Ruhige Silvesterminuten

Am Montagabend waren wir als Familie bei langjährigen Freunden zur Silvesterfeier eingeladen. Es gab Raclette, es wurde geschwatzt, gespielt, ein bißchen geknallert... Da sie im Herbst nochmal Eltern geworden waren, gehörte auch ihre 10 Wochen alte Tochter zur feiernden Meute. Den Abend über war die kleine Motte gut betreut - war ja genug "Personal" da.  Dennoch fand sie nicht die rechte Ruhe...

Unsereins war es ebenfalls zu trubelig und zu laut. Wir wollten Ruhe.
Gesagt getan: Mit "Alibi" Baby im Arm stiegen wir ins Obergeschoß des Hauses hinauf. Im Zimmer des jüngeren Sohnes stand ein gemütlicher Schaukelstuhl. Der wurde unser aller Ruheplätzchen.
Gedämpft klang der Lärm von unten herauf. Die Partygemeinschaft hatte inzwischen beschlossen, Trivial Pursuit zu spielen. Draußen stiegen immer wieder Raketen auf. Heulen, Sirren und Knallen begleitete unsere entstehende Ruhe als Kontrast.
Die kleine Maus schubberte noch eine Weile herum, bis sie es gemütlich genug hatte. Dann schlief sie endgültig ein. Aus den minutenlangen Minischläfchen des Abends, wurde endlich ein tiefer und ruhiger Schlaf. Gleichmäßig atmend lag dieses kleine Bündel Mensch nun auf mir. Ich merkte, wie meine Sinne begannen sich wieder vorsichtig zu öffnen. Damit verbunden auch die Wahrnehmung, wie der vorangegangene Teil des Abends an mir vorbei gerauscht war, ohne wirklich etwas bewusst wahr zu nehmen. Ich spürte wieder bewusster, hörte differenzierter, betrachtete einzelnde Gegenstände im Halbdunkel wieder mit der offenen Neugier, welche viel besser zu mir passt, als dieses permanente Vorbeidriften an allem und jedem.
Ab und an seufzte die Kleine im Schlaf. Auch ich merkte, wie ich mich etwas entspannte, wie mein Körper schwer und müde wurde. Sicher wäre ich eingeschlafen, wenn nicht zusätzlich ein wahres Schneegestöber an Gedanken durch meinen Kopf gewirbelt wäre: Als ich damals so alt war, musste ich es allein schaffen. Immer. Egal was war. Ich musste ganz allein in den Schlaf finden, ob es nun nebenan laut war, weil sich gerade ein ebenso kleiner Bettnachbar die Seele aus dem Leib brüllte oder ob ich völlig platt und überdreht zugleich von einer medizinischen Behandlung zurück war, spielte dabei keine Rolle. Keine Zuwendung. Kein Trost. Keine menschliche Wärme. Niemand der mir half, mich selbst zu regulieren... 
Wie gut, dass der Kleinen jemand dabei hilft. Dieses Mal bin ich es gewesen. Die Ruhe hier tut uns allen gut, nicht nur dem Baby...
Leise ging die Tür auf und der Vater der Kleinen kam herein. Wir gingen gemeinsam über den Gang zum Elternschlafzimmer und legten sie dort in ihr Bettchen. Die Knallerei um Mitternacht hat sie verträumt und verschlafen. Und auch meine Kleinsten "fragten" mich, ob es denn nun nicht endlich Zeit wäre zum Rückzug in unsere "Höhle"!?! Schließlich waren sie mindestens genauso müde und wären am liebsten gar nicht erst zur Silvesterfeier gegangen...

Gesundes, neues Jahr
Euch allen!

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