Verstecken oder...

..."Moritz in der Litfaßsäule" (Autorin: Christa Kożik)



Manchmal geht es uns, wie dem neunjährigen Moritz Zack: Wir sind zu langsam für diese Welt und selbige beschwert sich bei uns darüber. Selbst an Tagen, wo wir uns etwas Zeit für alle nehmen können, ist der Tag ruckzuck vorbei, obwohl noch nicht einmal jede(r) ausreichend lange dran war.
Das geht schon morgens los: Wir müssen aufstehen, die Kleinsten wollen aber noch kuscheln im Bett. Sind wir aus dem Bett heraus, mag jemand ein Bilderbuch anschauen, während es den Nächsten an die Malstifte zieht... So geht das im Tageslauf unterwegs weiter: Jemand mag gerne lesen oder in der Sonne träumen, jemand anderes die Ameisen auf dem Weg beobachten... Spüren, Entdecken, Fühlen, Erobern, Entspannen, Ausprobieren - alles soll in den Tag passen!
Letztenendes kommen wir zu spät wieder daheim an und haben es (mal wieder) versäumt, eine Waschmaschine rechtzeitig anzustellen, etwas aufzuräumen oder was auch immer. *hrmpf*
DAS macht im Kontext betrachtet dann echt miese Stimmung. Wir sind eben nicht nur für uns zuständig, sondern haben im Außen Familie. Die Kleinen erschrecken dann sehr und denken, sie haben etwas falsch gemacht, dabei waren sie eine kleine Weile lang einfach nur Kind. Die Größeren maulen dann herum, so wie das Pupertiere gern mal tun.
Das nervt!!!
Dann ist der Punkt erreicht, wo ich gerne reiss aus nehmen möchte, so wie Moritz Zack - ab in die Litfaßsäule!!! Dann kann die Welt uns suchen kommen, aber wir sind dann eben eine Zeit lang nicht verfügbar.

Da hat es unserer Meinung nach die Schilkröte sehr gut.


Sie hat ihr schönes, stabiles Haus immer dabei. Hat sie die Nase von allem gestrichen voll, verschwindet sie *zack* in ihrem Panzer. So gesehen ist Moritz' Name doch ein lustiges Gegenprogramm zu seiner vermeintlichen Langsamkeit.
Unsere liebe Mitpatientin BT aus der Klinik war der Meinung, wir bräuchten auch so ein Haustier wie sie... Sie wurde quasi von einem Pinguin gefunden. 😉
Für uns wäre die Schildkröte passend: *schwupps* und weg...

Natürlich ist auch mir klar, das der Alltag nicht nur aus Verstecken und Ausblenden bestehen kann. Ich muss immer wieder üben, mit meiner kleinen Mannschaft im Hier & Jetzt zurecht zu kommen und nicht nur in einer Welt, die uns gefällt.
Und doch halten wir es mit Moritz Zack: Auf Schildkrötenart ist es einfach wunderbar, die Langsamkeit beim Gehen wiederzuentdecken. (Und bei Bedarf auch mal für kurze Zeit ganz zu verschwinden.)

...so long...

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