Posts

Posts mit dem Label "Kinder" werden angezeigt.

Zeit ist relativ

"Dreh dich zur Wand und schlaf' endlich!" Das sind die letzten Worte meiner Mutter, die sie an diesem Abend zu mir sagt. Es ist irgendwann in den 1980-ern und ich bin im Grundschulalter. Wie immer haben wir ein kleines Zimmer zu dritt. Es ist vielleicht 21 Uhr. Vor einer Stunde bin ich zu Bett gegangen. Etwas später, als sonst daheim. Es sind ja Ferien und Urlaub! Aber ich kann einfach nicht einschlafen. Egal wie lange und wie fest ich meine Augen zusammen kneife, sie gehen jedes Mal wie von alleine wieder auf. Meine Eltern schauen einen Krimi auf dem kleinen Kofferfernseher, der im Zimmer steht. Schon alleine deswegen kann ich nicht einschlafen!  Aber ich bleibe zur Wand gedreht liegen. Jetzt nur keinen Fehltritt mehr erlauben. Die letzte Ermahnung hatte an Schärfe schon zugenommen. Also betrachte ich die geschwungenen Rauten in beige und hellbraun auf der Wandtapete. Hier und da hat das Muster kleine Beschädigungen, weil zB. jemand angestoßen oder entlang geschrammt ist...

Aufbruch aus dem Zwergenland

Schon seit geraumer Zeit sind meine Kinder längst keine Zwerge mehr. Der "kleine" Zwerg überragt mich gar um 10 Zentimeter! Die "große" Zwergin hat genau einen Zentimeter vor meiner Haupteshöhe ihr Wachstum eingestellt. Unsere junger Erwachsene strebt schon mit raumgreifenden Schritten ins Leben hinaus: Schreibt ihr Abitur in wenigen Wochen, plant ihr Studium und schmiedet mit ihrem langjährigen Freund an ihrer Seite Pläne, wie einst ihr erstes eigenes Zuhause und ihr gemeinsames Leben aussehen soll. Unser "langer" Teenager geht mit dem Kumpel ins Fitness, besucht den Aufbau-Tanzkurs, trifft sich mit Freudinnen zum Lernen und plant seine erste kurze Urlaubsreise, die er ganz alleine antreten wird. Er besucht für ein paar Tage eine Freundin im Saarland, welche er letztes Jahr im Sommerurlaub mit uns kennen gelernt hat. Sie verlassen also Schritt für Schritt das heimelige Zwergenland... Und das tun sie so ganz anders, als es bei mir vor Jahrzehnten der Fall ...

Das Mädchen und der Mond

Es war einmal ein kleines Mädchen, dass zählte gerade fünf Winter. Eines Morgens wurde es früh von seiner Mutter geweckt. Während es sich noch ein wenig müde und verträumt langsam die Kleider anzog, bemerkte es, dass der Mond von draußen herein schien. Groß und hell golden, wie ein blank polierter Taler schien er zum Fenster hinein. Das Mädchen bestaunte ihn. Fast sah es so aus, als habe er tatsächlich ein Gesicht, so wie auf dem Bild im Märchenbuch, welches im Schrank stand. Und dann schien es gar, als würde er dem Mädchen zuzwinkern und anschließend lächeln. Ob das nun so war oder ob es nur so schien...?! Wer weiß - jedenfalls lächelte das Mädchen strahlend zurück... "Trödle nicht!", mahnte die Mutter, "Wir müssen gleich gehen." Als das Mädchen und seine Mutter auf die Strasse traten, ging bereits die Sonne auf. Schräg lugte sie vorsichtig durch Bäume und über Dächer. Nach einem kurzen Wegstück kamen sie in ein Haus. Dort arbeitete eine Frau, die das Mädchen mit s...

Mogelpackungen gabs damals schon...

Noch halb im Dusel schnappte mein Hirn heute morgen nach einer alten Erinnerung, die vorbei flog. "Happ" - "Gefangen!" Vorab als Einstieg - der Rahmen dazu: 1988 fand das XIII. Pioniertreffen der DDR im damaligen Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) statt. Als Nachrücker hatte ich das Glück und durfte daran teilnehmen. Ja, "durfte" und "Glück", denn in diesen Tagen hat die DDR nocheinmal alles aufgefahren, was sie eigenlich schon lange nicht mehr hatte (zumindest nicht für die breite Bevölkerung). An einem Samstag Mitte August bestiegen tausende Pioniere aus allen Bezirken der DDR Busse und Züge, um zum Pioniertreffen nach Karl-Marx-Stadt zu fahren. Die ersten Tage waren den sogenannten Friedensmärschen vorbehalten. Das hiess im Kleinen, dass wir auf Wanderungen unsere Heimat und Natur entdeckten. Nicht immer nur politisch, wie man erwarten könnte. Wir gingen ins Freibad, erkundeten Felsen und suchten dort nach Fossilien, lauschten spannenden Räuberg...

