Brot
Vor 3 Wochen sind neue Nachbarn eingezogen. Die Familie lebt nun schräg gegenüber mit ihren beiden Jungen (4 Jahre und 9 Monate alt).
Mein Sohn hatte gleich am ersten Wochenende den Impuls, sie gemeinsam kurz zu besuchen und ihnen etwas zu schenken. Er begann darüber nachzusinnen und fragte dann: "Was schenkt man denn eigentlich ganz klassisch zum Einzug?" Unsere Anwort kam zeitgleich: "Brot und Salz" Erst war er ein wenig entsetzt, da Brot und Salz auf den ersten Blick irgendwie banal sind. Dann erklärten wir den Brauch. Irgendwann im Laufe des Samstages hatte er ein Brotrezept im Internet gefunden, was 'Gutes Gelingen' versprach. Mein Mann kaufte Salz, Frischhefe und verschiedene Mehle. Mein Sohn machte sich ans Anrühren des Brotteiges. Am Sonntagmorgen war der Teig schön aufgegeangen und wurde gebacken. Im Haus duftete es herrlich und zumindest von außen sah es aus, wie ein echtes, leckeres Brot. Mit nett dekoriertem Brot und Salz gingen wir nun hinüber, um die neuen Nachbarn zu begrüßen. Sie freuten sich sehr darüber!
Beim Zurückgehen hofften wir, dass unser Erstlingswerk hoffentlich gut schmecken möge - wir konnten ja schlecht vorher probieren...
Also setzten wir gleich einen neuen Teig an, den wir noch am Abend backen konnten. Es klappte wieder - Ergebnis war ein leckeres Hefebrot, nur diesmal mit mehr Roggenvollkornmehl.
Vor ca. einem Jahr hatte ich ja schon einmal probiert, mir einen Sauerteigstarter selbst zu ziehen. Das Gemisch 'kippte' mir nach ein paar Tagen und ich pausierte dieses Projekt. Nun hatte ich - angefacht von ersten Broterfolgen - nochmal Experimentierlust. Schnell war ein neuer Starter angesetzt. Dieses Mal lief es besser. Ich hielt mich NICHT an genaue Zeit- und Mengenvorgaben, sondern 'erzog und fütterte' mein "Brotbaby" mehr nach Gefühl. Irgendwann wuchs Brotbaby nach dem Füttern erfolgreich auf mehr als das Doppelte an und zeigte auch eine schöne Blasenbildung. Aber wie weiß ich nun, wann ich backen kann?! Und wie?!
Ich vertiefte mich noch einmal in Fachlektüre und tauchte mit vollem Kopf und noch mehr Fragezeichen wieder daraus auf. Das war mir alles viel zu viel. Kompliziert! Und überhaupt.
Also beschloss ich, mein Hefebrotrezept vorerst nur abzuwandeln - einfach eine Portion Starter (ca. 50g) dazugeben.
Und tatsächlich! Obwohl das Brot vorher sehr gut war, war es nun noch fluffiger und schmackhafter.
So backen wir nun seit ca. 3 Wochen unser Brot nahezu selbst. Einmal hatte mein Mann ein kleines Brot gekauft, quasi als "Zubrot", da das alte nicht mehr ganz ausreichte und das neue noch nicht angesetzt war.
Wenn die Sommerhitze zuschlägt und es schwierig wird, dass Haus kühl zu halten, gibt es definitiv eine Backpause. Danach wird es im Herbst aber sicherlich weiter gehen. ت
Falls es jemand von Euch ausprobieren möchte:
In 450ml warmes Wasser werden 10g Frischefe, 10g Zucker und 15g Salz gerührt. (Falls ihr habt und mögt könnt ihr gleich noch ca. 50g Starter mit unterrühren.)
Dann braucht ihr noch ca. 600g Mehl. Beschrieben war das Rezept ursprünglich mit Dinkelmehl Typ 450. Ich mische meist: z.B. 400g Dinkelvollkornmehl Typ 1050 und 200g Roggenvollkornmehl Typ 1050. Oder ich verwende ein anderes Verhältnis, welches sich danach richtet, wieviel noch in einer Tüte drin ist und wieviel es folglich noch aus einer anderen Mehltüte braucht, um auf 600g zu kommen. Dann alles gut vermengen. Der Brotteig ruht nun 8-12 h im Kühlschrank. dabei wird er liebevoll mit einem Baumwolltuch abgedeckt.
Nach der Ruhezeit wird er auf eine gut bemehlte Fläche gelupft und min 2 mal gedehnt und gefaltet. Das kann man mit bemehlten Händen oder mit nassen Händen tun. Anschließend wird der Teig auf Backpapier gesetzt und dann in der Kastenform platziert. Wir schneiden dann den überstehenden Rand des Papiers immer ab (Das Backpapier kann man dann locker mehrmals benutzen.) Da der Brotlaib in der ersten Backphase abgedeckt sein soll, kommt nun noch eine "Mütze" aus Alufolie drüber. (Auch die verwende ich mehrmals.) Dann geht es für die erste Halbzeit bei 240°C Umluft für 25 min. in den Backofen hinein. Für die zweite Halbzeit wird die Temperatur auf 180°C gesenkt und das Brot darf weitere 25 min. ohne Mützchen zuende backen.
Nun muss es nur noch auskühlen und genossen werden!!!
Schade, dass ihr nicht erschnuppern könnt, wie gut das duftet...
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Was "liegt darunter"?
Ich traue mir manchmal gar nichts zu. So auch bei dieser Thematik. Erst mein lieber Sohn konnte mir eine echte "Brücke" zu diesem Thema bauen. Er machte einfach. Er probierte aus. Und wenn es misslungen wäre, hätten wir den Brotunfall eben im Müll entsorgt. Aber es wäre ihm niemand böse geworden (alles umsonst: Mehl verschwendet, Energie verschwendet, Küche schmutzig...!).
Er hat also ein Rezept heraus gesucht und mir vor gemacht, wie es geht. Und ich habe es dann nach gemacht und weiter geführt. Dafür bin ich ihm dankbar... ♡