Heilung im Traum

Manchmal geschieht Traumaheilung wohl schlicht durch Träume… Solch einen durfte ich in der vergangenen Nacht erleben.


Ich kann nicht mehr sagen, wie dieses Treffen mit Frau S. zustande kam. Irgendwer hatte es organisiert und dann standen sie sich gegenüber: Eine Mitvierzigerin (ich) und Frau S., welche etwa Mitte/Ende 70 sein mochte. Von ihrer Statur her erinnerte sie mich an meine Zauberfee im Zauberschloss, nur das sie deutlich größer war. 

Zunächst tauschten wir ein paar belanglose Worte aus, um uns langsam anzunähern. Sie erzählte ein wenig über sich und ihre damalige Lebenssituation - war verheiratet, hatte selbst einen Sohn… Außerdem bestimmte damals eine besondere Form einer psychischen Erkrankung ihr Leben, welche aber erst viel später einen Namen und damit eine Einordnung für sie bekam. Diese Erkrankung machte sie weitgehend unempfindlich für die Gefühle ihrer Mitmenschen. Dennoch war es möglich sie mit bestimmten Dingen so zu triggern, dass sie von Null auf Hundertachtzig geriet und entsprechend lostobte. ‘Das tue ihr heute leid.’, sagte sie.

Daraufhin erzählte ich ihr meine Wahrnehmung der 3 Jahre damals mit ihr als Gruppenerzieherin. Zwischendrin schnellten ihre Augenbrauen nach oben! ‘Ich habe Dir doch damals nicht etwa weh getan?’, fragte sie daziwschen. Verlegen verneinte ich und dachte zeitgleich an die Szene, als sie mich mit voller Wucht an den Oberarmen fest gepckt gegen die Eingangstür donnerte. Ich wollte den Zauber dieses Moments einfach nicht zerstören… 

Wir sprachen noch über viele kleine Szenen und Begebenheiten. Es waren durchaus auch frohe und helle Moment dabei: auf dem kleinen Rodelberg, unter dem “Regenbogen-ungezogen”, beim Radieschen- oder Pflaumennaschen, beim Spielen in Haus und Garten.

Dennoch war ich beim Gespräch ganz in der 3 bis 5 Jährigen aufgegangen; ich lachte manchmal, weinte aber auch, schluchzte und schniefte. So Vieles war damals ungerecht gewesen oder auch schlicht brutal. Sie nahm mich in die Arme und tröstete mich. Langsam beruhigte ich mich und nahm den Trost in mir auf.

Sie hatte verstanden, dass auch psychische Gewalt nichts anderes als Gewalt ist. Sie hatte verstanden, dass diese Gewaltform mindestens so tiefe Narben in der Seele hinterlässt, wie körperliche Gewalt. Es tat ihr Leid, uns allen dieser-ihrer Gewalt ausgesetzt zu haben. Sie hatte sich entschuldigt und es war gut so.


Als ich langsam erwache und den Traum realisiere, fühle ich mich, als hätte mir jemand einen heilenden Salbenverband um diese seelische Wunde gelegt. Es tut gut. Noch viele Minuten lang bleibe ich mit geschlossenen Augen liegen und geniese das Gefühl von ein wenig Heilung.

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