An mein inneres Kind
Meine
liebes, kleines Ich
Du bist:
humorvoll, klug, wissbegierig,
mitfühlend, neugierig, quirlig, verträumt, lebendig, sanft, Du hast
eine sehr gute Beobachtungsgabe, Du bist phantasievoll, musikalisch &
hilfsbereit, Du liebst Buntes & Farben, Du liebst die Natur, Du
hast Tiere gern, Du gestaltest gern, Du arbeitest gern mit Deinen
Händen, Du magst Kontakt zu lieben Mitmenschen.
Du kannst gegen den Strom
schwimmen, bist treu, kannst ziemlich gut festhalten, aber auch
einmal aushalten. Du bist stark! Willensstark! Du durftest eine halbe
Ewigkeit nicht sein, wie Du möchtest & bist doch so geworden,
wie Du immer sein wolltest!
Du kannst trotzig sein und damit
anecken! Das tut Dir dann zwar leid, jedoch bleibst Du Deinen
Prinzipien treu. Ohne den Blick dafür zu verlieren, wenn wirklich
einmal etwas ganz schief läuft, dann lässt Du Dich durchaus vom
günstigeren Weg überzeugen.
Du kannst hin & wieder mal über
Dich selbst lachen und über Deinen Schatten springen – auch wenn
dich das viel Kraft und Mut kostet!
Dir fällt es unheimlich schwer,
los zu lassen! So oft musstest Du los lassen, was Dir lieb und teuer
war. Was Du eigentlich behalten wolltest! Auch letztes Jahr musstest
Du wieder los lassen: es war nur das endgültige und überfällige
Lockern eines unnötigen gewordenen Griffs. Die Notwendigkeit dazu
war schon vor Jahren da!
Und dennoch musstest Du – ja
mussten wir – etwas Essentielles loslassen: Eltern.
Ohne dafür „Ersatz“ zu haben,
obwohl wir diesen so händeringend brauchen!!!
Du bist manchmal traurig, verletzt,
wütend. Dann weinst Du. Dann ziehst Du Dich zurück. Dann leidest
Du.
Manchmal schreist Du auch.
Trommelst mit Deinen Fäusten wütend an die innere Tür! Von Zeit zu
Zeit gelingt Dir der Ausbruch! Dann bleibst Du draußen: verletzt,
wütend, zerzaust, traurig... Dann suchst Du Dir Auswege –
jemanden, der Dir hilft. Dann suchst Du „draußen“ weiter und
klammerst Dich aus Versehen schon mal an ein „Hosenbein“, welches
Dir gar nicht weiter helfen kann. Das tust Du nur, weil ich Dir
gerade nicht helfen kann! Ich bin zu schwach geworden über die
Jahre. Viel zu lange habe ich alles mit mir herum getragen...
Es
tut mir weh, Dich so zu erleben: verzweifelt, suchend, frierend und
allein! Noch gelingt es mir nicht, Dich gut zu trösten und zu
umsorgen, wenn es Dir schlecht geht. Noch brauchen wir ganz viel
Hilfe von „außen“ dafür. Irgendwann schaffen wir es alleine!
Sollten jedoch Tage kommen, an
denen ich merke, dass wir es nicht alleine schaffen: verspreche ich
Dir, Hilfe zu holen! Du wirst sicher noch so manches mal warten oder
auch aushalten müssen, aber nicht mehr Jahre – jahrzehntelang!!!
Du hast auch Angst. Große Angst!
Dort, wo wir herkamen, wollen wir nie wieder hin. Du flüchtest Dich
in purer Panik ganz dicht hinter mich, sobald Du auch nur bemerkst,
dass die Vergangenheit uns besuchen will. Wenn die Angst zu groß
wird, rennst Du laut schreiend und weinend davon!
Dann
kann ich Dich / uns lange Zeit nicht beruhigen... Dann brauchen wir
Hilfe. Aber nicht immer ist dann jemand für uns da – stattdessen
Leere, Sinnlosigkeit, Kälte und ganz viel Schmerz.
Dann rollen wir uns ein. Irgendwo
in einer Ecke. Du bist ich. Ich bin Du. Das ist dann nicht mehr zu
trennen. Wir versuchen uns zu trösten, aufzutanken, Ruhe und Kraft
zu finden.
Das gelingt uns jedoch fast nie.
Verrinnende Zeit & Ablenkung durch den lärmenden Alltag ziehen
uns dann ganz langsam aus unserem schmerzhaft-verkrümmten Zustand
wieder heraus. Ganz langsam und allmählich bist Du irgendwann wieder
Du & ich wieder ich. Wieder um ein paar blaue Flecken reicher
geworden. Aber eben nicht heil!
Ich mag Dich so, wie Du bist –
wissend, dass Du erst so geworden bist durch alles, was wir gemeinsam
erlebt haben! Sonst wärst Du nicht so stark! Sonst hättest Du nicht
so ein großes Herz und so wunderschöne, große Augen!
Du bist ein Schatz und eine
Bereicherung für mein Leben. Ich wünsche mir, dass wir immer Hand
in Hand weiter gehen.
In liebevoller Umarmung – Dein großes Ich