"Santa Maria"

Es war in den frühen Achtzigern, als Tantchen frisch ins Neubaugebiet eingezogen war...
Wir waren bei ihr eingeladen in der kleinen, aber gemütlichen Einraumwohnung. Nach dem Essen tanzten wir ein bißchen zu Schlagermusik. Alle miteinander - also wirklich ALLE: Sie tanzten auch mit mir. Sicher jeder mal, aber in Erinnerung ist mir das mit meinem Papa... 💔 
Einer, der mich liebte und stolz auf sein kleines Mädchen war... Irgendein "anderer" Papa, als jener, der heute auf diesem Erdenrund weilt...
An dieses Glück, an dieses geliebt und geborgen sein in diesem Moment, kann ich mich noch gut erinnern.

Manchmal zu gut...?!

Gestern war Orchesterprobe. Neu im Programm ist ein Kaisermania-Medley, welches aus "Warum hast Du nicht nein gesagt", "Santa Maria", "Dich zu lieben" & "Joana" besteht. Es waren vorallem die beiden älteren Songs die mich gestern Abend in diesen alten, aber schmerzhaft schönen Moment zurück katapultierten. Immer wieder stiegen mir Tränen in die Augen. Traurigkeit mischte sich mit Wut und Wegdriften ab, da der seelische Schmerz so stark war...
Rings um mich herum saßen lauter junge Musiker, manche noch nicht einmal in der Pubertät. Ich konnte aber auch nicht "raus", da wir relativ dicht beieinander sitzen. Also: Versuchen da zu bleiben. Versuchen weiter mitzuspielen. Versuchen, Herr dieses Gefühlssturms zu bleiben... 
Oft ertappe ich mich dabei, diese emotionalen Flashbacks als gering zu erachten. Ein "echter" Flashback, bei dem man seinem Peiniger wieder gegenüber steht, muss doch viel schlimmer sein!'
Rational betrachtet kann das nicht stimmen: Beides ist schlimm und nur sehr schwer auszuhalten.

...später habe ich mich in eine Ecke der Aula gesetzt. Möglichst weit hinter eine große Topfpflanze. Ins Hier und Jetzt zurückfinden. Abstand zwischen mich und die Vergangenheit bringen...
"Darf ich mich zu Dir setzen?"
Ich nicke.
Mein Notenengel hat sich zu mir gesetzt (jene, die mir ab und zu Übungsblätter oder abgeänderte Versionen schreibt)
Sie schweigt.
Ich raffe mich auf, versuche ins Sprechen zu kommen.
"Kaisermania triggert.", presse ich heraus.
Dann reden wir noch ein wenig.
Immer mehr Worte kann ich sagen.
Immer besser komme ich zurück.
Danke, Du junger Notenengel. ♡

Den "Rest" vom Chaos kann ich nun so zusammen packen, dass ich ihn mitnehmen kann: zum Helfernetzwerk oder hier in den Blog.

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Gedanken am Tag danach:

Wieder geht in mir um, ob es leichter wäre, einfach nur zu hassen/ starke Abneigung zu spüren...?! Wäre es nicht leichter nur diese eine Seite zu empfinden, als Gefühle starker Liebe und Zuneigung UND Enttäuschung, Schmerz, Wut und Traurigkeit in ein und dem selben Moment aushalten zu müssen?!?!!!
Ich kann nur sagen, dass es mich jedes Mal wieder neu dabei zerreisst.

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