Heilung im Traum

Manchmal geschieht Traumaheilung wohl schlicht durch Träume… Solch einen durfte ich in der vergangenen Nacht erleben. Ich kann nicht mehr sagen, wie dieses Treffen mit Frau S. zustande kam. Irgendwer hatte es organisiert und dann standen sie sich gegenüber: Eine Mitvierzigerin (ich) und Frau S., welche etwa Mitte/Ende 70 sein mochte. Von ihrer Statur her erinnerte sie mich an meine Zauberfee im Zauberschloss, nur das sie deutlich größer war.  Zunächst tauschten wir ein paar belanglose Worte aus, um uns langsam anzunähern. Sie erzählte ein wenig über sich und ihre damalige Lebenssituation - war verheiratet, hatte selbst einen Sohn… Außerdem bestimmte damals eine besondere Form einer psychischen Erkrankung ihr Leben, welche aber erst viel später einen Namen und damit eine Einordnung für sie bekam. Diese Erkrankung machte sie weitgehend unempfindlich für die Gefühle ihrer Mitmenschen. Dennoch war es möglich sie mit bestimmten Dingen so zu triggern, dass sie von Null auf Hundertachtzig...

Retrospektive

Vielleicht liegt hier schon ein ähnlicher Artikel im Blog herum. Damit weder ihr noch ich lange suchen müsst, schreibe ich noch einmal neu. Auch, weil ich diese Rückschau genau jetzt noch einmal für mich selbst benötige. Es ist erstaunlich, wie riesig bestimmte Räume oder Dinge für kleine Menschen sind… Der Gruppenraum war ein Saal, die Erzieherin eine Riesin und der Rodelberg im Garten sehr hoch. (Der Berg war so hoch, wie ein Komposthaufen.) Im Februar 1980 stehe ich im mittleren Gruppenraum und schaue mich um. Es ist ganz still, denn alle anderen Kinder sind im Garten oder zum Spaziergang unterwegs. Das wird mein Kindergarten, hat Mutti gesagt. Die Holzdielen knarren hier und da ganz leise, wenn ich Schritte mache. Mir gefällt das Geräusch. Ich kenne es nicht aus unserem neu gebauten Wohnblock.  Einige Tage später bringt mich Mutti jeden Tag sehr früh in die alte Villa. Sehnsüchtig schaue ich ihr nach, wie sie sich auf dem Gehweg nochmal umdreht, um zu winken und dann in Richtun...

Was davon gehört zu mir?

...oder besser gesagt, was davon gehört zu den Geschichten meiner Vorfahren? Ich lese ja nicht besonders viel. Ein wenig aber eben doch. Ich gebe zu, ich könnte mir leichtere Kost auswählen, aber letztenendes lese und verstehe ich immer das, was für mein Innen von Interesse ist. Derzeit ist es "Kinder unterm Hakenkreuz- wie wir den Nationalsozialismus erlebten" von Frank Schwieger. Hier erzählen Kinder aus ihrer Sichtweise für Kinder in der heutigen Zeit, wie sie diese Epoche damals erlebten. Dazwischen gibt es stets Kapitel, welche Fakten und Historie hinter diesen Geschichten erklären. Den geschichtlichen Teil lasse ich weg. Das war in der Schule x-mal dran. Es geht um Flucht, Vertreibung, Verstecken und Verstecktwerden, um erlebte Bombenangriffe und überlebten Beschuss von Tiefliegern, welche nicht selten auch Flüchtlingstrecks ins Visier nahmen. Es geht um unglaublichen Hunger und grausame Kälte. Es geht um verlorene Heimat, verlorene Freunde, verlorene Verwandte... Aber ...

Vor fast 32 Jahren...

...sind wir uns das letzte Mal begegnet. Wir besuchten mit all den anderen gerade die 8. Klasse der in der ehemaligen DDR auslaufenden Polytechnischen Oberschulen. Die Umstrukturierung auf Unterteilung in Grundschule und nachfolgend Mittelschule oder Gymnasium als weiteren Bildungsweg war in vollem Gange. Ich erinnnere mich, dass dieses letzte Halbjahr auch stark davon bestimmt wurde, wer mit wem an welcher Schule weiterlernen würde. Eins war klar - diese Klasse, die nach vielen Umbrüchen und Krisen endlich gut zusammenhielt und sich gefunden hatte, würde auseinandergerissen werden. Letztendlich blieben 3 an der gewohnten Schule, die zum Gymnasium umgewidmet wurde (darunter ich), einer zog um und ging an ein anders Gymnasium. Der Rest unserer "c" wurde auf "a" und "b" für ein Gnadenjahr im Gebäude aufgeteilt, nur um dann für die 10. Klasse nochmal die Schule zu wechseln. (!) Hätte man das nicht anders lösen können??? "A" waren die Artigen (wer...

