Arbeitsleben mit ESD V

Auf der Suche nach Alternativen.

Der zweite Arbeitsmarkt.

Durch Zufall und ein winziges Foto auf einer Homepage stieß ich auf einen Verein für gemeinnützige Arbeit. Menschen mit besonderen Einschränkungen (also körperlichen oder geistigen Behinderungen, sowie psychischen Erkrankungen) können dort einer sinnvollen und wertgeschätzten Tätigkeit im geschützten Umfeld nachgehen. Der Verein sieht sich nicht als klassische Behindertenwerkstatt, sondern als Unternehmen, welches unterm Strich zumindest einen Ausgleich als wirtschaftliche Bilanz erzielen muss.

Heute hatte ich einen ersten Kennenlerntermin in dieser Einrichtung:
Bei Ankunft war ich doch etwas "schockiert" und hatte sofort die Wahrnehmung, dass ich zumindest für einen guten Tag hier viel zu tief einsteige.

Das erste Gespräch mit zwei Damen zeigte im Verlauf jedoch wertvolle Möglichkeiten, die zumindest während einer Übergangszeit zielführend sein können. Die wichtigsten Punkte liegen im Ausprobieren, welches längerfristig sein kann und darf und in der Struktur. Es ist möglich, nur an 3 oder 4 Tagen zu kommen, es muss nicht die ganze Woche sein.
Das kleine, besondere Unternhemen gliedert sich in 2 Bereiche. Im Bereich I arbeiten Menschen mit starken Einschränkungen, wo der Focus mehr auf Miteinander und Struktur liegt, als auf Tätigkeit. Hier gibt es keinen Verdienst.
Im Bereich II liegt der Schwerpunkt beim Arbeiten. Diese Menschen hier erschaffen in irgendeinem Sinne Werte, sind also zumindest teilweise fähig, eigenständig Arbeitsabläufe durchzuführen. Der Zuverdienst im Bereich II ist schmal - 130 bis 300 € werden dort nicht überstiegen. Er ist nicht dazu gedacht seinen Lebensunterhalt sicher zu stellen, sondern ist ein Taschengeld, welches neben anderen Leistungen (wie Rente) zur Verfügung steht.
Der Verein zahlt die Sozialbeiträge. Förderung kommt vom Sozialamt und muss beantragt werden (Bereich Teilhabe am Sozialleben).

Die möglichen Arbeitsbereiche sind vielfältig: Garten- und Landschaftsbau, Holz, Textil, Stoff, Papier, Getaltung, Büro, Hauswirtschaft. Jeder Bereich wird von einem Arbeitstrainer geleitet. Dieser hilft, unterstützt, begleitet und gibt Rat. Pausen finden gemeinsam statt (Frühstück, Mittagessen). Es gibt einen Wochenplan, welcher aushängt. Niemand ist IMMER an einer bestimmten Stelle. So wie die Aufträge in den verschiedenen Bereichen wechseln, so wechseln auch die Mitarbeiter die Bereiche.

In "herkömmlichen Behindertenwerkstätten"  werden häufig Aufträge abgearbeitet, die immer wieder gleich sind. Dadurch können die Mitarbeiter zwar den Platz wechseln (Produktion, Sortierung, Verpackung etc.), nicht aber das eigentliche Produkt. Es sind letztenendes immer wieder die gleichen Abläufe, welche in den einzelnen Abteilungen anfallen.

In diesem kleinen Unternehmen ist das anders. Es werden Privataufträge angenommen, wie Gartenpflege, Möbelreparatur... aber auch von Gemeinden (Papierkorbummantelung) oder von Firmen. Da werden Insektenhotels, Nistkästen oder Dekoartikel hergestellt.
Die weiteren Produkte sind vielfältig. Auf einem Stück Pachtland wird angebaut. Aktuell werden Sämlinge vorgezogen. Es gibt Hochbeete.
Andere Produkte sind Bienenwachsplatten, Kräutersalze, Marmeladen uvm.

Nun heisst es erstmal sacken lassen. Für IMMER ist das sicherlich nichts. Aber es könnte die Möglichkeit für einen Übergang sein.
Sich ausprobieren können. Druckfrei. Geschützt. Fähigkeiten und Ressourcen neu entdecken und erkunden, um sie letztlich nach ihrer möglichen Verwertbarkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt zu sortieren.

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