Nachtmelodie

Die Nacht scheint unbeweglich. Nicht einen Millimeter bewegt sie sich. Wie eingefroren... Seit über einer Stunde liege ich halb wach, halb im Dusel.
Der Abschiedsschmerz weidet genüsslich auf meiner Seelenwiese und lässt es sich gut gehen. Knabbert Hälmchen für Hälmchen, was mir jedoch unerträgliche Qual beschehrt...

So manches mal im Leben, möchte man die Zeit anhalten. Wenn es besonders schön ist, möchte man diesen Moment auskosten, ihn quasi langsamst lutschen, wie einen süßen Sahnebonbon.
Aber es gibt eben auch jenen Moment, wo man am liebsten die "ganz-schnell-vorspulen"-Taste drücken möchte. Eben jene Taste bräuchte ich gerade. Die verbleibenden 5 Tage möchte ich am liebsten gar nicht erleben...

Aber dieser heftige Abschiedsschmerz zeigt mir auch, mit welchen Personen und mit welchen anderen Gegebenheiten ich hier gut im Leben verankert bin. Familie, Freunde, Hobby und meine über alles geliebte Heimatstadt. Ich habe hier echte Wurzeln! Das ist gut. Richtig gut!

(Bildquelle: Pixabay)

Dennoch bin ich gerade wie ein kleines Segelboot. So eine richtig-kleine Nussschale, welches gerade packt, um hinaus zu fahren auf das offene Meer. Wird die See sehr rauh sein?!? Werde ich Dinge entdecken und erkunden, denen ich sonst niemals begegnet wäre. Meine Therapeutin sagte mir gestern: "Sie sind sehr mutig." Ich schaute sie mit großen Augen an. "Ja", meinte sie "Es braucht sehr viel Mut, zu solch einer Reise aufzubrechen." Ich glaube, sie hat recht.
Was wird das kleine Segelboot nun da draußen finden? Tatsächlich einen (weiteren) Leuchtturm, der hilft das Leben zu sortieren?!
Und wird es nicht auch wieder weh tun, jenen unbekannten Ort in ein paar Wochen wieder zu verlassen? (Ich sage nur: Stecknadelregen!)

Aber ich habe auch "Anker gesetzt" - einen magischen Anker. Er verbleibt im Heimathafen. Eine sehr lange Verbindung wird zwischen dem Boot und dem Anker hier, bestehen bleiben. Wenn das Boot in Seenot geraten sollte, darf es sich jederzeit in der Steuerzentrale des Heimathafens melden und wird auch Antwort auf sein SOS hin erhalten.
Und wenn das Boot in den Hafen zurück kehrt, dann wird es vielleicht auch Schäden haben, weil Gegenwind und Stecknadelregen sehr heftig waren. Dann wird es in der Steuerzentrale wieder auf Vordermann gebracht, damit es jederzeit seetüchtig bleibt.
Mit diesem Wissen und dem Vertrauen, dass am Ende schon alles gut werden wird, werde ich also in 5 Tagen noch vor dem Morgengrauen lossegeln.

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