Kleine Ewigkeiten...

Als mir meine Freundin in der ersten Märzdekade 2020 eine Nachricht schickte, dass in ihrem Bundesland alle Schulen für 4 Wochen bis Ostern schließen werden, war ich ziemlich schockiert. 
Allein der Gedanke, dass alle für 4 Wochen daheim hocken und sich irgendwann 24/7 auf den Senkel gehen werden, trieb mir den Puls in die Höhe und den Schweiss auf die Strin.

Nun ist es ja nicht bei diesen 4 Wochen geblieben. Damals kamen noch etliche Wochen obendrauf und seit Mitte Dezember 2020 haben wir eine noch viel längere und schärfere Version 2.0 davon.
Vieles hat sich eingepegelt und die Kinder haben sich mit der besonderen Situation weiter entwickelt. Saß ich im ersten Lockdown noch vormittags im Stoff der Klasse 4 bei meinem Sohn und nachmittags dann im Stoff der Klasse 8 mit meiner Tochter, hat sich etliches verbessert. Anfang Januar bekam meine Tochter einen der begehrten Laptops der Stadt (mein Sohn nutzt unseren heimischen). Seither macht sie ihre Aufgaben via Videokonferenz mit 1 bis 2 Mitschülern. Sie sprechen über die Aufgaben, tauschen sich aus und helfen sich gegenseitig. Dadurch schaffen sie auch den überaus umfangreichen Stoff immer zeitgerecht abzuarbeiten. Sie haben Biss entwickelt und ihre Noten sogar noch verbessert. Ich bin enorm entlastet und sehr dankbar und stolz, dass meine Große nun von dem Pensum nicht mehr erschlagen ist, sondern alles schafft. 💪🏼
Der Kleine hat ja die Schule gewechselt und konnte sich kaum einleben mit all den neuen Schülern, Lehrern und Fächern. Anfangs fiel es ihm schwer bis unmöglich auch mal etwas selbstständig abzuarbeiten. Alles wollte begleitet werden. Aber auch hier gibt es Fortschritte - wenn auch etwas wechselnd - aber die grobe Richtung stimmt schonmal. Er kann sich ebenfalls auf die Schulter klopfen, wie seine Schwester. Er hat im laufenden Schuljahr Unglaubliches geleistet. Er hatte ohne Zweifel auch Glück, dass fast immer einer von uns Eltern daheim anwesend war. Der vergangene Elternabend hat gezeigt, dass vorallem jene Schüler abgefallen sind, deren Eltern jeden Tag zur Arbeit müssen, da kein Homeoffice möglich ist. Diese Mitschüler von ihm sind nun im Alter von 10 bis 12 Jahren jeden Tag zum größten Teil sich selbst überlassen und sollen es schaffen, sich 5-6h täglich neuen Schulstoff anzueignen. Das schaffen selbst Erwachsene nicht in jedem Falle über diese vielen Monate! 🙈

Die ganze Situation dauert nun schon weit über ein Jahr mit einer Unterbrechung über den Sommer 2020. 
Vieles fehlt: Kontakte, Musikschulunterricht, Proben und Konzerte, Kino, Schwimmbadbesuche, Einkaufen (besonders der Kleiderschrank vom Kleinen ist sehr schmal geworden!)...
Aber auch die kleinen Dinge fehlen: Ich vermisse meinen Milchkaffee im Wohnzimmer Nr. 2 so sehr...! 😔 Was wohl meine Barista macht? Sie ist sicher seit Monaten auf Kurzarbeit Null. Wir hoffen sehr, sie bald wieder zu sehen.
Und ich vermisse, die viele Freizeit für uns alle, die wir vorher hatten. Gestern waren mal alle außer Haus, außer die 🐢. Die Kids ausnahmsweise zeitgleich im Präsenzunterricht, der Mann im Büro. Ich bin wieder ins Bett und habe bis 10 Uhr Schlaf nachgeholt. Danach ein reichliches Spätstück und etwas um uns alle hier kümmern - mal so ganz für uns. Das war gut, denn oft gehen wir abends mit einem gefühlten Implodieren in unser Zimmer und in unser Bett. Das Credo lautet dann schlicht: Heute nichts mehr müssen... 

...mal sehen, wann sich das mal ändert?

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