Aufstellung

Eigentlich sollte es eine ganz normale Körpertherapiestunde werden...:

Noch vor der eigentlichen Begrüßung zogen zwei Matroschkas unsere Aufmerksamkeit auf sich. Die Größere von Beiden schaute geradeaus, als ginge sie nichts im Regal etwas an. Die Kleinere von beiden schaute zu der Größeren auf.
Nach der Begrüßung waren unsere Blicke sofort wieder im Regal...

Wir nahmen uns die 2 Figuren mit hinunter auf den Boden und betrachteten sie eine Weile. Uns fiel die Zeichnung wieder ein, welche wir mit 5 Jahren für unsere Mutter zum Frauentag gemalt hatten. Die größere Figur symbolisierte meine Mutter und die kleinere mich. Oder?! Nein! Tatsächlich uns!!! Ich nahm die kleine Figur auseinander, holte nacheinander alle Püppchen heraus und stellte sie auf.


Nebenbei sei bemerkt, dass wir auch den Datenschutz eingehalten haben: Alle Matroschkas waren mit dem Ablichten und dem Erscheinen im Blog einverstanden. 😉

Die große Figur schaut gar nicht NUR gerade aus. Sie blickt ein ganz klein wenig nach rechts. Gerade so viel, dass sie alles im Blick hat.
Doch - wo ist mein Vater???
Ich öffnete die große Puppe und holte die nächst kleinere heraus. Stellte sie daneben. Sah komisch aus. So war das früher vielleicht einmal... Seit längerem schon ist mein Vater eher wie ein Geist für mich. Ich erfahre nichts weiter von ihm. Selbst die Kinder sagen einfach nur "Opa ist langweilig." Meine Mutter (be)schützt ihn, wie ein hilfloses Kleinkind.
...also habe ich Vater kurzer Hand in den Bauch von Mutter zurück gesteckt! Aber meine Mutter schützt nicht nur meinen Vater, sondern auch sich selbst. Deshalb haben wir dann ein abgrenzendes Band um sie gelegt. Wir sind außen vor. Solange wir uns dem Familienzirkus nicht entzogen haben, waren wir sicherlich (zumindest zum Teil) im Inneren des Kreises. Doch sind wir nur "Mittel zum Zweck" und irgendwie nicht wirklich vorhanden.

Das erste Foto zeigt jedoch nur den Idealzustand, wenn es uns gut geht. Schwierig wird es, wenn eins dieser kleinen Persönchen "krank" wird. Dann sind Kopf und Körper auch noch entzwei. Wenn das nur einem passiert, tragen, ziehen, schleppen ihn die anderen mit. Dadurch sind sie abends ungleich erschöpfter, als an anderen Tagen.
An manchen Tagen jedoch, ist es wie beim Domino - fällt ein Stein, fallen alle.


Dann geht zuerst die Große der kleineren Figuren aus dem Leim. Damit übergibt sie alle Last und Verantwortung an die nächst Kleinere. Die hält das gleich gar nicht aus - Kopf und Körper trennen sich auch hier und der Krug geht zur nächsten.
Bis... ja bis nur noch die Allerkleinste von allen übrig ist. Das ist mein "worst case": Klein, einsam, allein, handlungsunfähig und... nicht länger willens so hier existent zu bleiben...

Dann doch noch ein klein wenig Körpertherapiestunde: Traurig. Weinen. Anlehnen an die Therapeutin, welche neben uns sitzt. Sie hält unsere Hand und ein wenig von unserem Schmerz...Ich baue die Figuren wieder zusammen.
Auf Nachfrage, ob es okay ist, stellt unsere Therapeutin die Figuren der kleinen Matroschka im Kreis auf, die Kleinste in der Mitte. Alle schauen sich an und passen gut auf das jüngste Mitglied der Gruppe auf. Ja, dass sieht heilsam aus... Ich sage, dass das ein Therapieziel ist, nicht jedoch die derzeitge Realität. Da schauen nämlich alle in unterschiedliche Richtungen und wollen völlig unterschiedliche Sachen.
Zum Schluß wird noch klar, dass die kleine Mannschaft da ein hilfreiches Team hat. Ein paar Plüschtiere werden dazu "abkommandiert". Das Erdmännchen macht sich wie von Zauberhand selbstständig. Es fragt, wann es denn Mittag gibt. Es sei sehr hungrig! Es schnuppert schonmal, nirgendwo gibt es Futter. Naja... (...damit war der Clown auch draußen) *grins*

Zum Schluß sind die ganz Kleinen traurig, dass sie schon wieder gehen müssen. Am liebsten hätten sie noch eine liebe Umarmung, trauen sich aber nicht zu fragen...

Bis nächste Woche dann - Auf Wiederfühlen!

Beliebte Posts aus diesem Blog

Arbeit mit EMDR (4-Felder-Technik)

Die Baumübung

Ich