Drastisch genug ausgedrückt

Bild
  Sächsische Zeitung vom 8.10.2022

Mitgefühl & Verstehen

Bild
Wer bislang nicht verstanden hat, was Krieg, Flucht & Vertreibung für Menschen, insbesondere für die Kinder unter ihnen bedeutet:  ...und auch für all jene, die denken schon verstanden zu haben. Ergreifend, berührend, gefühlvoll und dennoch auch tröstlich, dass es anders werden kann. 😔

Ein überraschender Fund

Bild
Heute sind wir mit unserem Sohn in einem DDR-Museum gewesen. Dort gab es im Museumsshop auch einen großen Bücherfundus zum Wegkaufen. Neben "Timur und sein Trupp", "Ich bin die Nele" und "Der Tag an dem die Schule verschwand", fand ich einen wahren Schatz: "Matti"! Ich kann natürlich nicht mehr sagen, wann genau ich dieses Buch das erste Mal in der Bibliothek ausgeliehen hatte, aber es war noch in der Grundschulzeit. Vielleicht war ich in der zweiten oder auch schon in der dritten Klasse. "Matti" Ich mochte dieses Buch so sehr, dass ich es immer und immer wieder auslieh, obwohl ich längst andere, dickere Bücher zu ganz anderen Themen las. Hier ein Foto der Innengestaltung - stellvertretend für eine Doppelseite aus Mattis Rechenheft. Und ja: So durfte damals kein Rechenheft aussehen! Das gab schon Ärger. Matti, der eigentlich Matthias Dietrich heißt, geht in die zweite Klasse einer Berliner POS (Polytechnische Oberschule in der DDR). Sei...

Augen-Blicke

In zwei Räumen daheim wird neuer Bodenbelag gebraucht. Der alte erlebt gerade sein 16. Jahr und beginnt sich langsam aber sicher in Staub aufzulösen. Also haben sich mein Mann und ich in ein Geschäft begeben, wo man selbiges erwerben kann... Zu Beginn sondierte die Verkäuferin durch häufigen Blickwechsel noch unsere beiden Gesichter - taxierte vorsichtig, wer von uns Beiden wohl der Entscheider sein wird. Immer häufiger blieb dann der Blick als Hauptgesprächspartner bei meinem Mann hängen. Allein, dass ich diese genaue Beobachtung machen kann, ist ein Paukenschlag. Es fällt mir immer wieder sehr schwer, mein Gegenüber im Dialog anzuschauen; erst recht, den Blick längere Zeit beim Gegenüber ruhen zu lassen. Ich möchte gar nicht wissen, wie oft mir das schon wortlos als pure Unhöflichkeit ausgelegt wurde... (Ein 'Symptom'', dass nahezu alle Menschen mitbringen, die Traumaerfahrungen haben.) Ein passender Bodenbelag war überraschender Weise recht schnell gefunden und der Gespr...

Im Traumhaus

Bild
Ich träume immer wieder mal, dass wir umziehen müssen . Meist kann ich mich mit den neuen Häusern oder Wohnungen schlecht anfreunden. Es sind oft unheimliche Wohnobjekte, aus denen ich sofort wieder flüchten möchte. Jedoch ist es unterm Strich einer der angenehmeren Träume, da ich überhaupt irgendeinen Platz habe und nicht permanent auf Suche nach einem Ort für mich bin. Im letzten Traum zogen wir in ein kleines Haus, welches von Innen größer war, als es von draußen anmutete. Unten war der Wohnbereich und die Schlafzimmer lagen in der ersten Etage. Eine Besonderheit bot das Dach des Hauses (quasi die 2 Etage): Den Abschluß bildete eine Art Studio, welches gänzlich von einem großzügigen Glasdach umbaut und überbaut war! Vom umlaufenden Sofa aus, konnte man also im Sitzen alles überblicken. Am besten war es dort oben jedoch in der Nacht! Wie ein mit Diamanten bestreutes, schwarzes Samttuch breitet sich dann der Sternenhimmel über einem aus... Für die Jüngeren lag der Schatz des Hauses je...

