tiefentladen

"Ihr Akkustand ist bei 0%.", resümierte meine Therapeutin diese Woche.

Etwa seit Ferienbeginn plagen mich immer wieder unterschiedliche Schmerzen mit verschiedenen Ausprägungen von leicht bis stark. (Nein, nix pathologisches - nur psychosomatisch, so 'lustig' wie das durch den Körper wandert.) Zwischendurch schiesst der Reizdarm quer. Seit August nervt mich noch das Morsen im linken Ohr. 
Dazu gesellen sich Erschöpfungszustände, welche sich munter mit Unruhephasen abwechseln.

Ob ich das alles noch will...? Nein.
Derzeit lebe ich vorallem für andere weiter.
Liebe Mitmenschen, die sich wünschen, dass ich da bleibe - dass ich weiter kämpfe...
Liebe Mitmenschen, die mich brauchen.
Liebe Mitmenschen, die traurig wären, wenn ich nicht immer wieder mal, wie buntes Konfetti durch ihren Alltag stöbern würde. UND:
...für eine ganz besondere Schildkröte. ♡ 

Meine Freundin fragte gestern, was helfen würde, aus diesem Zustand zu entkommen. Den Akku wieder etwas aufzuladen...?
Spontan ohne Nachzudenken: Pause von allem Alltag -> bedeutet für Psychos: Klinik.

...so gesehen müsste Klinik für psychische Erkrankungen eigentlich 2 Sparten erfüllen:
- Behandlung der Erkrankten
- Erholung der Erkrankten
Klinik bedeutet ja immer auch ganz viel Arbeit. Selbst ohne konkreten therapeutischen Kontext ist man immer am arbeiten. Selbst im Miteinander mit anderen Patienten schon. 

Ich habe nun schon das 2. Mal Grüße erhalten (über Mitpat. die ein weiteres Mal dort sind) und hingeschickt zur Zauberfee (meiner Th. vom ersten Klinikaufenthalt). Wir hatten etliche Konflikte, aber es gab auch Versöhnung, sowie eine zarte Verbindungslinie zwischen uns. Ihr Vater stammt nämlich aus meiner Heimatstadt.
Ich hatte immer ausgeschlossen, jemals wieder in dieser Klinik aufgenommen zu werden. Trotz schwieriger Arbeit dort, war es ein ganz besonderer Aufenthalt, den ich unverändert von neuen Eindrücken bewahren wollte. (Durch den Verkauf von privater Einzelhand in einen großen Klinikverbund hat sich dort sehr viel verändert.) Doch ein Kleinod ist es noch immer. Sind auch viele der alteingesessenen Th. gegangen und viele Neue gekommen... Die Zauberfee ist noch da. So wandern meine Gedanken gerade derzeit wieder durch die angenehmen Räume und die Natur dort und schliessen ganz und gar nicht mehr aus, dort je wieder hin zu fahren.

Die Frage, die sich mir automatisch stellt: Wie schaut es mit Alternativen aus? (Hier will noch Antwort gefunden werden.)
Klinikaufenthalte wollen einfach immer gut geplant sein, wenn man Familie mit Kindern hat. Außerdem haben viele Kliniken (so auch das Kleinod) lange Wartelisten von vielen Monaten oder gar Jahren. Für reine stationäre Krisenintervention (die natürlich kurzfristig zur Verfügung steht) muss man mit dem Vorlieb nehmen, was man vor Ort vorfindet. *palim*

Manchmal helfen kleine Dinge: Vorgestern stand meine Gegenüber-Nachbarin vor mir und lud uns für Samstagabend zum Kesselgulasch ein. (Mein Mann ist auf Kurzurlaub und ich bin mit den Kindern allein.) ... 😳 Da 'kippte' ich vor ihr in einen jüngeren Anteil, der dann direkt weinen musste, ihr dankte und sie umarmte...! Weil das so eine Riesenhilfe ist! Der zweite Abend des 'Alleinseins' ist so ein Punkt, wo ich darauf wetten kann, dass die 'Großen' sich aus dem Staub machen und die Kleineren mit der Arbeit und der Verantwortung wieder alleine lassen. 😡 
Es ist so schön, schon vorher zu wissen, dass dieser Moment ganz anders verlaufen wird... 🥰

...vielleicht liegen darin einige Antworten gegen die Akkutiefentladung. An ganz unvermuteten Stellen, für die man gar nicht lange und weit verreisen muss. Ich hoffe es sehr - denn der nächste Coronaherbst steht vor der Tür.  🙈

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