"Völlig losgelöst...

...von der Erde, schwebt das Raumschiff  schwerelos..."

(Peter Schilling)


Das klingt einerseits nach totaler Freiheit, kann aber auch eine völlige Bodenlosigkeit bedeuten.
Bei uns ist es gerade eher Letzteres:
Gestern Vormittag klingelte mein Telefon - die Klinik war dran. Mir schwante gleich gar nichts Gutes. So war es dann auch: Meine Aufnahme verschiebt sich um eine weitere Woche! 🫣
Nein. Nein... NEIN!!! ...nein...
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"Sind Sie noch dran?"
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(ich knurre leise als Beweis)
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"Es ist in Ordnung, wenn Sie jetzt gerade nicht sprechen können."
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(ich kriege kein Wort heraus)
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(mein Weinen und auch Atmen sollten halbwegs hörbar sein.)
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"Ich möchte sicher gehen, dass Sie Ihren vorläufig neuen Aufnahmetermin bei uns registriert haben."
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"Hmm." (bringe ich mühsam heraus)...

So oder ähnlich endet das Telefonat dann irgendwann auch - weitgehend als Monolog der Kliniksekretärin, da mein Broca-Areal im Hirn mir den Stinkefinger zeigt.

Eine weitere Woche. Nur - mögen manche sagen! Für mich ist es ein weiteres Zeitalter des Kampfes mit mir selbst. Die Quittung stellt mir nur Minuten später mein Reizdarm mit einem resoluten "UND TSCHÜSS!" aus.
Ich fühle mich wie ausgekotzt und kann eigentlich gar nichts mehr. Gefühle von weggeschickt werden und eine Zumutung zu sein, fluten mich. 'Nicht gewollt.' 'Zurück gewiesen.' 'Unnötig.'

Am frühen Nachmittag habe ich Termin bei meiner psychiatrischen Ärztin. Ich hoffe, sie hat irgendwas 'Aufmunterndes' auf Lager, was mich wieder ein wenig an die Oberfläche spült. Aber nein. Leider ist heute auch hier kein Blumentopfgewinn drin. Alles, was sie vorschlägt, mache ich schon. Alle anderen Dinge verletzen mich eher nur... (Nein, ich möchte nicht zur Kur - es geht in die Klinik! Ja, ich habe den größten Teil der Wartezeit geschafft, aber nicht den schwierigsten... usw.) Sie macht das nicht mit Absicht. Das weiß ich - kann milde darauf schauen. Verletzend und nicht hilfreich ist es dennoch. Ich bekomme auch keinen weiteren Termin vor der Abreise, obwohl ich ihn gut hätte brauchen können. Vielleicht ist es dieses Mal besser so?! (Ich unterlasse eine erneute Nachfrage.)
Betreten stehe ich nach wenigen Minuten wieder draußen - erinnere mich: Nur kurz bevor ich aufgerufen wurde, hatte mein Telefon den Eingang einer Mail gemeldet.

Meine Zauberfee aus der Klinik schreibt uns! 'Es tue ihr sehr leid, dass wieder eine Woche Wartezeit dazu kommt und das sie weiß, wie schwer das gerade für alle ist. Sie bietet uns an, an ihren 4 Arbeitstagen pro Woche mit ihr via Mail im Austausch zu bleiben, bis wir kommen...' ♡
Ein Staudamm bricht; wir heulen...! Was für ein liebevolles Angebot!!!
Wir treiben zwar gerade völlig haltlos im Kosmos, aber jemand hat sich bereit erklärt, uns wenigstens Funksignale zu senden. 

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Was ist mit dem Helfernetzwerk daheim? Unsere langjährige Therapeutin und Ärztin geht nun wirklich in den Ruhestand! Ab Oktober haben Familie, Freizeit und Co. nun absolute Priorität bei ihr. Es sei ihr sehr gegönnt! (Machen Sie es gut...)
Meine Ergo ist gerade krank. dann kommen Ferientage und Weiterbildung. Zwischendurch sehen wir uns zwar Mal, aber nicht so oft, wie wir es gerade bräuchten.
Bleibt noch unsere Soziotherapeutin, die ebenfalls stets einen straff gefüllten Terminkalender hat. Die sehen wir am Montag.

Oder um es unterm Strich nochmal bildlich zu schildern: Beim Durchtauchen einer langen Strecke, sind die letzten Meter, die schwierigsten! 🌊

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