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Posts mit dem Label "Erinnerungen" werden angezeigt.

Eishockey im Freibad

Die Junisonne brennt vom strahlendblauen Himmel. Es riecht nach Sonnencreme und Wiener Würstchen. Kinderlachen. Eine bunte Luftmatratze schippert vorbei. Ausgelassene Menschen baden vergnügt oder beten die Sonne an, um der Urlaubsbräune schon mal einen Vorschuss zu gewähren. Wer will schon in wenigen Wochen käseweiss sein Handtuch an der Ostsee ausbreiten?! Ich bin 6 Jahre alt und freue mich auf das kühle Nass. Ich kann nämlich schon schwimmen und darf nun in das große Becken. Nur eine Sache finde ich richtig blöd. Ich darf keine Badehose anziehen, obwohl ich für den Schwimmkurs eine gekauft bekam. "Die brauchst Du doch nicht. Die anderen kleinen Kinder haben auch keine an."  Die sind aber noch halbe Babies! Höchstens 2 Jahre alt... Als wir ins Wasser gehen, vergesse ich für kurze Zeit mein "Problem". Im Wasser bemerkt man meine fehlende Badehose ja nicht. Schwimmend und plantschend vergeht die Zeit. Wer blaue Lippen bekommt, muss rasch wieder raus! So bin ich kurze...

Zeit ist relativ

"Dreh dich zur Wand und schlaf' endlich!" Das sind die letzten Worte meiner Mutter, die sie an diesem Abend zu mir sagt. Es ist irgendwann in den 1980-ern und ich bin im Grundschulalter. Wie immer haben wir ein kleines Zimmer zu dritt. Es ist vielleicht 21 Uhr. Vor einer Stunde bin ich zu Bett gegangen. Etwas später, als sonst daheim. Es sind ja Ferien und Urlaub! Aber ich kann einfach nicht einschlafen. Egal wie lange und wie fest ich meine Augen zusammen kneife, sie gehen jedes Mal wie von alleine wieder auf. Meine Eltern schauen einen Krimi auf dem kleinen Kofferfernseher, der im Zimmer steht. Schon alleine deswegen kann ich nicht einschlafen!  Aber ich bleibe zur Wand gedreht liegen. Jetzt nur keinen Fehltritt mehr erlauben. Die letzte Ermahnung hatte an Schärfe schon zugenommen. Also betrachte ich die geschwungenen Rauten in beige und hellbraun auf der Wandtapete. Hier und da hat das Muster kleine Beschädigungen, weil zB. jemand angestoßen oder entlang geschrammt ist...

"Santa Maria"

Es war in den frühen Achtzigern, als Tantchen frisch ins Neubaugebiet eingezogen war... Wir waren bei ihr eingeladen in der kleinen, aber gemütlichen Einraumwohnung. Nach dem Essen tanzten wir ein bißchen zu Schlagermusik. Alle miteinander - also wirklich ALLE: Sie tanzten auch mit mir. Sicher jeder mal, aber in Erinnerung ist mir das mit meinem Papa... 💔  Einer, der mich liebte und stolz auf sein kleines Mädchen war... Irgendein "anderer" Papa, als jener, der heute auf diesem Erdenrund weilt... An dieses Glück, an dieses geliebt und geborgen sein in diesem Moment, kann ich mich noch gut erinnern. Manchmal zu gut...?! Gestern war Orchesterprobe. Neu im Programm ist ein Kaisermania-Medley, welches aus "Warum hast Du nicht nein gesagt", "Santa Maria", "Dich zu lieben" & "Joana" besteht. Es waren vorallem die beiden älteren Songs die mich gestern Abend in diesen alten, aber schmerzhaft schönen Moment zurück katapultierten. Immer wiede...

Aufbruch aus dem Zwergenland

Schon seit geraumer Zeit sind meine Kinder längst keine Zwerge mehr. Der "kleine" Zwerg überragt mich gar um 10 Zentimeter! Die "große" Zwergin hat genau einen Zentimeter vor meiner Haupteshöhe ihr Wachstum eingestellt. Unsere junger Erwachsene strebt schon mit raumgreifenden Schritten ins Leben hinaus: Schreibt ihr Abitur in wenigen Wochen, plant ihr Studium und schmiedet mit ihrem langjährigen Freund an ihrer Seite Pläne, wie einst ihr erstes eigenes Zuhause und ihr gemeinsames Leben aussehen soll. Unser "langer" Teenager geht mit dem Kumpel ins Fitness, besucht den Aufbau-Tanzkurs, trifft sich mit Freudinnen zum Lernen und plant seine erste kurze Urlaubsreise, die er ganz alleine antreten wird. Er besucht für ein paar Tage eine Freundin im Saarland, welche er letztes Jahr im Sommerurlaub mit uns kennen gelernt hat. Sie verlassen also Schritt für Schritt das heimelige Zwergenland... Und das tun sie so ganz anders, als es bei mir vor Jahrzehnten der Fall ...

