Lieblingshund

Nein, ich habe keine Haustiere. Ich hatte auch noch nie eines. Als Kind wollte ich gerne ein Haustier haben. Wie jedes Kind! Meine Eltern wollten jedoch keine Tiere im Haushalt haben. Später aus purer Gewohnheit nicht und ich kenne mich auch nicht mit Haustieren aus.
Somit fallen meine Erfahrungen mit Tieren sehr mager aus, da ich obendrein in der Großstadt lebe und aufgewachsen bin. Alle Tiere, die sich bei uns aufhalten, haben wir also nicht freiwillig rein gelassen. Egal ob es sich nun um Holda, die Türspinne oder um Puck, die Stubenfliege handelt. Letztere ist eindeutig beliebter bei uns, da sie nicht so schwarz und fett ist und sich außerdem stets lustig die Hände reibt

Meine zweite Therapeutin, welche körpertherapeutisch mit mir arbeitet, besitzt eine Hundedame namens Simba. (Sie ist eine Mischung aus ganz viel Labrador, ein wenig Rottweiler und noch etwas ___? was ich mir nicht gemerkt habe, da ich einfach keine Ahnung von Hunden habe.) 
Simba erwartet mich oft schon, wenn ich komme. Sie bellt am Fenster zur Begrüßung. Wenn ich hinter ins Grundstück laufe, hechtet sie quer durch Wohnzimmer und Flur, um schnell an der Tür zu sein. Jetzt bekomme ich meine zweite, persönliche Begrüßung von ihr. Diese Woche fiel das besonders stürmisch aus. Simba kam dann noch mit bis vor den Therapieraum. Ich kraulte sie ein wenig. Dann beschnupperte sie mich - berührte dabei beinahe meine Nase. Sie war sehr vorsichtig mit mir... Nach ausgiegigem Räkeln, Strecken und Kratzen mit den Vorderpfoten auf dem Boden, lies sie sich seitlich neben mir nieder. Das hies wohl: >Ich fühl mich gut bei Dir. Bitte kraule mich noch ein bißchen.< Mach ich doch gern!
Einige Augenblicke später ruckelte sie solange in meine Richtung, bis sie ihren Kopf ganz dicht an mein Bein geschmiegt hatte. Wie an eine wohltuende Begrenzung. Sie hatte etwas getan, was ich selbst gern mag - mich zum Beispiel so in unsere Sofaecke kuscheln, dass Kopf, Rücken und idealer Weise noch die Füße eine gute und sichere Begrenzung erfahren. Wieviel in dieser Situation war hier wirklich vom Hund und wieviel von mir?!? Ich hatte das Gefühl, dass Simba mich in diesem Moment spiegelt. Diese Szene zwischen Simba und mir war der perfekte Einstieg in die Therapiestunde. Sie ist wunderbar... Deshalb ist sie einfach nur mein Lieblingshund!

Vielleicht tat sie auch nur, wonach ihr gerade war. Ich denke mir, dass Tiere sehr viel von uns spüren. Wir auch immer wieder etwas von den Tieren. Deshalb sind Tiere mit die besten Therapeuten, die es gibt. Sie nehmen unsere Stimmungen und unser Wohl- oder auch Unwohlsein war. Sie reagieren darauf. Doch sie hinterfragen uns nicht. Ihnen ist egal, wo wir her kommen und wer wir sind. Sie fragen nicht nach dem Warum. Sie werten uns nicht. Sie nehmen uns an, wie wir sind und lassen zu, dass wir einfach nur sein dürfen. Im Hier und Jetzt. Tiere erden uns auf wohltuende Art und Weise.

Danke Simba.

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