Schutzschicht gesucht
Drei Wochen Familienzeit sind vorrüber und ich benötige offenbar eine neue Schutzschicht. Alles reizt mich...:
Termine, Fragen, Pflichten, Ansprachen, Berührungen, Anforderungen.
Der Wunsch abzutauchen ist riesengroß: In Geschichten, in Bildern, in Büchern - nahezu egal wo! Nur kein Sein im Hier und Jetzt. Doch gerade dieses Hier & Jetzt wird im therapeutischen und im achtsamkeitsbasierten Auf und Nieder immer wieder als erdend gehyped... Ich will fliehen. Immerwieder und einfach nur fliehen. Weg von der schmutzigen Wäsche, weg von dem knatternden Rasenmäher, weg von den Krümeln auf dem Küchenfußboden und weg von den Armen meines Mannes. Weg von dem juckenden Mückenstich, weg aus der gleisenden Sonne, weg von dem zeternden Kleinkind und weg vom lauten Pfeifen in meinem Kopf...
Gedanken an Parkum (Jan. 2025) werden wach. Ja, Parkum wäre auch eine Lösung! Meeresrauschen und kreischende Möwen wären vielleicht gerade noch zu ertragen.
Sand unter den Füßen, Wind im Haar, Salzwassergeruch in der Nase.
Aber ich bin immer wieder hier. Immer wieder in diesem Hier & Jetzt, was mich reizt, wie eine kratzige und scheuernde Naht hinten im Shirt. Ich bin unruhig - fange dies an und lege jenes wieder beiseite. Will ganz vieles tun und habe doch keinerlei Antrieb zu irgendwas. Eigentlich sind immer nur kurze Impulse da, die schon fast wieder verschwunden sind, sobald ich auch nur aufgestanden bin.
Dabei ist heute (wie schon gestern) sehr nettes und verträgliches Sommerwetter. Um die 25°C. Angenehm und keinesfalls zu heiss. Eigentlich sollte ich das besser nutzen. Stattdessen bin ich nur draußen (immerhin!) und tue fast nichts. Wenn Nachbarn in meine Nähe kommen, verfalle ich regelrecht in eine Art Totstellreflex: Hauptsache, mich spricht niemand an und ich muss mit niemandem sprechen, da ich gar nicht erst bemerkt worden bin. Dabei werden die nächsten Tage nicht so lustig sein: Die Temperaturen werden in den nächsten 72h noch locker um 10 Grad nach oben klettern und ich werde mich allein deswegen um 14 Tage zurücksehnen, als es noch kühl und regnerisch war - mit anderen Worten: Prächtiges Regenwurmwetter! Herrlich tropfig nass und angenehm kühl. Das finden nicht nur Regenwürmer vortrefflich - das gefällt auch den Schnecken recht gut. Und mir!
Ich drehe mich irgendwie im Kreis (gefühlt zumindest).
Wann wird es anders?
Wann fühle ich mich mal frei?
Wann habe ich das Empfinden, wieder ungehindert atmen zu können?
Wann habe ich mal wieder mehr Energie, als nur ein Löffelchen voll?
Wann bin ich einmal wirklich unbeschwert?
Ich ahne es.
Das dauert noch.
Also benötige ich vorerst wieder eine brauchbare Schutzschicht, damit mich nicht mehr sofort alles reizt und stört.
🤪