Mogelpackungen gabs damals schon...

Noch halb im Dusel schnappte mein Hirn heute morgen nach einer alten Erinnerung, die vorbei flog. "Happ" - "Gefangen!" Vorab als Einstieg - der Rahmen dazu: 1988 fand das XIII. Pioniertreffen der DDR im damaligen Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) statt. Als Nachrücker hatte ich das Glück und durfte daran teilnehmen. Ja, "durfte" und "Glück", denn in diesen Tagen hat die DDR nocheinmal alles aufgefahren, was sie eigenlich schon lange nicht mehr hatte (zumindest nicht für die breite Bevölkerung). An einem Samstag Mitte August bestiegen tausende Pioniere aus allen Bezirken der DDR Busse und Züge, um zum Pioniertreffen nach Karl-Marx-Stadt zu fahren. Die ersten Tage waren den sogenannten Friedensmärschen vorbehalten. Das hiess im Kleinen, dass wir auf Wanderungen unsere Heimat und Natur entdeckten. Nicht immer nur politisch, wie man erwarten könnte. Wir gingen ins Freibad, erkundeten Felsen und suchten dort nach Fossilien, lauschten spannenden Räuberg...

Nochmal mit Humor

...vielleicht Galgenhumor? Aber irgendwie muss ich ja damit umgehen. Dunkel war’s, der Mond schien helle, schneebedeckt die grüne Flur, als ein Wagen blitzesschnelle, langsam um die Ecke fuhr. Drinnen saßen stehend Leute, schweigend ins Gespräch vertieft, als ein totgeschoss’ner Hase auf der Sandbank Schlittschuh lief. Und ein blondgelockter Jüngling mit kohlrabenschwarzem Haar saß auf einer grünen Kiste, die rot angestrichen war. Neben ihm ’ne alte Schrulle, zählte kaum erst sechzehn Jahr, in der Hand ’ne Butterstulle, die mit Schmalz bestrichen war. (Autor unbekannt) Hier im Gedicht reihen sich auf witzige Art und Weise die Gegensätze und Verdrehungen nur so aneinander. So war es auch am Freitag vergangener Woche; nur war es alles andere als lustig. Der Körper kommt Schritt für Schritt zur Ruhe. Der Überfall jedoch arbeitet sich nun Schicht um Schicht nach innen durch - Albträume häufen sich. Zeitspannen im Alltag, für die ich keine Erinnerung habe, werden häufiger und länger. Der Ko...

Was war los?!

♧ Hier bei uns gab es eine gigantische Detonation...! Für uns war sie so groß, dass noch die Wellen an der Ostsee in die 'falsche' Richtung vom Ufer wegschwappten... Nichts ahnend kam ich am Freitag kurz nach zwei Uhr von der Autowerkstatt zurück. Mit Schrecken erblickte ich das Auto meiner Mutter. Auch sie war gerade ausgestiegen und wartete offenbar auf meinen Sohn. Gegen meine innere Panik ankämpfend, schnallte ich mich ab. (Ach was, kurz 'Hallo' sagen und weiter zum Hauseingang gehen. Augen-zu-&-durch-Methode!) Kaum dass ich ausgestiegen war, kam sie auch schon auf mich zu... Sie habe jetzt die Lösung gefunden! Alles sei nur ein fataler Irrtum! Ich habe lauter falsche Erinnerungen. Informationen aus dem Internet haben ihr 'die Augen geöffnet'... Hier schreite ich mit meiner ersten Entgegnung ein; dass ich die False Memory Bewegung in Deutschland kenne. Aber ich habe keine Falscherinnerungen. Ich habe mich VOR jeglichem, therapeutischen Kontakt Wochen und...

False Memory Opfer

Das bin ich. Glaubt mir nichts mehr! Denn all meine Erinnerungen sind FALSCH. !!!!!!!!!!! Das sei die Wahrheit... Und: ...leise & sacht deckt der weiße schnee die worte meiner mutter mit seiner unschuld zu.

