Schuld oder Verantwortung

Kann man unwissentlich Schuld auf sich laden?


Lange Zeit wusste ich nichts von Anteilen, Switches (Wechsel) und Dissoziationen. Ich konnte sie nicht bemerken oder benennen, geschweige denn bewusst steuern. Dennoch sind mir heftigste Wechsel bekannt (im Nachgang), welche sich zum Teil vor Beginn meiner Therapie befanden und zum Teil im therapeutische begleiteten Kennenlernprozess.

Mit meinen Switches habe ich Menschen schwerst verunsichert und destabilisiert. Sie brauchten zum Teil Wochen oder gar Monate, bis sie ihre innere Balance wieder gefunden hatten. Habe ich wirklich Schuld daran? (Ich spüre diese Schuld - ohne Zweifel - tonnenschwer auf mir lasten.)

Die Verantwortung liegt definitiv bei mir, aber die Schuld? Ich schäme mich - wir schämen uns dennoch dafür! Wir haben das Leben der Menschen, die wir eigentlich sehr mögen, stark beeinflusst für einige Zeit. Das tut uns leid. Das war nicht unsere Absicht. Zu einer dieser Personen haben wir noch sporadisch losen Kontakt. Aber wir wissen nie so recht (auf beiden Seiten, meine ich), wie wir miteinander umgehen sollen. Es ist immer angespannt, ja regelrecht verkrampft. Ich kann mich nie so recht entscheiden, ob ich auf sie zugehen oder doch lieber einen weiten Bogen machen sollte. Meinen Impuls ihr (und damit auch mir) im Umgang mit mir “helfen zu wollen”, kann ich getrost unterdrücken. Ich bin mit Sicherheit die Allerletzte auf diesem Planeten, die das kann.

Immerhin, hatten wir einmal die Möglichkeit darüber zu sprechen, dass es Wechsel von teilabgespaltenen Persönlichkeiten sind/waren und dass sie an den Dingen, die zwischen uns passiert sind, keine Schuld trägt (und auch keine Verantwortung). Das hat sie nach eigener Aussage entlastet. Das - und nur DAS, konnte ich tun. Mehr nicht. 


Doch ist da dieses Gefühl als Sünder zurück zu bleiben…

Wie müssen sich erst Betroffene anderer Störungsbilder fühlen, welche dann “echte” Straftaten begehen…?! Was ist mein “Verdienst” daran, dass ich eine partielle dissoziative und keine dissoziale Störung habe…? Es gibt keinen. Ich habe einfach “Glück” gehabt; so einfach ist das.


Ich hoffe, die Menschen, an die ich gerade diesbezüglich denke, können ihren Frieden mit den mit mir erlebten Begegnungen machen.

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