Buchtipp

...für Viele-Menschen und Eins-Menschen mit Humor. Und Kinder!  Punkte Wir sind viele von Giancarlo Macri und Carolina Zanetti ISBN: 978-3-9618-5530-8 für 16 €

Trotzkind

Von  Laura Dieckmann Liebe Mama, ich bin es, dein Trotzkind. Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich habe?  Ich vertraue dir, ich brauche dich, du machst mich glücklich und gibst mir Sicherheit.  Du und Papa, ihr seid alles für mich. Heute morgen bin ich wach geworden, es war noch dunkel in meinem Zimmer.  Ich hatte solche Sehnsucht nach dir  und mein Kuschelmonster sah im Schatten auch gar nicht mehr so freundlich aus wie sonst. Ich flitzte schnell zu deinem Bett .  Als ich hineinkletterte, hast du ein bisschen geseufzt und gemurmelt:  „Muss das jetzt wirklich sein?“ Das hat mich so traurig gemacht.  Magst du denn gar nicht gerne mit mir kuscheln? Später wollte ich meine Hose und meinen Pulli selbst anziehen. Nachdem ich mich einmal in den Hosenbeinen verheddert hatte, nahmst du sie mir weg:  „Lass mich mal, wir haben keine Zeit!“ Ich war wieder traurig. Ich kann das doch, mich anziehen! Nur eben nicht so schnell wie du.  Warum bist du d...

geDANKen gemacht

"Vielen Dank für alles! Danke dafür, dass ihr in den vergangenen 15 Monaten auf Bildungschancen, gemeinsame Zeit mit euren Freunden, die erste Liebe, die Abifeier, den Tanzkurz, Kino, Party, Auslandssemester und "Fridays for Future"-Demos verzichtet habt, um ganz ohne Eigennutz das Leben von alten und kranken Menschen zu retten. Danke dafür, dass ihr die Rettung von Großkonzernen ertragen habt, während kein Geld für Luftfilter in euren Klassenzimmern vorhanden war, dass ihr den Streit um die kleinsten Details im Hin und Her der Öffnung und Schließung von Einrichtungen des öffentlichen Lebens mit angesehen habt, ohne laut die andauernde Konzeptlosigkeit der Bildungsverantwortlichen anzuprangern.     Als Erwachsener mittleren Alters schäme ich mich zutiefst für die Gleichgültigkeit meiner Generation und der Generation meiner Eltern gegenüber euren Bedürfnissen. Wir lassen zu, dass nach all den Monaten des Heimunterrichts Videokonferenzen bei Euch immer noch nicht funktioni...

Kleine Ewigkeiten...

Als mir meine Freundin in der ersten Märzdekade 2020 eine Nachricht schickte, dass in ihrem Bundesland alle Schulen für 4 Wochen bis Ostern schließen werden, war ich ziemlich schockiert.  Allein der Gedanke, dass alle für 4 Wochen daheim hocken und sich irgendwann 24/7 auf den Senkel gehen werden, trieb mir den Puls in die Höhe und den Schweiss auf die Strin. Nun ist es ja nicht bei diesen 4 Wochen geblieben. Damals kamen noch etliche Wochen obendrauf und seit Mitte Dezember 2020 haben wir eine noch viel längere und schärfere Version 2.0 davon. Vieles hat sich eingepegelt und die Kinder haben sich mit der besonderen Situation weiter entwickelt. Saß ich im ersten Lockdown noch vormittags im Stoff der Klasse 4 bei meinem Sohn und nachmittags dann im Stoff der Klasse 8 mit meiner Tochter, hat sich etliches verbessert. Anfang Januar bekam meine Tochter einen der begehrten Laptops der Stadt (mein Sohn nutzt unseren heimischen). Seither macht sie ihre Aufgaben via Videokonferenz mit 1 bi...

Ein süßes Katzenvideo!?

In einem Social Media Portal stieß ich auf ein berührendes Video: Eine Frau öffnet einen Drahtkäfig, welcher sich offenbar in einem Tierheim befindet. Die Tür ist noch gar nicht richtig offen, da springt ihr die darin lebende Katze auch schon in die Arme. Wie ein Kleinkind, welches seine Bezugsperson sehr vermisst hat, schmiegt sich die Katze wieder und wieder an ihren Hals und Körper. Sie streichelt und beschmust die Katze eine Weile und will sie dann eigentlich wieder in ihren Käfig zurück setzen. Aber die Katze tut alles, um auf ihrem Arm bleiben zu können. Verzweifelt krallt sie sich in der Kleidung fest und umklammert den Oberarm der Frau. Wieder und wieder kämpft sie sich vor und schmiegt sich erneut an sie. Bis zum Ende des kurzen Videos gelingt es der Frau nicht, die Katze wieder in ihren Käfig zu bugsieren. Der erste einsehbare Kommentar dazu lautet irgendwas in der Art "wie niedlich"... Den Rest schaue ich mir gar nicht erst an, denn für mich ist es Gewalt und höchs...

Ein kleines Mädchen...

♡   Ein kleines Mädchen welches gerne einen Rock oder ein Kleid tragen mag Es muss sich nicht in Hosen verstecken Es kann sich sicher sein: Niemand wird Dir unter den Rock fassen. Du kannst dich frei bewegen so wie alle anderen auch ♡