SkiUNheil

...oder wie Familienfreizeit aussah. Ziemlich bald nach der Wende sind wir im Bayrischen Wald gewesen zum Winterurlaub. Meine Eltern und ich zum Langlaufski fahren, wie wir es vor der Wende auch schon getan hatten. Nur, dass es eben nun nicht mehr unbedingt ins Erzgebirge oder in den Harz ging, sondern stattdessen in die alten Bundesländer. Jetzt beim Zurück-Erinnern und Aufschreiben fällt mir auf, dass Urlaub vor der Wendezeit deutlich harmonischer war, als danach. Nicht nur auf Ausflügen und Skiwanderungen blieb es meist streitfrei; es war auch geselliger. Abends saßen sie mit anderen Erwachsenen zusammen - plauderten, lachten oder spielten Karten. Nach der Wende war es irgendwie anstrengender. Die Leichtigkeit war weg: Auf der Skiwanderung, an die ich mich erinnere, donnerte mein Vater mit Affengeschwindigkeit die Loipe vor uns entlang. Ich hätte gut mithalten können, bemerkte jedoch, dass meine Mutter immer weiter abfiel. Also lies ich mich alsbald etwas zurückfallen, um zu schauen...

Retrospektive

Vielleicht liegt hier schon ein ähnlicher Artikel im Blog herum. Damit weder ihr noch ich lange suchen müsst, schreibe ich noch einmal neu. Auch, weil ich diese Rückschau genau jetzt noch einmal für mich selbst benötige. Es ist erstaunlich, wie riesig bestimmte Räume oder Dinge für kleine Menschen sind… Der Gruppenraum war ein Saal, die Erzieherin eine Riesin und der Rodelberg im Garten sehr hoch. (Der Berg war so hoch, wie ein Komposthaufen.) Im Februar 1980 stehe ich im mittleren Gruppenraum und schaue mich um. Es ist ganz still, denn alle anderen Kinder sind im Garten oder zum Spaziergang unterwegs. Das wird mein Kindergarten, hat Mutti gesagt. Die Holzdielen knarren hier und da ganz leise, wenn ich Schritte mache. Mir gefällt das Geräusch. Ich kenne es nicht aus unserem neu gebauten Wohnblock.  Einige Tage später bringt mich Mutti jeden Tag sehr früh in die alte Villa. Sehnsüchtig schaue ich ihr nach, wie sie sich auf dem Gehweg nochmal umdreht, um zu winken und dann in Richtun...

Was davon gehört zu mir?

...oder besser gesagt, was davon gehört zu den Geschichten meiner Vorfahren? Ich lese ja nicht besonders viel. Ein wenig aber eben doch. Ich gebe zu, ich könnte mir leichtere Kost auswählen, aber letztenendes lese und verstehe ich immer das, was für mein Innen von Interesse ist. Derzeit ist es "Kinder unterm Hakenkreuz- wie wir den Nationalsozialismus erlebten" von Frank Schwieger. Hier erzählen Kinder aus ihrer Sichtweise für Kinder in der heutigen Zeit, wie sie diese Epoche damals erlebten. Dazwischen gibt es stets Kapitel, welche Fakten und Historie hinter diesen Geschichten erklären. Den geschichtlichen Teil lasse ich weg. Das war in der Schule x-mal dran. Es geht um Flucht, Vertreibung, Verstecken und Verstecktwerden, um erlebte Bombenangriffe und überlebten Beschuss von Tiefliegern, welche nicht selten auch Flüchtlingstrecks ins Visier nahmen. Es geht um unglaublichen Hunger und grausame Kälte. Es geht um verlorene Heimat, verlorene Freunde, verlorene Verwandte... Aber ...

