Alle Jahre wieder...

Alle Jahre wieder...

Irgendwann in den frühen Neunzigern begannen wir mit diesem "neuzeitlichen Luxus": Hotels und Restaurants begannen zwischen den Jahren Buffetts anzubieten als Weihnachtsbrunch. Da die komplette Familienrunde meiner Mutter ziemlich groß ist, wurde es immer schwieriger sich bei EINEM daheim zu treffen. Oder man tat dies "portionsweise".
Fortan spendierte Oma als Familienälteste (statt unzähliger Geschenke oder Gutscheine) das gemeinsame Weihnachtsessen am 2. Feiertag. Jahr um Jahr kamen wir so alle zusammen. dann auch irgendwann zu Ostern auf diese Weise. So tun sie es heute noch, knapp 30 Jahre später.
Kinder wurden zu Erwachsenen und bekamen selbst Kinder. Oma lebt nun schon geraume Zeit nicht mehr...


Seit 2016 gehöre ich nicht mehr dazu. Ich bin willkommen - ohne Frage. Da meine Eltern aber zugegen sind, meide ich dieses Treffen jedes Jahr aufs Neue. Selbst gewähltes "Elend"...?! Vielleicht!? 

In den ersten Jahren ging es mir an jedem 2. Feiertag sehr schlecht damit. Ein Garant für eine handfeste Krise.
Es wird besser (oder eben anders) mit den Jahren. Mittlerweile wächst die Vorstellung, etwas verspätet in der Festlocation aufzutauchen, um in versammelter Runde alle aufzuklären und meine Eltern damit richtig fies bloßzustellen...
Natürlich bleibt dieses pure Imagination! Ich würde es niemals fertig bringen, in dieser Situation auch nur ein Wort zu diesem Thema über meine Lippen zu bringen. Das geht wohl nur im Film (Wen es interessiert: "Das Fest"). Davon abgesehen, würde ich soetwas niemals vor Kinderohren tun. Wenn nicht die der eigenen Familie am Tisch sitzen würden, blieben immer noch jene Ohren fremder Gäste (nebst Kindern) im Restaurant.
Aber reizvoll ist der Gedanke mittlerweile schon - der ganzen Festgesellschaft mit Schwung das Festtagstuch wegziehen, samt allem was darauf steht und zwar so, das möglichst viel davon auf der schön angemalten Pappfassade meiner Eltern landet. Dann würden sie mit recht so schmutzig und bekleckert aussehen, wie sie eigentlich sind! Jene, die am Tischtuch zieht (also ich), bleibt sicher auch nicht fleckenlos. Das ist dann eben so. Aber dann wäre nichts mehr, außer der Wahrheit auf dem Tisch.

Doch dazu wird es nicht kommen. So viel Wahrheit gibt es nicht in dieser Welt. Ich rechne fest damit, dass diese Konstellation bestehen bleiben wird, bis an ihr beider Lebensende. 
Ich bleibe derweil weiter im Schatten stehen und beobachte still, was sich im Lichtflecken, wo alle anderen mehr oder weniger stehen, so tut.

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Ich habe dieses Mal keine Krise. Ich kann für mich sorgen und ein wenig die Ruhe mit uns selbst geniessen. 

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