Auf der Sonneninsel

Nach dem Auflösen des Morgendunstes wird sie langsam warm in der Sonne - die alte, langgestreckte Mauer, welche den Weg bergan führt. Die Sonne lockt ihre Bewohner nacheinander ins Freie. Behaglich wärmen sie sich die Glieder nach der Kühle der Nacht... Grün sind sie und grau und braun. Emsig sind sie, wenn ich die Mauer entlang gehe. Ich bin sehr leise, Dennoch scheinen mein Schatten und ich wie mit einer unsichtbaren Bürste über die Mauer zu fegen. Kleine Scharen der flinken Läufer treiben ein Meterchen vor mir her, bevor sie in Mauerritzen oder unter Blattwerk verschwinden, Über 20 Eidechsen zähle ich auf dem wenige hundert Meter umfassenden Weg. Nur die letzte Kreatur, die ich am Abschluss der Mauer entdecke ist noch nicht erwacht; eine prächtige Schnirkelschnecke hat sich gut auf dem Sandsteinblock festgeklebt und denkt noch nicht daran, aus ihrem Häuschen heraus zu schauen. Möge sie noch etwas Ruhe finden...  🙂

Vorgestern war der erste Termin bei meinem neuen Hausarzt. 

Jemand empfahl mir eine Praxis, deren Inhaberin viele Patient*Innen mit dissoziativen Störungsbildern betreut und viel Erfahrung auf diesem Gebiet mitbringt.

Ich schrieb ihr eine Mail. Und bekam eine sehr liebevolle und ausführliche Mail zurück. Sie gibt die Praxis an Ihren Sohn ab im nächsten Frühjahr. Aber ich könne gerne kommen und heraus finden, ob alle im Innen vielleicht auch mit ihm überein kommen könnten.

Der erste Eindruck war schonmal sehr gut. Er mag noch lange nicht soviel Erfahrung, wie seine Mutter haben, aber er ist sich durchaus bewusst, welche 'Art Patient*Innen' er da übernimmt. Ganz klar formulierte er von sich aus, dass in der Praxis nichts ohne meine Zustimmung und Absprache erfolgt. Es gibt keinen Zwang zu etwas, wie Blutdruck messen, körperliche Untersuchung etc.

Wichtig war mir, dass ich wieder Zugriff auf eine regelmäßige Kontrolle von EKG und Blutwerten der Medikamente wegen, bekomme. In der vorherigen Praxis musste ich alles quasi erbetteln und anschließend einzelnen, wichtigen Blutwerten noch extra 'hinterher laufen'. Ein sehr schwieriger Zustand! Zwischen der jungen Ärztin und mir ist nie nur der Hauch einer Vertrauensbasis entstanden. Auch nach fast anderthalb Jahren nicht.

Heute scheint nicht nur die Sonne 🔆 am Himmel. Heute ist es auch im Innen etwas sonniger. Die Strahlen schaffen es, den Nebel im Kopf etwas aufzuhellen. Vieles ist nach wie vor diffus und nicht klar umrissen, aber die ganz große Erschöpfung, welche mich aus dem Orbit des Sofas nicht entkommen lies, scheint sich abgeschwächt zu haben. 

Ich versuche einfach im Moment zu sein: hier an diesem warmen Sonnenflecken, wo sich auch die Eidechsen ihre Füße wärmen...

Ich wünsche Euch allen ebenfalls einen warmen Sonnenflecken zum Wärmen und Energie tanken. 🙋🏻‍♀️