasse fühlt sich bezüglich meiner Psychotherapie also erst wieder im März 2021 zuständig. Na prima

Ein letzter, stiller Moment zwischen uns...

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Es war an irgendeinem Tag Anfang April 2016 im Foyer eines Stadtkrankenhauses... Dort stand ein kleines Ledersofa in einer Ecke - ein Dreisitzer - gerade groß genug für uns drei. Mein Vater war 2 Tage zuvor operiert worden - ein Routineeingriff. Gemeinsam saßen wir auf diesem Sofa. Mein Vater rechts, meine Mutter links und ich in der Mitte. Schon damals fühlte ich diese extreme Zerrissenheit in mir. Es ging mir ohnehin schon sehr schlecht. Flashbacks quälten mich täglich... Ich wusste nicht mehr, wie ich meinen Eltern überhaupt noch gegenüber treten sollte. Einerseits war da noch ein verschwindend kleiner Rest von Küken , welches ich so gerne viel öfter in ihrer Mitte gewesen wäre... Auf der anderen Seite war da plötzlich so ein Wissen, dass wir hier zu dritt in dieser Konstellation und Nähe das letzte Mal zusammen saßen. Ich konnte mir dieses Gefühl und diese Gedanken nicht richtig erklären; dieses Empfinden war einfach da - von jetzt auf gleich. Es blieb im Ürigen wirklich

Akku aufladen - ein wenig jedenfalls

Nach dem Vorsortieren der Fakten aus dem Gespräch mit meiner Tante in der "normalen" Therapiestunde, musste in der Körpertherapiestunde dringend der Akku wieder aufgeladen werden...: Tränen der Kleinen und enorme Erschöpfung, 1 oder 2 Fragen, Antworten dazu, wieder Tränen, Schluchzen, noch mehr Erschöpfung. Müdigkeit, wie Ohnmacht! Wir haben uns dann eine Decke bei ihr auf den Boden gelegt und uns auf einem großen Kissen neben ihr gebettet und zusammen gerollt. Sie hat uns dann ganz sanft zugedeckt und unsere Hand gehalten. Die andere Hand noch obendrüber, so dass unsere Rechte eingehüllt war. Aus dem Innen kam immer wieder die Frage, warum denn die Hand so lange da bleibt? Dürfen wir sie sooo lange festhalten?!? Dürfen wir so viel Halt annehmen? Geht die Hand dann wieder weg? Kommt sie wieder? Immer wieder verschwand das Erspüren der Hand. Wir konnten sie trotz aller Konzentration nicht mehr wahrnehmen. Wir mussten unsere Finger bewegen, damit wir wahrhaftig fühlen kon

Wir wurden zitiert mit...

„Wo immer man Betroffenen Hilfe verweigern will, sollte man bedenken, dass diese vom Schicksal 'lebenslänglichʻ bekommen haben –  nicht die Täter.“ (Nicole R.) alias Himbeersplitter ------ Zitat (S.92) aus der FALLSTUDIE SEXUELLER KINDESMISSBRAUCH IN INSTITUTIONEN UND FAMILIEN IN DER DDR www.aufarbeitungskommission.de/fallstudie-sexueller-kindesmissbrauch-ddr/ Hier der Link zum Download

Schönes...

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... so dicht bei vielen grausamen Wahrheiten: ...der Besuch bei ihr hatte auch schöne Aspekte. Wir unterhielten uns über ihre Hobbies: Sie näht, strickt, häkelt, stickt und bastelt enorm viel. Vieles davon durfte ich mir anschauen. Ganz filligrane Anhänger und kleine Blumenkinder aus Papier waren dabei. Ich erzählte ihr von der neuen Technik des Knookings (Stricken mit der Häkelnadel), welche ich derzeit ausprobiere. Sie strickt auch Socken selbst. Wir durften uns 2 Paar aussuchen! 😀 Zwei Topflappen für die Miniküche unseres Sohnes durften wir noch mitnehmen... Wir kommen ganz bestimmt wieder. Hab Dank, liebes Tantchen! 😘

Warum?

Gestern sprach ich nun mit meiner Tante. Ich kenne nun Ursachen, Gründe und Zusammenhänge besser. Kurzum: Es ist alles noch schlimmer, als ich befürchtet hatte!!! Obwohl ich hier anonym schreibe, möchte ich dazu dennoch nicht detailierter werden aus Rücksicht, auf alle Menschen, welche in dieser Familiengeschichte eingebunden sind. Grob gesagt ziehen sich sexuelle, körperliche und emotionale Gewalt, sowie Alkoholismus durch unsere Familiengeschichte, wie ein dicker, roter und häßlicher Faden! Mehr soll hierzu nicht vermerkt werden. ----- Und: Ich schäme mich unsagbar für meine Eltern!

Da sein

Sie ist noch für uns da. ...also bleiben wir auch noch.

Innendialog

"Ist sie noch da für uns?"    "Ich weiß es nicht...  Sie hat uns gesagt, dass sie da bleibt."    "Aber sie schreibt uns nichts zurück. "Vielleicht müssen wir warten..."  "Ich mag nicht mehr warten."  "Uns bleibt nichts anderes übrig." "Doch, wir könnten gehen, komm...!"