Inneres Tauwetter

Der Frühling kommt. Im Innen, wie im Außen. Der Schockfrost von Mitte Januar ist etwas abgeebbt. Bislang kam nichts nach...
Körper und Psyche hatten etwas Zeit, sich vom Schreck zu erholen. Dadurch gibt es wieder etwas mehr Beweglichkeit.

...unter der Zierkirsche summt es, wie in einem kleinen Motor - Flugbetrieb. Die ersten Bienen und Hummeln sind unterwegs. Emsig streifen sie umher und naschen an allem, was sonst noch vorwitzig heraus schaut. Krokusse, Narzissen, Erika... Winterlinge und Schneeglöckchen sind schon lange verblüht. Im Windschatten steht der Liegestuhl in der Sonne. Dort kann man sich schon eine Portion Röte abholen, wenn man nicht aufpasst.
Die Digge 🐢 ist froh, in der duftenden Erde schnuppern und stöbern zu dürfen. Ein bißchen nur - noch nicht den ganzen Tag. Auch die Räder sind schon ausgemottet. Die ersten beiden Runden des Jahres haben sie schon gemeistert. Kaum zu glauben, dass es schon morgen wieder bei einstelligen Plusgraden scheußeln wird...

So ähnlich schaut es auch im Innen aus: Ambivalent! Zwischen überraschenden Aussichten, die neugierig machen und Ängsten. Zwischen traurigen Tatsachen und Hoffnungen.
Da unsere langjährige Therapeutin dieses Jahr in den Ruhestand gehen wird, sind wir gerade dabei schrittweise Richtung "Anschlussversorgung" zu wechseln. Natürlich bleibt damit nicht weitest gehend alles beim Alten und nur die Person vor uns ist neu... Auch das Behandlungskonzept wird hier langfristig anders sein. Es besteht aus einer Kombination von Gruppen- und Einzelsetting. Aus dem stationären Bereich kennen wir das natürlich, nicht jedoch aus der ambulanten Arbeit. Das resultiert vorallem weniger aus einem nicht Wollen, sondern eher aus einem nicht Können. Es braucht schon einen gewissen fachlichen Hintergrund - aber auch einen gewissen Bekanntheitsgrad - um eine Patientinnengruppe mit pDIS und DIS aufbauen zu können.
DARAUF sind wir definitiv neugierig!!!
DAVOR haben wir definitiv enormen Respekt!!!
Was ist zudem mit der ansonsten im Einzel stattfindenden Arbeit, die in den Wochen mit Gruppensetting nicht stattfinden? Hier gibt es im Innen hitzige Debatten! Reicht doch eine wöchentliche Therapiestunde so manches Mal nicht ganz aus, das jede(r) aus der kleinen Mannschaft zu Wort gekommen ist... So manches Mal lag danach noch etwas auf dem Herzen, was per Mail nachgereicht wurde.

So schockierend die Erkenntnis nach der 2. probatorischen Sitzung (abweichendes Behandlungssystem) war für alle, um so mehr hat sich seit Freitag nach der 3. Sitzung geordnet. Nach dem Termin waren alle recht vergnügt. Zur Belohnung sind wir in den Zoo gegangen. Damit wir da auch bald wieder hin gehen können, haben wir eine Jahreskarte erstanden. Tauwetter also auch im Innen... Aufatmen. Etwas Wärme. Mehr Beweglichkeit. Etwas mehr im Blick haben; Übersicht bewahren. Etwas weniger Dissoziation auch im Alltag. Kleine Aufgaben schaffen: Immer nur eine und Schritt für Schritt. Aber eben immer wieder und nicht vollständiges Versinken im Chaos.
Das Tagesmotto lautet nach wie vor "Besenstrich um Besenstrich, nie die ganze Starße entlangschauen, sondern nur, was vor einem ist". Beppo der Straßenkehrer aus Michael Endes "Momo" mag ein sehr einfacher Zeitgenosse sein... aber er hat es klug angestellt, finden wir und tun es ihm nach.

So versuchen wir derzeit zu empfinden, dass es immer wieder "jetzt gerade eben" GUT ist; egal, was drumherum ist. "Jetzt gerade" ist es gut. ♡

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PS: Wer das Gefühl hat, "ein Foto wäre hin und wieder mal schön": Das Gefühl haben wir auch immer wieder. Leider gelingt uns das Einstellen von Fotos hier nicht mehr und wir haben noch nicht heraus finden können, woran das liegt.  :-(

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