Schulzeiten

Ein Gefühl macht mich seit dem Wochenende scheußlich kribbelig...

Unseren Sohn müssen wir nun an der weiterführenden Schule anmelden. Nach reiflicher Überlegung und unter Einbeziehung seiner eigenen Meinung, haben wir uns für ein neu gegründetes Gymnasium im Umfeld entschieden.
Seit Sommer letzten Jahres lernen dort die ersten drei 5. Klassen gemeinsam. Die Klassen wurden für den Einstieg bewusst klein gehalten, um in der Stadt Plätze für wechselnde Schüler zu schaffen. (Üblicher Weise sind die Klassen in unserer Stadt randvoll - egal welche Schulform besucht wird.) Er würde also im zweiten Jahrgang lernen und wäre immer einer der älteren Schüler. Außerdem kennt er da schon einen Jungen aus seiner Grundschule. Die Beiden verstehen sich gut.


Das allein ist jedoch gar nicht der Grund für meinen Beitrag...:

Es ist nämlich meine alte Schule. Anfang der 80-er wurde sie als normale POS (Polytechnische Oberschule 1. bis 10. Klasse) erbaut. Es ist ein Doppelgebäude - dh. zwei Schulen (3 bis 4 zügig) waren direkt neben einander. Ich besuchte sie mit Ausnahme des 1. Halbjahres der ersten Klasse bis zum Abitur, was eine Seltenheit ist, da es eigentlich unmöglich ist.
Während Klasse 1a und 1b zu Beginn des Schuljahres 1983/84 starteten, füllte sich unsere Klasse 1c beginnend mit dem 2. Schulhalbjahr im Februar 1984 erst langsam. Wir begannen mit 5 Schülern, ein 6. kam dazu. So blieb es bis zum Sommer. Dann zogen weitere Kinder zu, die mit uns ins 2. Schuljahr starteten. Wir in der 1c waren ein ziemlich chaotischer Haufen (a=artig, b=brav, c=chaotisch!). Die Bezeichnung war Programm. Sozialpädagogen und Schulpsychologen hatte noch keiner erfunden. Nach Kloppereien, Zerstörung oder anderen Ärgernissen, mussten wir unsere Probleme mit Eltern und Lehrern noch alleine lösen. Manchmal war es krass, meisten recht gut. Bis zur 8. Klasse waren wir jedenfalls zu einem richtig guten Team zusammen gewachsen. Die Wende war da und damit auch die Schulreform. Das brachte uns auseinander. Vier von uns bekamen gymnasiale Empfehlungen, die anderen sollten den Realabschluss machen. So blieben wir Wenigen und die Anderen mussten fort gehen, denn unsere Schule wurde Gymnasium. Unsere Spitze war klein - drei große Klassen die letztenendes 5 Tutorengruppen in Stufe 11 und 12 bildeten. Danach wurden es jedoch in jeder Jahrgangsstufe mehr und mehr Schüler. Als wir unser Abitur machten, wurden Klassen gegründet mit der Bezeichnung 5g, 5h und 5i!!! In dem großen Doppelgebäude plus angemietetem Kindergartengebäude unweit vom Schulgelände lernten Mitte der 90-er über 2000 Schüler. Danach wurde dieses "Schuldreieck" zum Drachenviereck. Die geburtenschwachen Wendejahrgänge rückten nach. Knapp 15 Jahre nach unserem Abitur schloss unsere Schule und fungierte zeitweise nur noch als Wahllokal und Ausweichschule. Nun ist sie frisch saniert und startet neu.

Prompt fluten Bilder ohne Ende!
Fahnenappell. Sozialistische Lobreden. Pioniernachmittage. Wandzeitungen. Freundschaftsrat. Auszeichnungen. Matheolympiade. Crosslauf. Sportfest. Landheimfahrten...
Aber auch:
Der Deutschlehrer der beim Sitzen auf dem Lehrertisch mit Selbigem zusammenbrach. Die Maus, welche über den Flur ins Musikzimmer flitzte und unsere Musiklehrerin das ganz hohe C anstimmen lies. Der eine Lehrer, welcher mit hoher Präzision kleine Kreidestückchen auf unaufmerksame Schüler warf. Der Astronomielehrer, welcher Mundgeruch zum Totumfallen hatte. Die Mathelehrerin, welche das Tafeldreieck wütend über die fehlende Klassendisziplin auf den Tisch knallte, so dass die Spitze abbrach und als gefährliches Flugobjekt durch die Klasse sauste. Der Informatikleherer, welcher sich Anfang der 90-er über seinen 40MB-Rechner freute (Wir Schüler hatten 20MB am Platz.).
Jungs, die uns Regenwürmer oder den Inhalt von Hagebutten in den Kragen steckten. Schlitterbahnen. Schneeballschlachten. (Ja, in den 80-ern gab es noch Winter.) Pausenspiele wie Käsekästchen, Armdrücken oder Münzenwerfen.

Ja, sie war nicht übel, die Schulzeit...

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