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Es werden Posts vom Juni, 2018 angezeigt.

Autobiographie in 5 Kapiteln

aus dem Tibetischen Totenbuch: 1. Ich gehe eine Straße entlang. Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich falle hinein. Ich bin verloren... Ich bin ohne Hoffnung. Es ist nicht meine Schuld. Es dauert endlos, wieder herauszukommen. 2. Ich gehe dieselbe Straße entlang. Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich tue so, als sähe ich es nicht. Ich falle wieder hinein. Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein. Aber es ist nicht meine Schuld. Immer noch dauert es sehr lange, herauszukommen. 3. Ich gehe dieselbe Straße entlang. Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich sehe es. Ich falle immer noch hinein... Aus Gewohnheit. Meine Augen sind offen. Ich weiß wo ich bin. Es ist meine eigene Schuld. Ich komme sofort heraus. 4. Ich gehe dieselbe Straße entlang. Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich gehe darum herum. 5. Ich gehe eine andere Straße.

2 Personen

In der Therapiestunde habe ich heute -> Ambivalent  vorgelesen. Am Ende angelangt, kommentierte meine Therapeutin den Text mit: "...wie zwei einzelne Personen..." Da ist sie wieder, diese tief empfundene Zersplitterung. Und wie tief reicht sie wirklich, wenn derart ambivalente Gefühle und Empfindungen - ja Realitäten - in ein und derselben Person spürbar werden können?!?  (Eigentlich fehlt nur noch die Amnesie. Wissentlich habe ich keine. Gut so.) Doch genau so tief, wie diese Spaltung in Ambivalent beschrieben ist, empfinde ich sie auch. Sie reicht bis in den Kern meines Seins hinein. Gibt es einen Kleber oder Kitt für derart krasse Scherben? Kann man das überhaupt reparieren?!? Oder bleibe ich zeitlebens so? Erlerne bestenfalls Dialog zwischen diesen "Scherben" (Anteilen) herzustellen?

Umzug

Zumindest probehalber bin ich jetzt ins 'Gästezimmer' umgezogen. Das ist so ein wenig Universalraum für alles mögliche: Bürokram, Musik, Dartspielen, Fernsehen, Bücher... Eine Schlafcouch steht auch drin. Das ist nun mein neuer Ruheplatz. Neben meinem Mann schlafe ich abwechselnd in Abwehrhaltung - kampfbereit (meistens) - oder ausgestreckt (immer nur kurz) - oder eingerollt in Embryonalstellung. Das Ganze ist vorallem für den Hüftbereich offenbar ziemlich schmerzhaft und eben im Schlaf auch nicht bewusst steuerbar. Daher habe ich in den vergangenen Wochen (aber auch schon vor der Klinik) einen Großteil der Nacht meist auf dem Sofa geschlafen. Das ist auch nicht das Wahre. Ich will das einfach nicht mehr. Ich möchte in Ruhe zu Bett gehen können, wie jeder andere, normale Mensch auch. Mein Mann schwingt bei diesem 'Spaß' gut mit. Wir sind ohnehin beide "Gegenseitig-Wachmacher" und brauchen eigentlich getrennte Schlafräume. Wir sind keins von diesen "L

Unerträglich

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Unerträglich zäh und kräfteraubend ist jede einzelne Bewegung, in der Zeit keine Konstante mehr ist, sondern eine Variable. In Bewegung verinnt die Zeit in Tropfenform. BLIPP BLIPP BLIPP In Ruhe - oder eher schon - in Starre rauscht die Zeit vorbei, wie ein Wasserfall. SCHHHHHHHHHH Dazu immer wieder die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Seins. Alles erscheint grau und wie in Beton gegossen. Unbeweglich. Völlig egal, ob es nun angeschaut wird oder nicht. Dabei versuche ich mich immer wieder mit bunten Farben zu umgeben - so extra-deswegen, quasi. Die Kleinen wollten neulich sogar quietzschbunte Socken kaufen! Trotzdem ist die Welt schwarz-grau. Trotz aller herbei genommener Farben. Der graue Himmel der letzten Tage tut sein Übriges dazu. Die kalten Temperaturen lassen uns immer wieder frieren. Kälte ist auch grau. Es ist mir klar, dass die Wirkungsweise eines SSRI erstmal genau das Gegenteil von dem bewirkt, wofür es eigentlich gedacht ist. In der ersten Phase kommt es dadurch eher

Was ist

Die Depression und die innere Rollendiskussion von gestern haben mich fest im Griff. Ich will keine Rolle! Ich will keinen Alltag! Dagegen! Ich brauche eine Seifenblase, um gut zu Über leben. Alles andere ist Kampf ums Überleben . Das will ich nicht mehr!!! 😑

Wer geht da...

