Versinken im Grau und Warten

Die dürren, kahlen Zweige der Bäume recken sich dem fahlgrauen, bewölkten Nachmittagshimmel entgegen. Die Wolken ziehen nur träge und schwerfällig weiter... Mir geht es wie den Wolken: Ich bin grau, träge und komme schlecht voran.

Nachdem sich einige der vergangenen Tage relativ normal angefühlt haben, merke ich nun, wie ich langsam wieder beginne im Grau zu versinken. Ich versinke so langsam, dass ich nicht mal mehr sagen kann, wann es begonnen hat. Alltägliches verrichte ich weitgehend mühsam und einfach, weil ich es muss. Lust habe ich zu überhaupt nichts. Ich tue halt etwas - irgendwas. Hauptsache die Zeit vergeht dabei irgendwie. Denn einfach nur ausharren und hinweg träumen geht leider gerade auch nicht: Dafür bin ich zu unruhig. So habe ich zwar zu nichts Bock, habe aber immer irgendwas zwischen den Fingern: Wäsche, Spültuch (selbst gehäkelt!), Handy, Häkelnadel und Wolle, Tablet zum Bloggen...
Es ist, als ob man sich ganz dringend ausruhen will und muss, aber einfach nicht weiß, wie man sitzen oder liegen soll. Unruhig wälzt man sich hin & her, ohne irgendeine bequeme Position zu finden, in der man es länger als 2 Minuten aushält.

Unterm Strich ist es WARTEN.
Warten auf den Klinikaufenthalt.

Meine Therapeutin fragte mich diese Woche, ob sie hier in der Klinik vor Ort nochmal anrufen soll. Sie könnte mit der Chefärztin telefonieren. Sicher ergäbe sich eine Möglichkeit, mich eher aufzunehmen.
Jedoch wäre ich dann hier in meiner Heimatstadt. Damit viel zu nahe an allem dran. Ich glaube, dieser komplette Tapetenwechsel ist schon Teil meiner Behandlung. Ich brauche Distanz von allem.

Somit bleibt es dabei. Ich bin für das 2. Quartal fest eingeplant. Nicht eher und nicht später. Nur wann im 2. Quartal steht noch nicht fest.
Dann wird es Frühling sein. Alles wird heller, wärmer und freundlicher sein. Die Welt wird neu erblühen. Vielleicht gibt es ja auch gar keine bessere Jahreszeit für solch ein Projekt? Alles beginnt neu. Und ich dann auch... 🌱

Die Zeit, welche bis dahin noch vergehen muss, ist das Gebirge, welches vor mir liegt. Mit all seinen Zacken, Berggraten, Schlüchten, Anstiegen, Abhängen und dem Wetter darin. Raue Gegenwinde, peitschend-kalter Regen, eisige Schneeschauer und Nebelwände ohne Sicht...

Ich kann weiter gehen. Ich entscheide jeden Tag neu. Ich habe es selbst in der Hand. Und genau dieses Wissen darum, gibt mir die Freiheit, jeden Tag aufs neue zu probieren, ob ich wieder ein kleines Stück vorwärts kommen kann auf meinem Weg. Ich könnte jederzeit meinen Weg abbrechen. Nichts und niemand kann mich dann zwingen, weiter zu gehen...

So gehe ich weiter.
Schritt um Schritt.
Tag für Tag.
Wartend auf den Frühling.
Wartend auf die Blütezeit.

(Bildquelle: Pixabay)

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