Bastelbögen...?!

Bestimmt hatte jeder von Euch solch einen Bogen schon mal in der Hand als Kind: Einen Bastelbogen aus dünner Pappe, um eine kleine Stadt zu bauen. Lauter verschiedene Häuser wo die Deko gleich mit aufgedruckt ist: Die Früchte vorm Obstladen, eine Frau mit Korb, ein Auto, jemand schaut aus dem Fenster, ein Fahrrad lehnt an der Wand und an einer Laterne hebt ein Hund gerade ein Bein. 


Das Ausschneiden war zum Teil noch ganz okay. Meist haperte das Bastelvorhaben erst an der geringen Klebewilligkeit des Leims. Er klebte lange gar nicht. Oder dann plötzlich doch - aber schief. Beim langen Aneinanderhalten hatten sich die Flächen längst unbemerkt verschoben. 
Ich kann mich nicht entsinnen, dass einer jener Bögen damals wirklich zuende gebastelt wurde. Meist war nur ein Teil der Pappkulisse "bespielbar".

Heute schnippel und klebe ich sie nicht mehr zusammen - heute laufe ich hindurch. Quasi als Gegenentwurf zu "Kulissen von Vorgestern". Während sich genau dort für wenige Minuten mein dissoziativer Vorhang einmal lichtet, laufe ich ansonsten durch unreal erscheinende Gegenden.
Natürlich kann ich alles genau erkennen, wenn ich hinschaue. Daran liegt es nicht. Aber ich kann es nicht wirklich erfassen und genau wahrnehmen. Alles zieht, wie im Film an mir vorbei (so, wie wenn ihr im schnell fahrenden Zug sitzt und die Landschaft vorbei fliegt). Die Umgebung scheint nur 2-dimensional zu sein, wie angemalt und eben unecht; auch wenn sich alles bewegt, Geräusche macht etc.

Bei den Bastelbögen konnten wir noch selbst entscheiden, womit wir beginnen und was wir uns hinstellen, heute bekommen wir hingestellt. Wir entscheiden jedoch, an welchen Papphäusern wir vorbei laufen und an welchen nicht. Die mühsam vorm Ausbleichen und Bröckeln bewahrte Hausfassade meiner Eltern ist sicherlich nicht dabei.
Nur in der Nacht, wenn das Bewusstsein das Innere ziehen lassen muss, kehren wir doch immer und immer wieder zurück. 

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