Sanfte Landung

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Nach dem Erwachen gegen 3:40 Uhr und einer Autofahrt von knapp 5 Stunden war ich nach genau 5 Jahren und einem Monat wieder da: Am Zauberschlösschen im Zauberwald, wo die Zauberfee 'wohnt'. ♡   Im Zauberschloss herrschte gestern Großeinsatz, da ein Viertel der Patienten an- oder abreisten. Da ich schon kurz nach 9 Uhr da war (und nicht erst 10 Uhr, wie verlangt), hatte ich Glück. Ich war mit eine der Ersten und sparte so viel Wartezeit ein. Ich wartete noch keine 5 Minuten im Foyer auf die Aufnahme, da kam schon unsere Zauberfee mit einem freundlichen Lächeln vorbei geschwebt, grüßte kurz und freute sich sichtlich über unser Wiedersehen. Wir alle im Innen freuten uns auch riesig. Ganz warm wurde es im Herzen... Nach der Aufnahme in der Pflege, Auto ausräumen und Zimmerbezug, hatten wir unser erstes Gespräch mit unserer Zauberfee. Wir knüpften ganz locker und leicht dort an, wo wir vor 5 Jahren die gemeinsam gesponnnenen Fäden niedergelegt hatten. Im ihrem uns wohlvertrauten Spr...

Arbeitsmutti

(...jaja, Du hast richtig gelesen, jetzt kommt ein Kapitel über uns Beide...) Ich habe mir von klein auf immer wieder mütterliche Bezugspersonen außerhalb meiner Familie gesucht, die es gut mit mir meinten. Außerhalb meiner eigenen Familie also, was meine Mutter verständlicher Weise sehr ärgerte, wenn sie diesbezüglich mitbekam, dass ich anderen Frauen mehr anvertraute als ihr. So denn: Die erste Bezugsperson "dieser Art" im Berufsleben war meine Kollegin, die ich dann an einem Muttertag für mich offiziell Arbeitsmutti taufte. Denn das war sie nun mal. Ich bin ihr dankbar, dass sie da war, auch wenn wir in der ersten Zeit mehr Abstand hatten, als später. Sie ist nur wenig jünger, als meine eigene Mutter. Sie war einfach da, wenn es mal wieder kagge lief oder ich "herunter geputzt" wurde... ♡  In dieser ersten Firma, in der ich 3 Jahre Lehrzeit und 3 Gesellenjahre verbrachte, waren vorallem die ersten Jahren sehr schwierig. Das Verhältnis zur Tochter des Chefs und ih...

Kleine Zeitreise

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Zuerst umrunde ich das Haus zur Hälfte. Ich weiß noch, dass es der zweite Eingang ist. Hinter dem Gebäude ist der Wäscheplatz. In Reih und Glied stehen die Wäschestangen. Ob heutzutage bei schönem Wetter noch jemand mit der frisch gewaschenen Wäsche hinters Haus tritt, um erst die Leine zu spannen und dann die Wäsche aufzuhängen? (Wir haben das zumindest damals in unserer ersten Wohnung nach der Jahrtausendwende noch so gemacht...) Heute ist die Wiese jedoch komplett wäschefrei. Die 2 kleinen Stufen zur Wiese, auf denen ich sitze, sind noch genauso da, wie vor über 45 Jahren. Und natürlich ist auch das Fußballspielen nach wie vor untersagt. 😅 Mein Blick geht zur hinteren Haustür, die Fassade hinauf entlang der Balkons. Sie alle - und damit auch ich selbst für kurze Zeit - wohnten da ganz oben. Der Balkon ist vergleichsweise winzig. Damals war er komplett aus Stein, heute ist nur noch die Bodenplatte aus Stahlbeton und die Brüstung aus Metall. Bis heute ist mir schleierhaft, wie diese ...

Vor fast 32 Jahren...

...sind wir uns das letzte Mal begegnet. Wir besuchten mit all den anderen gerade die 8. Klasse der in der ehemaligen DDR auslaufenden Polytechnischen Oberschulen. Die Umstrukturierung auf Unterteilung in Grundschule und nachfolgend Mittelschule oder Gymnasium als weiteren Bildungsweg war in vollem Gange. Ich erinnnere mich, dass dieses letzte Halbjahr auch stark davon bestimmt wurde, wer mit wem an welcher Schule weiterlernen würde. Eins war klar - diese Klasse, die nach vielen Umbrüchen und Krisen endlich gut zusammenhielt und sich gefunden hatte, würde auseinandergerissen werden. Letztendlich blieben 3 an der gewohnten Schule, die zum Gymnasium umgewidmet wurde (darunter ich), einer zog um und ging an ein anders Gymnasium. Der Rest unserer "c" wurde auf "a" und "b" für ein Gnadenjahr im Gebäude aufgeteilt, nur um dann für die 10. Klasse nochmal die Schule zu wechseln. (!) Hätte man das nicht anders lösen können??? "A" waren die Artigen (wer...