Verschollen

Bin ich verschollen? Vielleicht...

Im ewigen Zyklus des Homeschoolings. Nach ersten rein praktischen Anlaufschwierigkeiten (Lernplattformen liefen gar nicht und/oder waren dauerhaft überlastet) läuft nun das Meiste etwas stabiler. Wenn nicht alle gleichzeitig Daten aus dem Netz ziehen, da Arbeit und Lernkonferenzen parallel laufen sollen, klappt das auch meist.
Hätten wir noch die Motivation. Die benimmt sich wie eine Bergtour über eine sehr serpentinenreiche Route. Mal läuft es gut, mal richtig beschissen. Während die Große ihren Stoff irgendwann bearbeitet - es aber wirklich tut - und nur rummault, wenn SCHON morgens um 10 Uhr eine Lernkonferenz ansteht, ist es beim "Kleinen" kein Selbstläufer.

Mal ehrlich: will man von 10 und 11-jährigen Kindern in der 5. Klasse ernsthaft verlangen Mo. bis Fr. jeweils 5h lang hochkonzentriert im Selbststudium neuen Stoff zu erarbeiten?!? Verlangt man da nicht etwas, was selbst etliche Erwachsene nicht hinbekommen?
Es ist fach- und themenabhängig: Mal läuft es recht gut, mal ist die Motivation im Keller. "Immer nur schreiben!!!" (Ja, ist leider gerade so.) Wenn dann jedoch in Fächern wie Kunst und Musik auch "nur" der Füller geschwungen werden soll, wird es richtig blöde! Muss ich da wirklich die Erarbeitung von allerlei Theorie einfordern? Oder kann ich da wissentlich die Chance nutzen und den Kindern mal Alternativen anbieten...?!
"Heute benötigst Du für das Fach Kunst mal Dein Geschichtsbuch...": Thema war Höhlenmalereien in der Steinzeit und es waren neben einer kleinen praktischen Übung, eine Menge theoretischer Fragen zu beantworten. 🙈
Ein Glück für die Lehrer, dass sich die Rollen Lehrer - Schüler nebst zugehörigem Alter nicht so einfach tauschen lassen. Ein Pech für die Schüler: Vielleicht würden dann auch die Aufgabenstellungen etwas anders aussehen.
Der normale Gang ist derzeit so, dass mein Sohn von 8 Uhr bis 14 Uhr (mit kleinen Pausen) lernen sollte. Defacto sind wir selten vor 16 Uhr fertig - eher 17 Uhr oder später. (Dazu muss ich sagen, dass er etwa 9 Uhr anfängt, wenn nichts spezielles ansteht.)
Das schlaucht auch mich, die oft und viel dabei sitzen muss; den Sohnemann beim Arbeiten verbal anschieben muss oder Hilfestellung geben muss. Meine Gedanken wandern dann oft zu den 10-/11-Jährigen, deren Elternteile nicht zu Hause arbeiten können und die auch keine älteren Geschwister daheim haben (vielleicht gar Jüngere, die noch die Grundschule besuchen...?!) und dass alles selbstständig leisten sollen. 😬 DAS geht evt. ein paar Tage gut, aber nicht auf Dauer. Und es erinnert mich sehr an die Zeiten, welche ich als junges Kind allein daheim verbracht habe...

Heute vermehren sich eher meine Energielöcher. Abends bin ich bisweilen so erschöpft, dass ich direkt nach dem Abendessen ins Bett falle. (Manchmal noch vor meinem Sohn.) Auch das geht nicht auf Dauer gut. Zumal mir auch ganz viel Zeit für meine kleine Mannschaft fehlt: Für die heisst es derzeit DRINNE BLEIBEN und KLAPPE HALTEN. (Gestern habe ich für sie, Griessbrei mit Zucker und Zimt gemacht. Ein lang gehegter Wunsch! Natürlich war die Portion viel zu klein.)
Die Nummer mit der Funktionalität klappt also (noch) ganz gut, hat aber schon jetzt nach wenigen Wochen ihren spürbaren Preis.

So what: Bis Ostern wird sich daran nichts Grundlegendes ändern. Die Politik wird weiterhin scheibchenweise den Lockdown verlängern/verschärfen/weiß der Geier und bis zum Sommer ist vielleicht ein Viertel der Bevölkerung mal geimpft, wenn wir Glück haben. *Mir ist bewusst, dass ich gerade dezent genervt und pessimistisch schreibe.*

Die Einzige, die das nicht kümmert, ist unsere Digge. 🐢 Sie zieht gemütlich ihre Runden in der Küche und schnuppert ab und an, an meinen Socken unterm Tisch.
Sie ist unser aller Sonnenschein in der Lockdownzeit und sorgt immer wieder bei  jedem von uns für die Glättung seelischer Wogen. ♡
(An alle Tierschützer - vorallem jene, die missionarisch veranlagt sind: Wir wissen, dass eine Schildkröte normalerweise Winterstarre hat. Wir haben uns bewusst für eine "Ganzjahresschildkröte" entschieden. Wir haben sie trotzdem lieb und quälen sie nicht. Sie wird ausgewogen ernährt und zeigt weder im Verhalten, noch an äußerlichen Körpermerkmalen Zeichen von Fehlhaltung. Danke fürs Verständnis. 🙏🏼)

Und: Warum sitze ich hier und blogge entspannt? Der Herr Sohn hat in Kunst tatsächlich als Aufgabe, etwas zu zeichnen. DANKE! ...geht doch. 😉

Haltet weiterhin die Ohren steif und bleibt vorallem gesund.

Eure Himbeere

Beliebte Posts aus diesem Blog

Arbeit mit EMDR (4-Felder-Technik)

Die Baumübung

Ich