Geh-Denken


(Bildquelle privat - H. Kröbel)


Es war ein Faschingsdienstag - genau wie heute.  Es war der 13. Februar 1945...

Meine Oma war bei einer Freundin zu Besuch. Wie schon so oft. Ihre Freundin wohnte in der Altstadt - ein älteres Mietshaus - Hinterhof - 3. Etage.
Wie schon so oft wurde meine Oma zum Abendessen eingeladen. Nun, viel gab es nicht, aber das Wenige wurde sehr gern geteilt. Nach dem Essen plauderten sie noch eine Weile. So wurde meine Oma - damals gerade 24 Lenze alt - gefragt, ob sie nicht wieder über Nacht bleiben wolle. Schon oft hatte sie das getan. Schließlich musste sie am Morgen wieder in der Stadt bei der Arbeit sein. Sie wohnte außerhalb am Stadtrand und musste obendrein mit ihrem Fahrrad bergauf radeln. Sie überlegte einen Moment. Schon etliche Male hatte sie bei ihrer Freundin übernachtet. Erst recht, wenn es schon sehr spät war, wie heute.
Später konnte sie nicht mehr sagen, warum. Aber an diesem Faschingsdienstag entschied sie sich, aufs Rad zu steigen, um für die wenigen Stunden heimzufahren.
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Um 21:45 Uhr ging der Fliegeralarm los. Die Menschen begaben sich in die Keller ihrer Wohnhäuser oder in die wenigen Luftschutzbunker der Stadt. Um Viertel nach 10 fielen die ersten Bomben. Dieser und die nachfolgenden Angriffe sollten aus der Stadt eine Feuerhölle machen, in der sogar Glas zu schmelzen begann...
Meine Oma war inzwischen daheim angekommen. Mit Blick in Richtung Stadt konnte sie die gigantische Feuerkuppel sehen. Mit Grauen und Angst dachte sie an ihre Freundin und deren Familie. Sie sollte sie nie wieder sehen. Niemand aus dieser Familie überlebte den Feuersturm...

((Bildquelle: Pixabay)


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