An welchem, der vielen Fäden...

...in meinem Kopf zupfe ich, um daraus eine Geschichte zu spinnen???

Schreiben.
Löschen.
Schreiben.
Löschen.
Schreiben?
Versuch's!

Aber WAS von diesem Chaos im Kopf...?!

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Die Person, die ich bin, ist wieder einmal nicht annähernd die, die ich sein sollte. Gestern in der Ergostunde stand ich auf meiner Größenskizze und spürte in mich hinein. Ich saß irgendwo zusammen gekauert unten links in meiner körperlichen Hülle drinnen.
Wenn ich da so ganz ungestört mit allen und allem in mir drinnen SEIN darf, geht es mir im Moment eigentlich recht gut. Schwierig wird es, wenn in irgendeiner Form GRÖßE von mir verlangt wird.


Ich wäre gern die meiste Zeit wenigstens so groß, wie die mittlere Figur (die 10-12 Jährige). Derzeit aber rutschen alle Ich's in die kleinste Figur. Und dort ist es eben nur gut, so lange für alles gesorgt ist und nichts und niemand etwas an uns heran trägt. Außer vielleicht ein: Ich bin für Dich da. Wie geht es Dir? Wobei kann ich Dir helfen?
Keine besonders komfortable Alltagsgröße für die ziemlich geräumige Hülle, die wir gerade nicht annähernd ausfüllen. 🤷🏻‍♀️

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Noch - noch kann ich, nach einigen Wochen selbst gewählter Abstinenz, mal wieder im Wohnzimmer Nr. 2 sitzen. Es geht hier erstaunlich entspannt zu und die Bude ist entsprechend der derzeitigen Möglichkeiten, gut gefüllt. Meine Lieblingsbarista hat ausreichend zu tun. Dennoch wandern die Gedanken immer wieder zu den steigenden Zahlen. Gefühlt bricht der dritte Coronawinter an, obwohl wir ja 2020 erst ab Mitte März alle im ersten Lockdown verschwanden.
Es ist kaum noch ein Kämpfen gegen die Pandemie da, eher ein Leben damit. Man richtet sich so ein...
Manches entfernt sich. Einiges rückt aber auch näher zusammen, als es je war. Ein Gespür für Dinge, die wir können und vermögen, entwickeln wir wohl erst dann so richtig, wenn wir sie gerade nicht dürfen. Was den Menschen wohl am meisten fehlt, ist der Kontakt und der Austausch unter einander. Umarmungen, gute Gespräche, der schnelle Austausch Tür an Tür, persönliche Treffen... Wann habt Ihr das letzte Mal jemandem zur Begrüßung oder zum Abschied die Hand gegeben? Wir berühren uns nicht mehr - im wahrsten Sinne des Wortes. Zumindest berühren wir uns immer weniger und seltener. Das zwischenmenschliche Schmiermittel nimmt ab und droht gänzlich aufgebraucht zu werden. Hinzu kommen Ängste, Wut, Traurigkeit, Perspektivlosigkeit, Ohnmacht und Unverständnis in den Menschen. All diese Dinge wachsen gerade überproportional an. Der Rückzug in die eigene Höhle ist unausweichlich. Die Ersten leiden gar schon am sogenannten Cave-Syndrom und wollen gar nicht mehr hinaus.

Da bleibt nur, kontra zu geben: Meine Nachbarin lud gestern zum "Mädelsabend". Ihr lieber Mann hat uns bekocht. Wir haben geschwatzt und gelacht. Ein guter Abend. (Selbst wenn ich auch dabei immer wieder im klein-klein verschwunden bin...)
In anderthalb Wochen sind dann auch die Männer und Kinder mit von der Partie: Dann gibt es Glühwein und Früchtepunsch bei kleinen Leckereien an der Feuertonne. ^^
Auch die "Muttirunde" unseres Orchesters trifft sich nochmal privat zum Musizieren und Plaudern.

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Bleibt nur, es wie Beppo der Straßenkehrer zu tun: Kehren, Schritt, ein Atemzug. Kehren, Schritt, ein Atemzug. Kehren, Schritt,...
Nie die ganze Straße sehen, immer nur den nächsten Besenstrich.
Ja, meine liebe C.: Ich habe mir "Momo" als Hörbuch von unserer Stadtbibliothek gegönnt. Auch der Wunschpunsch war schon in unseren Ohren zu Gast. Kaum zu glauben, welch gedankliche und sprachliche Vielfalt Endes Geschichten und Romane prägen, Dabei begann er das Schreiben einst mit einem einzelnen und banalen Satz. Ähnlich wie bei Tolkien, der den Hobbit mit einem allerersten, einfachen Satz begann, nicht wissend, dass er ein ganzes Imperium an Völkern, Sprachen und Lebensgewohnheiten erschaffen würde.
Dies sind Welten, in die wir uns derzeit gern zurück ziehen. wie in der Kindheit schon - nur dieses Mal nicht lesend, sondern eben hörend.

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Und doch: Je mehr Tage so verstreichen. Je mehr Tatsachen wir so über unser Umfeld erfahren (u. a. Todesfälle & Trennungen), umso mehr entrückt uns die Welt. Jene Teile, die uns vertraut sind, scheinen zu schwinden, wie die Welt von Phantasia, solange die kindliche Kaiserin keinen Namen bekommt.
Die Welt wird uns fremder und fremder. Das Aliengefühl und der damit meist eng verknüpfte Fluchtimpuls nehmen wieder einmal stark zu. Die Aufgabe lautet daher eher zu sagen und zu leben: Ja, ich bin ein ziemlich seltener Alien und ich passe nicht recht in diese Welt. Aber ich finde mich in Ordnung, so wie ich bin und mute mich dieser Welt zu. Vielleicht braucht es auch mehr von solchen Aliens, wir mir-mich?! 

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