Der Schrei

...frei nach dem Gemälde von Edvard Munch:


Er gellt in den Wipfeln der Kiefern, der Schrei. Lässt sie erzittern bis in die Wurzeln. Die Luft ist erstarrt. Nur ein einziges Birkenblatt bewegt sich. Zittert es? Oder wird es vom Schall bewegt? Blass ist das Gesicht vor mir. Aufgerissen die Augen, blutunterlaufen. Ihre Blicke hassen, vernichten und schreien mit dem Schrei empor. Der Waldweg scheint sich zusammen zu ziehen zu einem graugrünen Tunnel, aus dem es kein Entrinnen mehr gibt. Es scheppert in Ohren und Hirn, als ob Porzellan einer ganzen Hotelküche zerschlagen wird. Möge der Schrei doch enden! Aber er gellt weiter und weiter - wird lauter und lauter, als ob es kein Ende davon gibt. Die Hände heben Zapfen auf. Pressen sie fest zusammen. Sie knacken und brechen zwischen Handflächen und Fingern. Nur nicht fortreissen lassen vom Schrei. Nur nicht erstarren, wie die Luft. Nur nicht in noch größere Not geraten.
Dann Stille... Stille, wie ein Sog, die alles mit sich nimmt, was der Schrei nicht schon längst vernichtet hat.

Die Himbeersplitter
1. Juni 2023

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