Vom Umgang mit Betroffenen... Teil II

Heute war der erste Termin nach einiger Abstinenz in der Frauenartzpraxis, wo ich seit Anbeginn bin.
Von meiner Hausärztin wusste ich, dass donnerstags immer eine "neue, junge Ärztin mit" da ist. Im Wartezimmer war erstmal alles ganz obligatorisch: Trotz Termin über 1h Wartezeit. Damit auch genügend Zeit mit dissoziativen Symptomen zu kämpfen; sowie Anspannung und Zittern auszuhalten. Ich kam gar nicht auf den Gedanken, dass mir gleich kein bekanntes Gesicht gegenüber sitzen würde. Doch das tat es: Tür auf und da saß die junge Ärztin, die den Laden offenbar schon probehalber ganz alleine "schmiss". Ich stockte, setzte mich aber und schämte mich gleichzeitig meiner Reaktion wegen. Suchte nach Worten und probierte das Reden aus; krächzend, so als ob ich es nach Jahren das erste Mal versuche.
Ich probierte grob zu umreissen, was mein Hauptanliegen war. Eine fachärztlichen Partner für die Vorsorgeuntersuchungen der nächsten Jahre zu finden, der sich ein klein bißchen auf 'unsere' Bedürfnisse einstellen kann und damit leben kann, dass ungeplant auf einmal Jüngere zur Untersuchung auftauchen, die da eigentlich nicht sein sollten. 
Sie räumte ein, keine spezielle Weiterbildung in dieser Richtung zu besitzen, zeigte in ihren offenen und freundlichen Worten aber, dass sie sich nicht scheut, sich diesbzgl. auf neue Erfahrungen einzulassen. (Das reicht mir imgrunde. Mitgehen und Mitlernen reicht aus...)
Sie fragte, ob wir die reguläre Vorsorge heute oder ein ander Mal machen wollen. 'Ich hatte den Kleineren versprochen, dass noch nichts passiert!' Außerdem hatte ich sie erst vor wenigen Minuten das erste Mal gesehen...! Also NEIN. Die Grenzen achten und auch einhalten für alle und die Möglichkeit eines separaten Termins nutzen.
Ich erzählte noch, dass es mir sehr helfen würde, wenn die Wartezeit vorher nicht so lange wäre. Daraufhin schlug sie vor, mir morgens als Erste einen Termin zu geben. Das versuchen wir erstmal.
Eine ganz andere, neue Praxis (mit wieder neuen Gesichtern) zu suchen, welche sich einen guten Umgang mit Traumapatientinnen erarbeitet haben, kann ja ein Plan B sein.

Ich sehe gar nicht mal einen Nachteil darin, dass ich jetzt bei der jungen Ärztin gelandet bin. Das ist wie ein Neuanfang. Es weicht für mich den mgl. Loyalitätskonflikt in dieser Praxis zwischen meiner Mutter und mir etwas auf. Die Jüngere dürfte meine Mutter nicht persönlich kennen.
(Im Übrigen versprach man mir, zu organisieren, dass meine Mutter und ich nicht am selben Tag Termine bekommen.)

Nach dem Termin war ich noch lange zu Fuß unterwegs. Obwohl es mir schon wieder deutlich besser ging, wandelte ich noch wie auf "rohen Eiern". Und das obwohl ich etwas zur Beruhigung genommen hatte am Morgen. 
...einfach kann ja jeder...!

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