Weitergabe?!?

 


Was geben wir alles weiter an unsere Kinder?

Damit meine ich jetzt nicht Mamas Nase oder Papas Talent im Umgang mit Zahlen. Es geht mir gerade eher um Verhaltensweisen, Charakterzüge, Schwächen und Stärken.
Ein Teil meiner eigenen Unzulänglichkeiten und sensiblen Bereiche scheinen sich auch auf meine Kinder übertragen zu haben.

Derzeit auf Reisen, besuchten wir gestern eine sehr betagte Großtante meines Mannes. Leider wohnt sie sehr weit entfernt von uns und mag selbst keine Reisen mehr unternehmen. So können wir sie höchstens ein Mal im Jahr besuchen. Da sie mittlerweile knapp 95 ist, könnte es auch jedes Mal der letzte Besuch sein, obwohl sie noch relativ fit ist.
Gestern "entführten" wir sie auf einen schönen Ausflug bei angenehmen Wetter. Eine Bergbahn brachte uns auf knapp 1800m Höhe. Wir machten einen kleinen Spaziergang um den dortigen See und aßen in der Seehütte gemeinsam zu Mittag. 

  

Über die Jahre verteilt haben wir so mit ihr schon einige Ausflüge in Kärnten unternommen. Wir waren am Wolfgangsee, am Millstädter See und auf dem Pyramidenkogel. Bis vor ein paar Jahren ist sie uns sogar noch ziemlich rasch "davon gelaufen". 😉 Mittlerweile können wir gut Schritt halten.
Kurzum, wir alle in der Familie mögen sie sehr. ♡ Am allermeisten jedoch scheint mein Sohn sie zu mögen. Vor ein paar Jahren schenkte sie ihm einen Schlüsselanhänger aus Leder an einem Band, weil er so traurig war, als wir wieder abreisen mussten. Diesen Anhänger nebst Band verehrt er seither wie einen Schatz. Das Jahr über hängt er an seinem Bettpfosten und wacht über seinen Schlaf.
Fahren wir nach Kärnten, geht der Anhänger mit auf Reisen und muss bei der Tante neu "aufgeladen" werden. (Diesen Gedanken des "neu Aufladens" kenne ich von mir selbst.)
Gestern war der Abschied nun wieder sehr schwer. Er hat Angst, sie nicht noch einmal wieder zu sehen. Er weinte bitterlich und ich musste auf der Rückfahrt alle Geschütze auffahren, um ihm behutsam aus seiner Trauer wieder heraus zu helfen. Vielleicht würde ich anders reagieren und damit umgehen, wenn ich diesen brachialen Abschiedsschmerz nicht aus eigener Erfahrung kennen würde. Vielleicht würde ich sagen, er solle doch endlich aufhören zu weinen, schließlich sei er doch ein großer Junge... (So, wie wohl die meisten reagieren würden.)
Stattdessen sagte ich ihm, dass das größte Geschenk, was er ihr machen könnte sei, sie (fast) überall hin in seinem Herzen mitzunehmen.
Natürlich sind auch Telefon und Post schon erfunden wurden, aber ansonsten ist besagte Tante leider schlecht vernetzt. Unsere andere Oma haben wir - ohne sie zu fragen - mit Tablet und einschlägigem Nachrichtendienst "verwanzt". Die freut sich sehr, wenn sie an diversen Ausflügen, Alltags- und Urlaubsfotos trotz ihres hohen Alters mit teilnehmen kann. Das geht bei der lieben Kärntner Tante leider nicht. Somit fallen auch Videotelefonie und Co. aus.

Was habe ich da also weiter gereicht? Unsichtbares. Wenig Erklärbares. 
Objektiv betrachtet hat er ja keine besondere Bindung an sie. Er ist ihr weniger als 10 Mal in seinem Leben begegnet und dennoch ist da ein starkes Band entstanden.

♡ Für RP ♡


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