...noch freiwillig ins Kino...?!? Stellt Euch vor, ihr schaut Euch so eine richtig schöne Liebesschnulze an. Mit vielen Gefühlen, bedeutsamen Begegnungen, Zärtlichkeit und Nähe... Ein wenig Eifersucht ist natürlich auch im Spiel. Am Ende jedoch, findet sich, wer sich finden sollte und sie leben glücklich miteinander bis ans Lebensende... *schmalz* Herrlich, nicht wahr?!? Doch die Tonspur dazu stimmt so gar nicht! Die stammt aus irgend so 'nem Film wie "Stirb langsam 2" oder so... Es gibt permanent Kämpfe, Schreie, Verfolgungsjagden, Schüsse und Explosionen. Nervig , nicht wahr?!? Wer geht da noch freiwillig ins Kino...?!? Richtig - ich auch nicht. Derartig verkehrte "Überschneidungen" laufen dennoch täglich bei mir: Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern. Ich sehe bunte Blumen. Ameisen sind unterwegs und verrichten ihr Tagwerk. Eine Zauneidechse kommt des Weges... Dazwischen läuft: "Das schaffst Du nie!" "Du hast schon wieder zu frü

Dies und das

Nun ist die zweite Woche daheim fast geschafft. So langsam bin ich hier auch wieder angekommen. Ich denke immer mal an die Klinikzeit zurück. Viel öfter jedoch, an die Menschen, die ich dort kennen gelernt habe. Mit etlichen bin ich weiterhin nahezu täglich in Verbindung. Sie sind damit auch meine "Kliniknachbetreuung", da ich zur eigentlichen Nachbetreuung aufgrund der Entfernung ja nicht hinfahren kann. Sie erzählen mir noch so dies & das, was dort passiert. Aber auch das findet in 2 Wochen sein Ende - dann reis(s)en meine letzten Verbindungen dort auch ab. (Im wahrsten Sinne des Wortes!) Die kleinen weißen Dinger bekommen mir bislang halbwegs gut. Eine kleine Einschränkung muss ich hinnehmen. Jedoch habe ich gelesen, dass sich so manche Nebenwirkung nach einer gewissen Einschwingzeit wieder gibt. ...ich bin zur Zeit, wie im Schwebezustand. Als ob jemand die Pausetaste gedrückt und meinen Film angehalten hätte. Es ist sogar ein wenig angenehm. Ich habe das Gefühl,

Das Ding

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Da liegt es nun vor mir... dieses kleine, weiße und unscheinbare Ding. Durch brechen soll ich es noch - soll nur die Hälfte nehmen morgen früh. Was wird es mir bringen, wenn die 2. Hälfte übermorgen hinterher wandert? Was werden mir seine Geschwister bringen? Wird das Leben dann wirklich leichter?! Monatelang habe ich mit mir gefochten, gerungen und gekämpft. Nein! Ich wollte das nicht - auf gar keinen Fall! Alles - nur keine Psycho-Chemie. Jetzt nach dem Klinikaufenthalt (das war mein letzter Aufschub - meine Deadline), sehe ich, dass es auf Dauer nicht ohne geht. Sonst war der Weg schlicht umsonst, den ich bis hier her gegangen bin. Ich habe Vorbehalte - nach wie vor - und zwar riesengroße. Möchte keine weitere Abhängigkeit. Habe Angst davor, den letzten kleinen Rest von mir Selbst auch noch zu verlieren... Es gab bislang nicht viele Entscheidungen, die mir so schwer gefallen sind, wie diese hier. Es fühlt sich mal wieder wie Versagen an. Dabei ist es eher das vernunftbeg

Ambivalent

Wie im Nebel bin ich noch  nach dem Einzelsetting, welches nicht so toll gelaufen ist aus meiner Sicht. Ich lege mich auf mein Bett. Rolle mich zusammen. Meine Hände schützend in Nähe meines Gesichts. Ich schnuppere. Ich erschrecke! Da ist (s)ein Geruch. Eine Mischung aus... Egal! Das erinnert mich an ihn! Plötzlich habe ich Sehnsucht. Riesige Sehnsucht nach ihm! Ich bin traurig. Tränen laufen meine Wangen hinunter. Ich spüre das Streicheln seiner warmen, rauen Hände auf meiner Haut. Sehnsucht. Und Abwehr: Nein! Sowas hat er nicht getan! Niemals! Nicht mit mir! Ich habe mir das nur ausgedacht. Anders kann es nicht sein. Nur ausgedacht... Und ihm vorgeworfen. Wie konnte ich nur?!? Er leidet! Wegen mir!!! 2 Stunden später: Ekel. Abscheu. Wie konnte er nur?!? Die Bilder. Das Gefühl. Widerlich! Ich schüttle mich, um diese Erinnerungen los zu werden. Es haftet an mir, wie eine klebrige Schicht Tee

Wenn ich ein Vöglein wär...

