geDANKen gemacht

"Vielen Dank für alles! Danke dafür, dass ihr in den vergangenen 15 Monaten auf Bildungschancen, gemeinsame Zeit mit euren Freunden, die erste Liebe, die Abifeier, den Tanzkurz, Kino, Party, Auslandssemester und "Fridays for Future"-Demos verzichtet habt, um ganz ohne Eigennutz das Leben von alten und kranken Menschen zu retten. Danke dafür, dass ihr die Rettung von Großkonzernen ertragen habt, während kein Geld für Luftfilter in euren Klassenzimmern vorhanden war, dass ihr den Streit um die kleinsten Details im Hin und Her der Öffnung und Schließung von Einrichtungen des öffentlichen Lebens mit angesehen habt, ohne laut die andauernde Konzeptlosigkeit der Bildungsverantwortlichen anzuprangern. 
   Als Erwachsener mittleren Alters schäme ich mich zutiefst für die Gleichgültigkeit meiner Generation und der Generation meiner Eltern gegenüber euren Bedürfnissen. Wir lassen zu, dass nach all den Monaten des Heimunterrichts Videokonferenzen bei Euch immer noch nicht funktionieren. Wir erlauben, dass es in der ersten Woche Präsenzunterricht nach 6 Monaten der Trennung nichts Wichtigeres gibt, als Klassenarbeiten zu schreiben.
   Wir gestatten, dass Friseure und Gaststätten öffnen, bevor wir euch ernsthaft fragen, wie es Euch geht, und was getan werden muss, um euch jetzt zu unterstützen, ohne damit Nachhilfeunterricht zu meinen. Ich danke euch und bitte im Namen der Gesellschaft um Verzeihung. In meinen Augen seid ihr die Helden dieser Zeit."  
Das schrieb Jan Meiforth aus Weinheim in einem Leserbrief an eine Tageszeitung.

Eine Mutter hatte diesen Artikel in ihrem Status gepostet, und er sprach ihr vermutlich genauso aus der Seele, wie mir.
Im Stillen klatsche ich Beifall, wissend, dass dieser allein genau so wenig helfen wird, wie der Applaus, welchen die Ärzte und Pflegefachkräfte bekommen haben. So wie jene gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne brauchen, benötigen unsere Kinder und Jugendlichen jetzt Unterstützung dabei, wieder in ein normales Leben hinein zu finden: Wege eben beim Aufholen von Lernstoff (jedoch nicht, indem wir Ferien kürzen und den Schülern zusätzliche Arbeit im Sinne der Nachhilfe aufdrücken - lieber Lehrpläne ausmisten) , Fairness bei Prüfungen, Vermeiden von Überforderung, Freizeitangebote wieder zugänglich machen... und wir müssen unbedingt versuchen, die verloren gegangenen Kinder und Jugendliche wieder ins Boot zu holen. Dazu gehören nicht nur Angebote der Bildung! Sie müssen Ansprechpartner für ihre Sorgen und Nöte haben und diese Angebote müssen niederschwellig sein.
Das alles und noch ein wenig mehr sollten wir tun, sonst können wir uns den Satz "Kinder sind unsere Zukunft" direkt sparen.

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