Reha V

Es ist ruhiger geworden im Vergleich zu letzter Woche. Das muss auch so sein. Ich kann es mir nicht leisten, immer wieder Tavor zu nehmen und damit auch noch in eine weitere Baustelle zu rutschen - Medikamentenabhängigkeit.

Gestern war ich zur Sozialberatung. Ich erwartete einen relativ sachlich-nüchternen Termin, aber es kam etwas ganz anderes dabei heraus. Anfangs war es auch sachlich. Mein Gegenüber war gut vorbereitet auf den Termin - hatte meine Akte sehr genau gelesen. Wir begannen Fragen zu nahenden Arbeitslosigkeit zu klären...:

Arbeitslos!!!

Allein das Wort ist schon Schande und Damoklesschwert genug für mich... Sie sah das jedoch sehr pragmatisch: "Es ist eine Versicherungsleistung. Sie haben jahrelang eingezahlt und nun erhalten sie im eingetretenen Versicherungsfall eine Leistung." Imgrunde hat sie ja auch recht damit. Aber einige von Euch verstehen sicher trotzdem, was es bei mir auslöst. Nicht einen einzigen Tag in meinem Leben war ich bislang arbeitslos! Ich habe gehört, dass man daran nicht stirbt, aber bei mir bin ich da nicht ganz so sicher. 
Dann zählte sie noch weiter auf, wer dem nächst alles über meine Geschicke entscheiden wird: Ich jedenfalls nicht! Kontrollverlust! Andere entscheiden nun bald, ob ich arbeitsunfähig bin oder nicht... Klar, wer am Tropf des Sozialstaates hängt, macht sich logischer Weise nicht nur nackt, sondern auch abhängig. Damit auch unfreier in Bezug auf eigene Entscheidungen.
An diesem Punkt, war das Gespräch eigentlich schon vorbei. Wir haben dann noch versucht 1 - 2 weitere Punkte zu klären, doch das war schon zuviel. (daher die Lücke) Ich weiß nicht mehr, wie wir auf den Schlusspunkt kamen...: Hier im Haus gibt es ein Spielzimmer. Das ist für Begleitkinder bis zum Grundschulalter gedacht. Derzeit gibt es keine Begleitkinder (coronabedingt), daher ist es geschlossen. Sie bot mir an, wir könnten da rein gehen, damit sich die Jüngeren etwas aussuchen können, um es ins Zimmer mit zu nehmen. Bilderbücher oder Puzzle oder etwas anderes zum Spielen... 😃 Vor Freude und Dankbarkeit kamen uns sogleich die Tränen. Jemand hat uns und unsere Not gesehen, nicht nur das - auch verstanden! Sie hat verstanden, dass es in uns höchste Anspannungen erzeugt, wenn wir funktional bleiben MÜSSEN und die Kleinen hinten bleiben MÜSSEN. Und auch das geht ja nur in zeitlich sehr begrenztem Rahmen unter hohem Energieaufwand. Entspannung bringt dort das Sein-Dürfen. Aber eben nicht nur allein, sondern auch im Austausch mit anderen (idealer Weise Therapeuten, die das was da gerade ist, gut reflektieren und halten können).
Nun warten wir natürlich sehr darauf, das wir uns etwas aussuchen gehen können...

Gestern war ich dann das erste Mal im klinikeigenen Schwimmbad schwimmen. Abends gibt es die Möglichkeit zur freien Nutzung. Leider kam offenbar nix Gescheites in der Glotze, so dass viele Andere die gleiche Idee hatten. Mit ein bißchen Geschick war es trotzdem möglich, einige Bahnen im Wasser zu ziehen. Mal bäuchlings, mal rücklings schwimmend, sinnierte ich über die Frage einer Mitpatientin. Sie sprach mich am Beckenrand an, ob ich nicht ein Thema für die heutige Gruppe habe... Problem: Alle sind wegen Depressionen hier. Die Themen, welche mich wirklich beschäftigen, haben für die anderen gar keine Relevanz, weil sie diese Art Probleme diagnosebedingt gar nicht kennen (können).
Also dachte ich über ein unverfängliches, möglichst positives Thema nach. *puh* Mir fiel nur Ressourcen ein. Welche habt ihr? Wie setzt ihr sie ein? Wie erschliesst ihr neue? usw. Sicher wichtig, aber nichts was mich vordergründig beschäftigt. Vielleicht hat ja überaschender Weise noch jemand anderes ein Thema? (Bisher: Einmal hatte sich das Thema ergeben. Die beiden Male bei Frau Dr. S. sind wir Patienten kaum zu Wort gekommen, außer mit der Vokabel "JA" und beim letzten Mal, war es zäh - wir haben dann Notfallkoffer für 4 Abreisende gepackt, was ja auch schon aus "meinem Repertoire" war.)

EDIT 1: Keiner hatte ein Thema. Es wurden die Ressourcen...

EDIT 2:


👍🏼😉


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