...dann tät ich jetzt meine Flügel ausbreiten, um mich hinauf in die Lüfte zu schwingen. Drei besonders liebe Mitpatientinnen tät ich dort gerne nochmals in die Arme schließen. Sie fehlen mir so sehr! Über 4h Autofahrt von daheim war unser Klinikschloß entfernt. Sehr gut gewählt für solch einen "Tapetenwechsel" dieser Art. Genug Distanz von daheim. Aber "schnell-nochmal-besuchen" ist dann eben auch nicht mehr möglich. Somit sind alle viel zu weit fort. Leider immer, denn sie wohnen im näheren Umfeld der Klinik. Auch in meiner Heimatstadt, hätte es eine passende Fachklinik gegeben. Jedoch wäre ich hier eben HIER gewesen. Mit dem fehlendem Abstand zu allem hätte ich mir schon vorher erste Therapiechancen komplett verbaut. Sie fehlen mir so sehr, diese drei Menschen... Daher habe ich heute 3 Postkarten gekauft und geschrieben. Heute im Kasten, sollten sie morgen oder spätestens Übermorgen ankommen... Das fühlt sich gut an. Wenn ich schon nicht selbst kommen

Ich allein bin schuld

Es geht ihm schlecht. Sehr schlecht. Er zieht sich immer mehr zurück. Er spricht kaum noch mit jemandem. Er ist nahezu leblos in seiner Hülle... DAS  hat einen Grund. Ich bin der Grund. Ich bin Schuld an seinem Zustand. Ich habe den Kontakt abgebrochen. Ich habe ihm die Wahrheit serviert. (Das ist natürlich nur meine Wahrheit. Klar!) Ich habe alles versaut. Ich habe alles verkehrt gemacht. Ich bin falsch. Ich bin wertlos. Ein Alien. ---------- Natürlich sollte ich mir solche Worte nicht selbst servieren. Das weiß mein Verstand. Der Rest empfindet anders. So wie die Worte "oben" eben sind. Ich verderbe das Leben meiner Eltern... Unerhört!!! Ja - unerhört bin ich wirklich. Sie wollten mir nicht zuhören. Mit mir sprechen schon gar nicht. Nun muss ich schauen, was ich daraus mache.

Abschied

...leise hüpfen die Kleinen nach einander ins Boot. Kleine Tränen schimmern in ihren Augen. Der Abschied fällt schwer. Das Boot schaukelt leicht auf den Wellen. Die Sonne glitzert im Wasser. Eine sanfte Brise weht ums weiße Schloß herum. Viele sind gekommen zum Abschied nehmen. Sie stehen am Strand und winken uns zu. Habt Dank für die schöne Zeit hier! Wir müssen los. In der Hand halte ich noch eine kleine Phiole mit Zaubertrank. Gemixt von unserer Zauberfee. Er hilft gegen allzu großen Abschiedsschmerz... Kaum hörbar gleitet das Boot vom Strand ins Wasser. Zügig nimmt es Fahrt auf. Am Rand der Menge winkt noch einer - ein kleiner Pinguin! Die Kleinen freuen sich darüber.    Kleiner und kleiner wird der Pinguin, das Ufer, die Menschen und das Schloß... Wir werden schneller und gelangen auf das offene Meer. Bald sind wir wieder daheim. Unsere Familie wartet schon. Und was immer wir auch mitbringen an Freude, an Kummer, an Erlebnissen oder an Schmerz - wir wissen, dass wir mit un

Woche 7

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Die letzte Woche brachte nochmal jede Menge Überraschungen mit sich... Die letzte Plastik "So hätt' ichs gern" entstand: Fast zu simpel. Ursprünglich wollte ich sie aus Holz anfertigen. Aber irgendwie tat sich nicht die richtige Idee auf. Außerdem lief mir die Zeit langsam weg. Durch meinen totalen Einbruch in der Woche nach Pfingsten samt Hungerkur, hatte ich echt Zeit verloren. Also schnappte ich mir einen passenden Speckstein, in dem mein "Filzköttel" herum schmusen kann. Vielleicht hat mir einfach die Zeit gefehlt, um weiter meinem Flow folgen zu können... Ich weiß es nicht. Danach habe ich mich jedoch erneut "So isses" zugewandt. Den will ich mir ja nicht aufheben bis in alle Ewigkeit. Also war da die Idee, dass die fertige Plastik quasi nur das "Bergfest" ist. Ich zog alle Nägel und Pins wieder heraus. Da die Pins meinen Humor darstellen, durften die zur Weiterverwendung an die Patienten-Pinnwand. Aus Nägeln und Blumendraht