Muttertagsbetrachtungen

Oder doch lieber Elterntagsbetrachtungen?!?


An den Muttertag 2016 kann ich mich noch genau erinnern. Es war der 71. Geburtstag meiner Tante, der ältesten Schwester meiner Mutter. Wir waren bei ihr im Garten eingeladen, um mit ihr zu feiern. Natürlich waren auch alle anderen Geschwister nebst Familien dabei. Es war ein sonniger und milder Frühlingstag.
Es ging mir zu dieser Zeit sehr schlecht, jedoch war ich für den Moment wieder etwas "gefasster", da ich 10 Tage später meinen ersten Termin bei meiner Therapeutin haben sollte. Ein zarter Hoffnungsschimmer am Horizont. Da es auch der Muttertag war, den ich mehr als Elterntag empfand, hatte ich 2 meiner Kinderzeichnungen ausgewählt, sie für meine Eltern farbkopiert, um sie ihnen zu schenken. (Nicht den Strauß, der ist hier nur Deko.)
Es war ein allerletzter Hilfeschrei von mir, diese - unsere Eltern-Kind-Beziehung - doch noch retten zu könnnen. Mir ist mittlerweile klar, dass diese Signale von mir vorallem falsch verstanden werden konnten und mussten. Damals waren sie ein Hilferuf...
Ich kann mir heute vorstellen, dass meine Eltern damals schon ein wenig spürten, dass sich "Veränderungen" in mir vollziehen. Das ich in einem reissenden Strom im Todeskampf an ihnen vorbeizog und nicht nur eben mal versuchsweise meine Füße in ein munteres kleines Bächlein stellte, nahmen sie freilich nicht wahr. Meine Mutter fing dann in einer leisen Ahnung schwingend an, von meinem Lebensanfang zu erzählen. Und wer weiß, 'ob dass nicht doch irgendwas gemacht hätte mit mir...' (UND OB!!! - aber das konnte ich damals nicht in Worte fassen.) Es hat außerdem ja nicht nur etwas mit mir gemacht, sondern auch mit ihr. Aber das ist ihr sicherlich bis heute kaum bewusst.
Hier hätten vielleicht Anfänge eines möglichen Dialoges zwischen ihr und mir als Mutter und Tochter liegen können...

Wenn - wenn da nicht die täglichen Flashbacks bzgl. der Erlebnisse mit meinem Vater gewesen wären! 

...auch mein Vater hat ein Bild erhalten. Ein Aufruf, dass wir doch eine Familie sind oder sein sollten. Dass seine Bedürfnisse zwar wichtig sind, aber auch jene meiner Mutter und meine eigenen. Das wir ihn trotzdem beide sehr lieb haben. Dass nicht immer alles für ihn perfekt passend sein muss. Und dass ich weiß, dass dies oft von meiner Mutter forciert wird. Ihm 'schmeichelt' soviel gesehen werden zwar, aber er könnte durchaus in vielen Dingen gut für sich selber sorgen - dass muss seine Frau nicht für ihn tun...

Dieser Nachmittag ist der letzte Moment, in dem ich meine Eltern herzlich als meine Eltern wahrnehmen konnte. Mit Liebe ♡. Aber es war auch ein Moment des Abschiednehmens. Ich sah wohl, dass sie sich über meine Idee mit den Kinderzeichnungen sehr freuten, aber ich sah auch meine allerletzten Felle wegschwimmen, als ich bemerkte, dass meine Not weiterhin unbemerkt blieb. Gut möglich, dass ich zuviel 'Hellseherei' erwartet habe - es einfach falsch angefangen habe. Meine Signale komplett unverständlich waren...

Heute ist wieder einmal Muttertag... Ich bin 'über Kreuz' mit diesem Tag; sowohl als Tochter, wie auch als Mutter. Meine Kinder müssen mir nichts schenken. Da ich recht offen damit bin, was ich von diesem kommerziellen Tag halte, tun sie es auch nicht. Nicht an genau diesem Tag! Dafür an verschiedenen anderen Tagen. DAS fühlt sich dann auch echt an - voll Liebe und von ganzem Herzen. Das kann ich dankbar annehmen und mich darüber freuen.
Dennoch denke ich an meine Eltern (nicht nur an meine Mutter) und ihre Rolle in meinem Leben. Es sind liebevolle Gedanken dabei, aber auch ärgerliche und verzweifelte. An dieser Elternthematik arbeite ich mich immer wieder wund. Es gelingt mir scheinbar nicht, mich nur millimeter Weise zu lösen. Egal, was ich tue, denke, sage, schreibe, male, gestalte - ich bekomme keinen Platz zwischen uns - Platz, den ich zum wirklichen Leben und Atmen dringend bräuchte. Es ist meine Rolle, die ich verändern kann und muss - nicht die ihre. Auch wenn es sehr schwer ist und ich noch keine Idee habe, womit mir das je gelingen wird.

So denn, es bleibt ein Tag an dem ich micht, abgesehen von diesen Gedanken hier, nicht weiter aussetzen werde.
Ich beginne heute meine Vorbereitungen für einen Klinikaufenthalt. Am Mittwoch geht es los. Da, wo es uns allen 2018 schon einmal recht gut ging, wird es uns auch dieses Mal gut gehen. Wir wollen alle zusammen Kraft tanken an diesem Ort. Wir planen und packen und machen das Auto startklar. Über ein halbes Jahr haben wir gewartet. Im September letztes Jahr tauchte das erste Mal die Idee einer weiteren Auszeit auf. Im Oktober entschieden wir, wieder diese Klinik besuchen zu wollen, obwohl der Gedanke lange Zeit ausgeschlossen war.
Therapeutischer Urlaub für alle im Innen!  :-)

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