Mutterspliss

Spliss mag keiner in seinen Haaren haben. Wenn sich die Haarspitzen mehrere Zentimeter weit aufspalten, sieht die Frisur ungepflegt und struppig aus. Kämmen wird zur Qual, da es mehr einem Herausreissen von Haarbüscheln ähnelt. Dann hilft nur: Abschneiden!
Zumindest DAS ist bei Haaren einfacher, wenn man sich denn einmal dazu durchgerungen hat.

Aber Mutterspliss?!? Was ist das denn nun wieder.

Es ist das, was die Himbeersplitterei empfindet in Bezug auf 'Mutter'. Wie ein Pinsel, den man zu oft genau mittig und zu hart aufgesetzt hat, stehen alle Fasern einzeln in (maximal!) verschiedene Richtungen ab. Mutterspliss eben!
Aber ich kann den nicht einfach abschneiden...

Das sind verschiedene Stimmen...: Jene, die unbedingt wieder Kontakt zu Mutti haben möchten. Sie wollen verzeihen, sich entschuldigen, ihr etwas schenken, an ihren Platz zurück kehren.
Andere, denen das ganze Geheule der Jüngeren voll auf den Keks geht! Sie wollen endlich Ruhe haben in diesem Kapitel. Sind froh, dass sie nicht mehr manipulieren kann. Am liebsten hätten sie sie ganz weg.
Dann noch jene, die beide Extreme beschwichtigen wollen - verbinden wollen, was partout nicht zusammen passt. Maximale Abneigung und loyales Gejammer lassen sich nun mal nicht verbinden, egal was man anstellt. Mutterspliss eben.

Abschneiden geht jedoch auch nicht, Es käme einer schwierigen und äußerst schmerzhaften und langwierigen (selbst)Operation ohne jegliche Betäubung gleich. 
Also bleibt wieder nur ein bestimmtes Maß an Dissoziation, um einer Pflegespülung gleich, den Spliss wenigstens etwas zu bändigen und vorm Weiteraufsplissen zu bewahren.

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Ich bin immer wieder neu überrascht, wieviel Energie dieses Mutterthema mit sich bringt. Bei der Betrachtung beider Elternrollen, hat mein Vater immer eine schön-bequeme, dezentrale Rolle ganz am Rande. Wie eine stumme Figur, die höchstens mal irgendwo hinzeigt, um etwas zu deuten. Ansonsten unbeweglich, starr - nahezu scheintot. Dabei hat er die dezentrale Position gar nicht verdient. Er hat mindestens soviel Anteil an meiner Situation, wie meine Mutter. Also darf er auch genausoviel Verantwortung tragen.
Die Rolle meiner Mutter hingegen ist mittig, frontal, aktiv und direkt auf mich zu. Sie schirmt meinen Vater ab. (Be)Schützt ihn. Springt quasi im Angriff auf mich zu. ("Angriff ist die beste Verteidigung!") 
Zumindest ist das in meiner Wahrnehmung und in meinen (Alb)Träumen so. Es gilt, dass in therapeutischer Arbeit aufzulösen: In Geprächen, Projekten, Arbeit mit EMDR-4-Felder-Technik und ganz viel Zeit.

Ach! Da sind wir ja wieder mal beim Thema: Seit Oktober bin ich mal wieder Selbstzahler... Heute morgen haben mich Streikende wertvolle 20 Therapieminuten gekostet. Das Geheule und Geschimpfe im Innen war groß! Übelkeit, Nebel, Traurigsein...
Vielleicht sollte ich mich mal auf die Straße kleben, um für durchgehend sicher finanzierte Psychotherapie für komplex Traumatisierte und chronisch, schwer-psychisch Erkrankte zu protestieren.
Wahrscheinlich bringt mir das nur einen rüden Umgang seitens der Ordnungshüter mit meiner-einer und eine Anzeige ein...

Wir haben nun mal keine Lobby. Leider.
Wir haben höchstens Mutterspliss... 🤷🏻‍♀️

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