Borderland

Dieses Bild habe ich am Montag gezeichnet. Während einer Imaginationsübung sollte ich es in meinem Kopf entstehen lassen. Es sollte meine momentane Situation in all ihren Facetten nachzeichnen. Seht selbst:



Ein schmaler Bergpfad, dessen Seilsicherung nach ein paar Schritten endet. Links steil abwärts in tödliche Tiefen. Rechts unüberwindbar-glatt und steil bergauf. Zurück will ich nicht gehen, also bleibt nur den gefährlichen Pfad weiter entlang zu tasten, bis ich vorn vielleicht sehen kann, was hinter der Kurve ist. Immerhin, der Weg ist klar abgegrenzt. Nicht ausgesetzt durch Abbrüche in der Wand. Die Haken in der Wand scheinen stabil zu sein. Werden sie halten!?
Dort, wo die Sicherung in der Wand verläuft, wachsen auch noch kleine Blumen am Wegesrand. Kleine Hoffnungsträger.
In der Ferne schimmert warmes Sonnenlicht durch die Taleinschnitte in der Bergkette. Dort ist die Freiheit! Dort will ich hin...
Aber der Weg ist noch weit, gefährlich, karg und einsam. Bei jedem Schritt muss ich darauf achten, nicht abzustürzen. Meine tägliche Gratwanderung in Borderland. Grenzland. Hohe Gebirge sind vielerorts die Grenze zwischen Ländern. Doch ich habe nur diesen einen Versuch - dieses eine Leben. Bei Fehltritt: Game Over! Nicht mehr und nicht weniger.
Die Seilsicherung ist mein Halt. Ich soll loslassen. Ich kann einen einzelnen Griff nicht für immer fest halten. Das würde bedeuten, ich kann nicht weiter gehen. Ich muss los lassen - zumindest kurz. Bis zum nächsten Griff, der mir Halt gibt. Immer weiter hangeln.
Was mache ich, wenn die Sicherung endet? Bin ich dann bereit, alleine weiter zu gehen. Ganz loszulassen? Ohne, dass ich abstürze? Werden sich neue Griffe finden? Irgendwie? Oder kommt mir jemand entgegen, der mich an die Hand nimmt um diesen schmalen Bergpfad mit mir weiter zu gehen? Vielleicht jemand, der sich schon gut mit solchen Bergpfaden auskennt. Eine erfahrene Gefährtin sozusagen...? Das wäre schön. Das wäre das, was ich mir immer auf meinem Weg gewünscht habe... Halt zu haben auf meinem Weg. Festhalten zu dürfen, bis ich aus freiem Willen loslassen kann und möchte. Nicht mehr Angst haben zu müssen, vorm Alleinsein ohne Halt. Frei von dieser Angst. Frei. Das erste Stück Freiheit.

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