In mir

Gewitter.
Küche.
Ein Glas Weißwein.
Die Digge futtert Romanasalat.

Gedankengetrappel...
Traurigkeit in mir.
Abschiednehemen.


Nun ist er da. Der letzte Grundschultag meines Sohnes. Kleine Geschenke für Lehrerin und Horterzieherin sind fertig verpackt. Der Schulrucksack für den "Klassenleiterunterricht" ganz leicht und fast leer.
Die Grundschulzeit geht zu Ende.

Am Anfang war der Schulanfang! Na klar. Es war die letzte große Familienfeier, bei der wir alle zusammen waren. Wir feierten in einem ehemaligen Bahnhofsgebäude. Vieles ist noch erhalten: Wartebänke, Stellwerkschalter (heisst das so?), Schalter für den Ticketverkauf... Der Inhaber hatte die Tafel als großes Doppel-E aufgebaut. In der Mitte lies er seine Gartenbahn fahren - von der Theke vorbei an allen Tischen, dann eine Schlaufe und wieder zurück. Jeder Tisch war ein Bahnhof mit eigenem Namen und man legte die Bestellung in einen der offenen Waggons. Zurück kam der Zug dann mit den jeweiligen Getränken. Ein Paradies für unseren Eisenbahnfan! Wer an die frische Luft wollte, konnte an den Schiebetüren vorbei auf der alten Laderampe Pause machen. Das allerschönste jedoch war, dass dieser Haltepunkt die Endstation einer Schmalspurbahn ist, wo auch heute noch alte Dampfloks ihren Dienst tun. Natürlich hielt an diesem Tage der Zuckertütenfestzug bei uns! Bei diesen vielen Gästen, Zuckertüten, Spielen und Leckereien verging der Tag wie im Flug - zumindest für meinen Sohn.

Für mich selbst? Nun - beim zweiten Kind ist man schon wesentlich unaufgeregter dabei, als noch beim Ersten. Weniger emotional.
Anders jetzt, da wir die Grundschule endgültig verlassen.

~

Ich verlies sie damals auch und auch wieder nicht. Im Grunde blieben wir "Ossies" ja von der 1. bis zur 10. Klasse beisammen. 
Eingeschult wurde ich in einem anderen Stadtteil. (Zum Halbjahr zogen wir um und ich kam in eine neue Klasse.)
Unsere Klassenlehrerin war damals ganz jung. Eine herzliche und liebevolle Frau, welche in sich ruhte. Ich habe sie sehr gemocht damals. Sie war die erste Person außerhalb meiner Familie, welche auf uns Kinder (und damit auch auf mich) angemessen einging. Hatte sich ein Kind weh getan oder war traurig, tröstete sie es und nahm es auch mal in den Arm. Eine ganz neue Erfahrung damals für mich in den frühen 80-ern. Keine unserer Kindergartenerzieherinnen wäre auf die Idee gekommen, ein Kind zu trösten oder gar in den Arm zu nehmen! Am beliebtesten waren damals bei uns die zwei älteren Erzieherinnen - sie schimpften nicht so schnell.
Ganz anders unsere Lehrerin - vielleicht habe ich es vergessen, aber ich kann mich nicht erinnern, dass sie jemals geschimpft hätte. Anlass hätte es gegeben: Ich saß neben einem sehr netten Jungen und wir schwatzten ab und zu im Unterricht. 🤭 Irgendwann saßen wir deswegen auch nicht mehr nebeneinander. Aber an eine Standpauke deswegen kann ich mich nicht erinnern.

Als meine Tochter eingeschult wurde, habe ich versucht, besagte Lehrerin wieder zu finden. Mittlerweile dürfte sie sich am Ende ihrer Berufstätigkeit befunden haben. Mit meiner Recherche hatte ich jedoch keinen Erfolg. Das meine damalige Schule mittlerweile geschlossen hatte, machte es nicht einfacher. Kurzum - ich fand sie nicht, dabei hätte ich mich so gerne für ihre Menschlichkeit und Zugewandtheit bedankt. ♡

Die neue Klasse war winzig. Im Neubaugebiet waren wir die dritte 1. Klasse, welche alle Zugezogenen aufnahm. Wir starteten mit 5 Kindern zum 2. Halbjahr. Ein sechstes Kind kam dazu. So klein blieben wir bis zum Schuljahresende.

~

Mein Sohn wird nun auch die Schule wechseln. Neue Kinder. Neue Klasse. Neues Gebäude und neue Lehrer. Zwei Jungen wird er dort schon kennen: Einer ist aus seiner Grundschule, der andere der Sohn von Freunden. Und er ist im zweiten Jahrgang dieser 2019 neu gegründeten Schule, die also noch ganz klein ist. Neu und klein und Anfang, so wie bei mir damals. Und die Schule ist in den neu renovierten, alten Standort eingezogen, in dem ich selbst 11,5 Jahre zur Schule ging! Chapeau...

Beliebte Posts aus diesem Blog

Arbeit mit EMDR (4-Felder-Technik)

Die Baumübung

Ich