Ruhe



Die letzten Tage hier im Blog sind ziemlich bunt ausgefallen.
Es ging mir recht gut. Gut bedeutet, ich hatte recht viel Ruhe und Zeit für mich, ausreichend Schlaf, wenig belastendes Material. 
Es bedeutet jedoch auch, dass alles an mir vorbei zieht, wie in einem Film. Alles ist flach, wie ein Stück Band von einer Filmrolle: Freude ist flach, Mitleid ist flach, aber auch Ärger ist flach oder Liebe...
Es ist ein akzeptabler Ruhezustand nach einem bewegten Abschnitt. Das wachsende Mitwissen meiner Familie hatte mich ins Schlingern gebracht und mich erneut destabilisiert. So unterschrieb ich nach einem neuerlich-schwarzen Tief kurz vor Weihnachten einen "Non-Suizid"-Vertrag bei meiner Therapeutin. 
Sie riet mir ebenso dazu, ein niedrig dosiertes Antidepressivum einzunehmen. Seit anderthalb Jahren sträube ich mich dagegen, merke jedoch, wie ich schwächer werde.
Die Angst vor Abhängigkeit und Nebenwirkungen hält noch fest dagegen. Aber wie lange noch?!? 
Einigen haben solche Medikamente geholfen, andere hatten sofort starke Nebenwirkungen. Manche berichten über Entzugserscheinungen beim Absetzen. Eine mir bekannte Person wurde durch jahrzehntelange Einnahme solcher Medikamente schwer krank. (Schwerstbehindert) Lieber wäre mir, ich würde es ohne schaffen. Aber da baut sich schon wieder Druck auf, funktionieren zu müssen: In der Familie. Im Alltag. Auf Arbeit.
...
"Reiss Dich zusammen und sei doch endlich mal wieder ein normaler Mensch!" Elternabendteilnehmer, Terminjongleur, Pflasterkleber, Dingesucher, Tröster, Aufgabenabnehmer, Aufräumer, Hausaufgabenmanager, Menschenversteher, Einkäufer, Schnellduscher, Aufmunterer...
"Hab doch mal wieder Energie!" "Wie lange dauert diese Krankheitsphase denn noch?!" 
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Ja, wie lange dauert sie noch...?
Da sind Schuldgefühle, dass ich nicht schneller fertig werde mit meiner Erkrankung, dass ich nicht besser funktioniere. Machen wir es nicht immer so? Wir werfen uns bei einem fieberhaft-grippalen Infekt einfach ein paar Grippostad ein und schon geht es weiter auf Arbeit und im Alltag. Wir merken und wissen, was unser Körper eigentlich braucht: Ruhe & Rückzug. Aber wir machen einfach weiter - Pillen rein und weiter gehts. Will ich das so haben?  - Nö. Eigentlich nicht. Aber die Versuchung ist definitiv da.
...
So versuche ich der Ruhephase soviel Gutes, wie möglich abzugewinnen, wissend, dass sich alles schon bald wieder ändern wird.

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