Verwurzelung und Suche nach Halt

Ein großes Thema bei mir und in mir ist gerade Verwurzelung...


In dem bisschen Boden, was ich nun irgendwie unter mir gefunden habe, muss ich versuchen, mich neu zu verwurzeln.
Möglichst gut.
Möglichst sicher.
Bevor dieses kleine Stück zusammen geklaubter Boden wieder weg ist.

Schon während des Klinikaufenthaltes ging das mit dieser Wurzelei los. Es war mein erstes, kleines Projekt in der Ergotherapie. Ich fand in meiner ersten Einzelstunde eine Wurzel im Holzregal. Sie war staubig und sandig. Sie war angebrochen und ein bisschen zertreten. Kurzum: Sie sah ungefähr so aus, wie ich mich fühlte.
Nachdem ich sie eingehend betrachtet hatte, begann ich sie mit einer kleinen Drahtbürste zu säubern. Schnell merkte ich, dass der Draht der Bürste viel zu hart war und tiefe Riefen im Holz hinterlies. Ich wollte sie nicht weiter verletzen! Nun arbeitete ich ihre Form nur noch mit Schleifpapier heraus, entfernte behutsam eingetretene Steinchen aus dem Holz und genoss bei der Arbeit ihren kräftigen, harzigen Kiefernduft. Herrlich wohltuend...!

In meiner letzten Ergotherapiestunde dort, entdeckte ich wieder eine Wurzel im Holzregal, die irgendwer angeschleppt hatte. Im Ursprung war das Gebilde fast 2m lang, Daher sägte ich mir ein schönes Mittelstück heraus. Dann schnitzte ich hier und da ein wenig die Rinde ab und begann die Wurzel mittels Schleifpapier zu glätten. Das führe ich nun gerade hier daheim fort. Diese Woche habe ich mir endlich verschiedene Sorten Schleifleinen und ganz feine Stahlwolle dafür im Baumarkt gekauft.
Die Wurzel wird fertig sein, wenn sie mir gut gefällt.
Die einzelnen Wurzelsprossen winden sich wie Arme umeinander, berühren sich fast, aber nur fast! So, als spielten sie ein Spiel miteinander, dessen Ziel es ist, die perfekte Mischung aus Nähe und Distanz zueinander zu finden!
Es wird rauhe Stellen geben und ganz samtig weiche. Das helle Holz schimmert und gibt immer mal den Blick auf verbliebene Rindenreste frei. Fast so, als hätten Wasser, Sand und Wind das Holz lange Zeit bearbeitet. Nur - dass ich es war, die der Nummer mit der Zeit ein wenig auf die Sprünge geholfen hat. Fast wie Treibholz also, bis auf die helle Holzfarbe und den wunderbar harzigen Duft!

Im Innen wird auch nach Verwurzelung gesucht. Wenn ich abends in meiner "Höhle" auf der Schlafcouch unter die Decke krieche, sucht mindestens eine Fußspitze wie von selbst die schmale Lücke zwischen Liegefläche und Seitenwand. Auch meinen Kopf lehne ich oft gegen diese Seitenwand oder meinen Rücken. Manchmal sucht auch noch die Hand neuen Halt und neue Verwurzelung, wie mein Fuß...

Diese Thematik wird uns sicher noch geraume Zeit begleiten.

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