Über Fotos

Oder doch über das Leben und einige Wahrheiten darin?!

Habt Ihr alle ein Fotoalbum über Eure Kindheit? Zumindest über die Baby- und Kleinkinderzeit?
Manchmal löst sich solch ein Projekt ja über die Jahre etwas auf. Ab einem bestimmten Alter existieren dann in Kisten und Schachteln noch lose Sammlungen von Einzelbildern. Bestenfalls chronologisch sortiert.


(Fasching in einer Kita Anfang der 1980er)

Und was gibt es für Fotos darin? Die schwangere Mutter? Ihr als neugeborenes Baby? Dann geht es meist weiter: auf dem Arm, mit einem Spielzeug, die ersten Schritte, beim Essen im Stühlchen... später auf Familienfeiern, Weihnachten, Fasching, im Kindergarten, zum Schulanfang, auf Reisen in den Ferien... Manche Alben sollen es ja gar bis zur Jugendweihe, Konfirmation oder gar noch weiter schaffen.

Ich habe auch so ein Album. Es besteht aus einigen, ausgewählten Bildern und reicht etwa bis zu meinem 15. Lebensjahr. Ich habe es als Teenager selbst zusammen gestellt.
Auf die Idee kam ich, da ich die ziemlich zahlreichen Fotos aus diversen Ferienlagerzeiten aussortieren und sinnvoll archivieren wollte. Chronologisch ergänzt habe ich sie dann mit Bildern aus dem Familienfundus, die irgendwie 'doppelt' waren.

Heute Morgen fiel mir das Album meines Mannes in die Hände. Seine Mutter hat es gemacht. Das erste Mal schaute ich die Bilder, die ich eigentlich schon kenne, mit anderen Augen an. Oft ist er gar nicht alleine auf den Fotos zu sehen, sondern häufig in Aktion mit seiner Mutter, seinem Vater oder Omas, Onkel, Tante... Seine Eltern sind am meisten auf den Bildern - in Aktion mit ihm beim Spielen und Entdecken. Mit ihm auf dem Boden sitzend oder auf seiner Augenhöhe kauernd.
     Wie ich so blättere, scrollt mein inneres Auge meine eigenen Kindheitsfotos gnadenlos ab. Oft bin ich beim Spielen allein auf den Bildern zu sehen. In Aktion mit anderen sehr selten. Auf meiner Augenhöhe befindet sich praktisch nie jemand. Meist sind es ohnehin Bilder aus Urlaubstagen, von Familienfesten oder Gelegenheiten, wie Weihnachten oder Ostern... Den Finger nie in passenden Momenten auf den Auslöser gedrückt???

Daheim gab es eine recht klare Rollenverteilung. Mein Vater war der bessere Vorleser. Meine Mutter die geübtere Sängerin. Damit war schonmal das Zu-Bett-Gehen klar geregelt.
Gespielt habe ich meist allein. War auch oft darin versunken. Ausmalbilder liebte ich! (Das mögen wir noch heute.) Ich puzzelte gern, baute mit Steckbausteinen (kein Lego 😉) und liebte meine wenigen Matchboxautos. Puppen hatten bei mir nur wenig Chancen...
Manchmal hat meine Mutter mit mir gebastelt. Meist wenn ich krank war (mein Vater war da oft zum Reservedienst bei der NVA) und sie Zeit hatte. Wir haben mal Zwerge aus Suralin (eine Knete, die man im Ofen aushärten kann) gebastelt. Eigentlich hat sie die Zwerge gestaltet. Ich einen? Und dann sind noch 2 Bilder zum Aufhängen gestaltet. Suralin war meist sehr fest und man musste es ewig in den warmen Händen bearbeiten, bevor es sich auch von Kinderhänden kneten lies... 

Und wie schaut es bei unseren Kindern aus? 
Unsere Kinder sind in der Schnittstelle zwischen analoger und digitaler Fotografie aufgewachsen. Die Babyfotos sind noch herkömmlich bedruckte Papierbilder. Ich hatte auch für jeden ein Album begonnen. Danach zogen auch bei uns Smartphones in den Alltag ein und damit die leicht und schnell verfügbare Digitalfotografie. Was sich früher in bunten Fotokisten ansammelte, schlummert nun zunächst auf Speicherchips oder in der Cloud. Von Zeit zu Zeit wandern Bilder in Fotobücher. 

Natürlich drücken wir heute wesentlich öfter auf den Auslöser, als früher unsere Eltern und Großeltern. Damals war es einfach ein Kostenfaktor. Ein Bild wurde nicht 'einfach mal geschossen'. Es wurde genau überlegt, ob es das Motiv nun wirklich wert ist. Löschen konnte man es ja nicht. Man sah auch nicht, ob der Schnappschuss etwas geworden war.
Um so größer war die Spannung, wenn man die fertig entwickelten Filme und die Abzüge davon abholen konnte! Es war immer eine Wunderkiste: Sind die Bilder etwas geworden? Was war gleich nochmal am Anfang des Filmes drauf? Nix verwackelt? Guckt keiner auf dem Bild komisch?

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