Eishockey im Freibad
Die Junisonne brennt vom strahlendblauen Himmel. Es riecht nach Sonnencreme und Wiener Würstchen. Kinderlachen. Eine bunte Luftmatratze schippert vorbei.
Ausgelassene Menschen baden vergnügt oder beten die Sonne an, um der Urlaubsbräune schon mal einen Vorschuss zu gewähren. Wer will schon in wenigen Wochen käseweiss sein Handtuch an der Ostsee ausbreiten?!
Ich bin 6 Jahre alt und freue mich auf das kühle Nass. Ich kann nämlich schon schwimmen und darf nun in das große Becken. Nur eine Sache finde ich richtig blöd. Ich darf keine Badehose anziehen, obwohl ich für den Schwimmkurs eine gekauft bekam. "Die brauchst Du doch nicht. Die anderen kleinen Kinder haben auch keine an."
Die sind aber noch halbe Babies! Höchstens 2 Jahre alt...
Als wir ins Wasser gehen, vergesse ich für kurze Zeit mein "Problem". Im Wasser bemerkt man meine fehlende Badehose ja nicht. Schwimmend und plantschend vergeht die Zeit. Wer blaue Lippen bekommt, muss rasch wieder raus! So bin ich kurze Zeit später in ein großes Handtuch gehüllt. "Du bist doch jetzt trocken. Gib mir das Handtuch, dann kann die Sonne dich wieder aufwärmen!" Aber ich möchte gerne noch länger im Handtuch eingewickelt bleiben, sonst bin ich ja wieder nackt!
Eine Weile sitze ich auf unserer Decke in der Sonne. Mit dem Oberkörper gegen meine Beine gelehnt, zupfe ich gelangweilt an Grashalmen und verberge so, was niemand sehen soll: Ich habe keine Badehose an. Etwas weiter rechts in einiger Entfernung steht eine Gruppe Kinder beisammen. Sie rufen und jubeln immer wieder. Einige der Größeren stehen leicht gebückt und scheinen irgendwas zu spielen. Ich frage meine Eltern, ob ich dort zuschauen darf. Ich darf. Außerdem ist es dort schattig, da das Ganze unter einer Überdachung stattfindet. Da ich klein und schmal bin, gelingt es mir, mich immer weiter nach vorne an den Spieltisch zu schieben. Was ich dort vorfinde, fasziniert mich im Nu! Auf dem Tisch sind lauter Metallfiguren angebracht, die sich um die eigene Achse drehen lassen. So kann man eine Metallkugel auf dem Spielfeld bewegen. Ein Eishockeyspiel ohne Eis! Immer wieder flitzt die Kugel hin und her begleitet von Anfeuerungsrufen der umstehenden Kinder. Ab und an wackelt der Tisch ganz gehörig, wenn das Spiel besonders wild wird...
Ich schaue eine ganze Weile zu und bemerke, wie ich mich langsam etwas wohler fühle. Meine unbedeckte Vorderseite ist vom Spieltisch verdeckt. Niemand sieht von vorne, dass ich weder Badeanzug noch Badehose trage, da die Oberkante des Spieltisches etwa mit meiner Schulterhöhe abschließt.
Nach langer Zeit werde ich abgeholt... "Ob ich denn nicht mal wieder ins Wasser wöllte oder etwas essen mag."
Jedoch dauert es nicht lange und ich bin wieder beim Eishockey: Fasziniert vom Spiel, verdeckt vom Tisch und damit zumindest zur Hälfte gerettet aus meinem Dilemma.
🍦 🏖 🌤
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Sexuelle Gewalt beginnt eben nicht erst bei "Anfassen" oder "anzüglichen Kommentaren". Auch dieses Aussetzen in einer beschämenden und unpassenden Situation dieser Art ist bereits sexuelle Gewalt! Ich hatte keine Möglichkeit mich dem zu entziehen, war beschämt und von den beiden Menschen in diese Situation gebracht worden, die micht eigentlich beschützen sollten. Kinder, welche genauso alt oder jünger waren als ich, hatten Badeanzüge oder Badehosen an. Ich war Nackedei wider Willen und habe mich so sehr geschämt dafür... 😓