Arbeitsmutti

(...jaja, Du hast richtig gelesen, jetzt kommt ein Kapitel über uns Beide...)

Ich habe mir von klein auf immer wieder mütterliche Bezugspersonen außerhalb meiner Familie gesucht, die es gut mit mir meinten. Außerhalb meiner eigenen Familie also, was meine Mutter verständlicher Weise sehr ärgerte, wenn sie diesbezüglich mitbekam, dass ich anderen Frauen mehr anvertraute als ihr.

So denn: Die erste Bezugsperson "dieser Art" im Berufsleben war meine Kollegin, die ich dann an einem Muttertag für mich offiziell Arbeitsmutti taufte. Denn das war sie nun mal. Ich bin ihr dankbar, dass sie da war, auch wenn wir in der ersten Zeit mehr Abstand hatten, als später. Sie ist nur wenig jünger, als meine eigene Mutter. Sie war einfach da, wenn es mal wieder kagge lief oder ich "herunter geputzt" wurde... ♡ 

In dieser ersten Firma, in der ich 3 Jahre Lehrzeit und 3 Gesellenjahre verbrachte, waren vorallem die ersten Jahren sehr schwierig. Das Verhältnis zur Tochter des Chefs und ihrer Mutter war von Anfang an nicht einfach. Oft bekam ich Arbeiten zugeteilt, die unter Beschäftigungstherapie rangierten. Häufige übertriebene und ungerechtfertigte Kritik, liesen mich zwischen gerechtfertigter Kritik immer tiefer zwischen meine Schulterblätter rutschen. Lob kam selten bis nie. Ich hatte selten das Gefühl, etwas zur Zufriedenheit erledigt zu haben. Vielleicht ist das aber auch nur meine Sicht der Dinge. Bestimmt war ich nach einer Weile schusseliger, als es hätte sein dürfen/ müssen - eben aus dem Teufelskreis heraus sowieso immer "alles falsch" zu machen. Das alles steigerte sich nach wenigen Wochen derart, dass mich schon den ganzen Sonntag lang stets Angst und Unruhe plagten, welche in der schlaflosen Nacht zum Montagmorgen in üblen Magen-Darm-Beschwerden gipfelte.
Daheim lief es nicht besser: Meine Eltern akzeptierten meinen ersten Freund nicht - mehr noch: Sie lehnten ihn offen ab. Ich durfte ihn viel zu selten treffen. Wollten wir uns öfter sehen, mussten wir es heimlich machen. Wir hatten immer Schiss, erwischt zu werden... Dementsprechend "spannungsreich" war das Klima daheim.
Kurzum, egal wo ich war: Baustelle. Ich war immer verkehrt.

Vor einigen Jahren kamen Arbeitsmutti und ich wieder in Kontakt, da ihr (neuer) ehemaliger Filialleiter bei mir in der Firma angefangen hatte. Abgesehen von einem kurzen Besuch damals bei ihr auf der neuen Arbeitsstelle, versuchen wir uns seit einiger Zeit mal geplant zu treffen. Mal ging es bei ihr nicht, dann kam Corona, dann ging es bei mir nicht. Und so verging die Zeit.
Auf ihrer Seite musste zwangsläufig die Frage entstehen ("Möchte sie überhaupt?")
Natürlich hatte ich die Frage selbst schon auf dem Schirm, konnte sie jedoch schlecht beantworten. Ja, da gibt es tatsächlich Widerstände im Innen. Sie liest hier im Blog mit - weiß also Vieles, was sie sich gar nicht erst erfragen muss.
Andererseits ist sie auch eine der ganz wenigen Leser hier, die meine Eltern, vorallem meine Mutter ein wenig kennt.
(Ich glaube, dass ist meine Blockade.) Die Angst ala "Ich kenne Deine Mutter doch; die ist eigentlich nett, zugänglich, freundlich..." Ja - ist sie auch. Definitiv! Aber sie ist auch sehr gut in Manipulation. Ich... ich habe Angst, mich erklären - ja, verteidigen - zu müssen. Kognitiv weiß ich, dass ich das nicht muss. Aber im Innen gibt es diese Angst dazu. Weil ich weiß, dass meine Mutter anders "rüberkommt", selbst bei Menschen, die sie besser kennen. '...wir hatten jahrelang eine gemeinsame Ärztin - meine Mutter und ich - Ich erzählte ihr von der sex. Gewalt durch meinen Vater, welche der Hauptgrund für meinen Kontaktabbruch zu meinen Eltern 2016 darstellt. Sie war im Frühjahr 2017 felsenfest davon überzeugt, dass wenigstens meine Mutter auf jeden Fall zu dem von mir vorbereiteten Gespräch kommen würde!!! Sie lag falsch - keiner von Beiden kam...'

Das ist meine Angst. 

Aber mir liegt daran, dich wieder zu sehen, liebe Arbeitsmutti 🥰 und ich springe dieses Jahr über meinen Schatten. Und dann werden wir uns wieder sehen und uns ein paar nette Stunden machen. Versprochen! 🫂

Beliebte Posts aus diesem Blog

Arbeit mit EMDR (4-Felder-Technik)

Die Baumübung

Ich