Das hat uns doch auch nicht geschadet!

Doch, hat es...

Gestern ein Gespräch.
Kurz nur. Über vergangene Zeiten.
Was so erlebt wurde. Und was ganz normal war. Was überfordernd war, manchmal unvorstellbar aus heutiger Sicht. Und das das doch fast alle erlebt haben - so oder ein wenig anders.
Jaja - transgenerative Traumata.
Die leben irgendwie in allen von uns weiter...
Aber schauen wir, was aus uns geworden ist! Wie stolz wir auf das Erreichte zurück blicken können! Jaja, es war nicht immer einfach. Da wurde viel durchgemacht. 
Aber es hat uns doch nicht geschadet...!

Doch, hat es...

Neben Vielem, was gut geworden ist, sind wir einfach eine traumatisierte Gesellschaft. Die 2 langen Arme beider Weltkriege reichen auch heute noch mühelos mit ihren Folgen tief in die heutige Bevölkerung hinein.

"Es-hat-uns-nicht-geschadet!", ist aktives Verdrängen von Erlebtem, was eben nicht gut war. Ja - und gut, dass es so ist - Viele schaffen es dennoch fest im Leben zu stehen, gesund und glücklich zu sein.
Alle anderen aber kämpfen und hadern immer wieder neu mit alten Themen. Etliche könnten nicht einmal genau sagen, womit sie sich abmühen. Nur ein altes, schmerzhaftes und quälendes Gefühl sitzt mitten im Leben drin, ohne dass man sagen könnte, welche Ursache es hat.

Was genau hat denn nun "nicht geschadet"?
Allein sein.
Schläge.
Fehlende Liebe und Fürsorge.
Fehlende Nähe und Nestwärme.
Ängste, die keiner nahm.
Innere Not.
Überforderung.
Parentifizierung.
...

Was ist denn nun wirklich "schädlich"?
Misshandlung! *aha*
Und wo fängt die bitte schön an, wenn nicht bei den oben genannten Themen???!!

Oder definiert sich hier Misshandlung so, dass das nur etwas ist, was ein kleiner Bruchteil der Menschen in Kindheit und Jugend erlebt haben, nicht aber die breite Masse (so zB. sexuelle Gewalt).
Ist dass dann Misshandlung?!?

Ab wann sind Schläge "schädlich"?
Die Ohrfeige?
Der verdroschene, nackte Hintern?
Nö...!?!
Erst, wenn der Gürtel oder der Kleiderbügel genommen wurde..? (Hab ich nicht erlebt!)
Oder erst wenn der Kopf immer wieder so fest gegen die Wand geschlagen wurde, dass wiederholte Schädelverletzungen zur Ertaubung führten!? (Ausschnitt aus der Lebensgeschichte eines Kunden.)

Ohne noch weiter auszuholen, bin ich der Meinung, dass Genanntes schädlich ist auf jeden Fall! Nur kann manches davon besser im Leben "einsortiert" und verarbeitet werden, wenn danach, eine Klärung der Situation erfolgt.
Eine Ohrfeige schmerzt weniger (obwohl gleich stark ausgeführt), wenn danach der Grund (Affekthandlung zB.) und eine Entschudigung zur Klärung beitragen, als wenn danach die Schuld mit "geschiet-dir-recht" noch obendrauf gepackt wird...

So leicht ist das also nicht mit diesem Satz!
Er dient lediglich als Ausrede, nicht hinsehen zu müssen und nicht den Schmerz dabei aushalten zu müssen.

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