Nur geträumt...

Wir wohnten am Ende eines Kellergewölbes, welches sich jedoch nur zur Hälfte im Erdboden befand. So hatte mein Zimmer zwar nur verglaste Oberlichter, aber auch einen kleinen "Wintergarten", wo der Erdboden zu einer Mulde etwas abgeflacht war. Bis auf ein Bett, einen Schrank und ein Regalbrett, nebst ein paar persönlichen Dingen, war dieser Raum leer. Er war nicht schön, zumal die Wände aus nacktem Beton waren, doch er hatte seine eigene Magie - vorallem nachts, wenn das Licht durch den Wintergarten hineinschimmerte... Obwohl sich keines der Fenster öffnen lies und der Raum recht spartanisch war, fühlte ich mich hier recht wohl. Weniger wohl war das Verhältnis zwischen meinen Eltern und mir. So hielt ich mich tagsüber im Wesentlichen draußen auf, streunte umher und fand schließlich in einer Gruppe sogar ein wenig Anschluss. Die Spannungen zwischen meinen Eltern und mir nahmen zu, als sie mir im Streit eine erhebliche Verletzung am Arm zufügten. Ich flüchtete an diesem Abend und ging nicht wieder heim. Anderntags erstattete ich Anzeige bei der Polizei. 
Als ich meine Mutter zufällig in der Stadt traf, begegneten sich unsere Blicke über die Entfernung: In meinem konnte sie vermutlich Angst lesen, in ihrem las ich Wut und Verachtung. Offenbar hatte sie von meiner Anzeige schon Wind bekommen oder war zumindest über mein Fehlen in der Nacht verärgert. Dennoch: Einmal musste ich zurück nach Hause, um aus meinem Zimmer etwas Kleidung und ein paar Dinge zu holen. Ich probierte es gleich im Anschluss an diese Begegnung, so wäre die Chance niemanden anzutreffen vielleicht am Größten. Genau das stellte sich als Fehler heraus, sobald ich im Zimmer war, schloss jemand die Glastür ab und zog den schweren Vorhang davor zu. So vergingen ein paar Tage, bis Post vom Gericht kam. Wir wurden zur Aussage vorgeladen. Jedoch war ich als Angeklagte geladen und nicht als Kläger oder Zeuge! Auf dem Weg zum Gericht durch die Stadt, erzählte ich dem Fahrer, wie sich alles tatsächlich zugetragen hat. Er glaubte mir. In einiger Entfernung brauste gerade eine Feuerwehr davon. Der Fahrer setzte ihr nach und holte sie ein. Er lies das Fenster herunter und brüllte in rasender Fahrt zum Feuerwehrmann etwas hinüber. >Er solle die Polizei anfunken. Der Fall, welcher gerade Stadtgespräch ist, verhalte sich genau umgekehrt!< Der Feuerwehrmann nickte und nahm das Funkgerät. Der Fahrer verlangsamte daraufhin seine Fahrt wieder und fragte mich, wo ich hin wolle, da wir nun nicht mehr zum Gericht fahren würden. >Zum Pier, bitte!<, entschied ich, denn dort lungerten meistens einige meiner Freunde herum. Als ich ausstieg, waren tatsächlich schon alle versammelt. Ich lief den Weg entlang auf das Grüppchen zu. Dort war schon ein ziemlicher Menschenauflauf entstanden und eine kleine Menschenkette trennte tumultartiges Geschehen zwischen 2 Polizeiwagen von den Personen meiner Gruppe ab. Zögernd lief ich weiter auf sie zu. Aus dem Augenwinkel sah ich meine Mutter, wie sie wild gestikulierte und schimpfte. Zwei Polizeibeamte versuchten sie zur Ruhe zu bringen. Aus der Menschenkette heraus zwinkerte mir mein Vater(!!!) zu. Ich begrüßte meine Freundin und wir umarmten uns...



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Natürlich ist alles fiktiv - nur zusammen geträumt. Die Geschichte hat sich so nicht zugetragen. Meine Mutter kommt dabei viel zu schlecht weg und mein Vater viel zu gut.
Dennoch war ich über den Schluss am meisten verwundert, dass er derjenige war von Beiden, welcher sich mir doch noch einmal versöhnlich zuwenden konnte. Gerade ihm hatte ich damals am ehesten zugetraut, dass er nicht zum Gespräch erscheinen wird. Bei meiner Mutter hätte ich getippt, dass sie es tut - auf mich zukommt und bereit ist zum Dialog. Am Ende kam keiner von Beiden...
Das sich mein Vater mir zuwendet ist mein tieferes Wunschdenken - soviel ist klar, denn er wird es nicht tun. Mein Vater und ich - wir sind uns einfach viel ähnlicher. Ich habe immer gesagt: Von meiner Mutter habe ich nur den kleinen Unterschied.

Der zweite Gedanke, welcher mir jetzt erst beim Aufschreiben des Traumes in den Sinn schoss war, dass sich mein Vater in der Menschenkette nur verstecken wollte, um sich dem Zugriff durch die Polizei zu entziehen. Dieser Gedanke lies mich arg frösteln...

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Wie auch immer - ich bin nach wie vor mittendrin... 

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